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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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hatten, änderte diese Einstellung um keinen Deut.
    Fins waren immer noch Klugscheißer.
    Toshio starrte auf das kleine Instrumentenpaneel seines Wasserschlittens und tat, als beobachte er den Tiefenmesser. Der Schlitten brummte in einer konstanten Tiefe von zehn Metern unter der Wasseroberfläche dahin. Es gab nichts zu regulieren, aber er konzentrierte sich trotzdem auf die Instrumente, als Keepiru längsseits heranglitt-zweifellos, um eine neue Runde seiner Hänseleien zu eröffnen.
    »Kleine Hand, pfeife!« Der schlanke, graue Kleinwal rollte einmal um seine Längsachse und kam dann noch näher, um den Jungen lässig zu beäugen. »Pfeif unsss ein Lied über Schiffe und Weltraum und Heimfahren!«
    Keepirus Stimme hallte aus einer komplizierten Anordnung von Kammern in seinem Schädel und rumpelte wie ein weinendes Fagott. Ebensogut hätte er eine Oboe oder ein Tenorsaxophon imitieren können. »Nun, Kleine Hand? Wo bleibt dein Lied?« Keepiru achtete darauf, daß alle anderen ihn ebenfalls hören konnten. Die anderen Fins schwammen schweigend dahin, aber Toshio merkte, wie sie zuhörten. Er war froh, daß Hikahi, die Führerin der Expedition, zum Kundschaften weit vorausgeschwommen war. Nicht auszudenken, wenn sie hier wäre und Keepiru den Befehl gäbe, ihn in Ruhe zu lassen. Nichts, was Keepiru sagen könnte, käme der Schande gleich, beschützt zu werden wie ein kleines Kind.
    Keepiru rollte sich träge mit dem Bauch nach oben neben den Schlitten des Jungen. Mit langsamen Schlägen seiner Schwanzflosse blieb er mühelos vor Toshios Maschine. Im kristallklaren Wasser des Planeten Kithrup wirkte alles seltsam gebrochen. Die korallenartigen Gipfel der Metallhügel schimmerten wie Berge im Dunst eines langgezogenen Tals. Wehende gelbe Fahnen von Treibgras hingen unter dem Wasserspiegel.
    Ein phosphoreszierender Schimmer lag auf Keepirus grauer Haut, und die nadelspitzen Zähne in seinem langgezogenen, schmalen, Vförmigen Mund glitzerten mit einer spöttischen Grausamkeit, die einfach vergrößert sein mußte... wenn nicht durch das Wasser, dann durch Toshios eigene Phantasie. Wie konnte ein Fin nur so gemein sein? »Willssst du nicht für unsss singen, Kleine Hand? Sing uns ein Lied, dasss uns eine Fischsuppe einbringt, wenn wir diesen sogenannten Planeten verlassen haben und einen freundlichen Hafen finden! Pfeif uns ein Lied, das die Träumer vom Land träumen lässst!«
    Ein Summen der Verlegenheit erfüllte Toshios Ohren, das das feine Sirren des Luftaufbereiters beinahe übertönte. Er war sicher, Keepiru würde jeden Augenblick aufhören, ihn »Kleine Hand« zu nennen und statt dessen den neuen Spitznamen benutzen, den er sich ausgedacht hatte: »Großer Träumer«. Es war schon schlimm genug, verspottet zu werden, weil er den Fehler begangen hatte, zu pfeifen, als er ein Erkundungsteam von Fins begleitet hatte – sie hatten seine gedankenverlorene Melodie mit unbändiger Heiterkeit und zwitscherndem Spott begrüßt –, aber wenn sie ihn jetzt noch mit einem Titel verhöhnten, der fast nur großen Musikern oder Buckelwalen zukam... das war beinahe mehr, als er ertragen konnte. »Ich habe jetzt keine Lust zum Singen, Keepiru. Wieso gehst du nicht mal jemand anderem auf die Nerven?« Toshio empfand es als kleinen Triumph, daß es ihm gelungen war, ein Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. Zu Toshios Erleichterung quiekte Keepiru nur etwas in schrillem, schnellem Gossen-Trinär – es war fast Delphin-Primal, und das an sich war schon wieder eine Beleidigung. Dann schwenkte der Delphin zur Seite und schoß hinauf zur Oberfläche, um zu atmen.
    Das Wasser zu allen Seiten war hell und blau. Schimmernde kithrupanische Fische huschten vorüber, und das Licht funkelte in den Facetten ihrer schuppigen Rücken wie auf reifüberzogenen Blättern, die vom Wind davongewirbelt werden. Ringsumher sah man die verschiedenartigen Farben und Strukturen der Metalle. Die Morgensonne strahlte in das klare, ruhige Seewasser und glitzerte auf den eigentümlichen Lebensformen dieser fremdartigen und unausweichlich tödlichen Welt.
    Toshio hatte kein Auge für die Schönheiten der Gewässer dieses Planeten. Er haßte Kithrup, er haßte das verkrüppelte Schiff, das ihn hergebracht hatte, und er haßte die Fins, die seine Leidensgenossen waren, gestrandet wie er – mit ingrimmiger Lust versenkte er sich in das Erfinden von vernichtenden Erwiderungen, mit denen er Keepiru hätte bedenken sollen.
    »Wenn du es so gut kannst,

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