Sternenfohlen 02 - Der Einhornprinz
hättest kein Geheimnis vor uns haben dürfen.“
„Du hättest es uns doch heute erzählenkönnen, als wir dich fragten, was Das Trihorn gemeint hatte“, sagte Wolke mit gedämpfter Stimme. „Du hast uns angelogen. Du hast gesagt, du weißt es nicht.“
„Es tut mir wirklich leid!“, brach es aus Mondstrahl heraus. „Ich weiß, ich hätte das nicht tun sollen. Aber so war es eben, und ich kann das jetzt leider nicht mehr ändern.“ Aufgebracht galoppierte er davon.
Die Einhörner in der Nähe flüsterten aufgeregt miteinander und trabten dann weg, um ihren Freunden die Neuigkeit zu erzählen.
Wolke wurde das Herz schwer. „Oh weh. So wie es aussieht, weiß sowieso bald die ganze Schule über Mondstrahl Bescheid“, sagte sie zu Sturmwind.
„Ich hoffe, er kann damit umgehen“, erwiderte Sturmwind.
Wolke machte sich große Sorgen. „Das hoffe ich auch.“
5
Bis zum Tee am Nachmittag hatte sich die Nachricht, dass Mondstrahl von königlichem Blut war, in der ganzen Schule verbreitet. Auf einmal wollte jeder sein Freund sein.
Wolke, Sturmwind und Saphira beobachteten, wie Mondstrahl auf der Mondscheinwiese mit einigen Fünft- und Sechstklässlern plauderte. Die älteren Einhörner löcherten ihn mit Fragen: Wie sieht der Palast aus? Wie viele Ställe gibt es dort? Welches Essen und Trinken wird gereicht? Und wie sind seine Eltern denn so? Zuerst schien die ganze Aufmerksamkeit Mondstrahl verlegen zu machen. Aber bald genoss er sie sichtlich.
Einerseits wäre Wolke gerne näher dran gewesen, um zu hören, was er auf all die Fragen antwortete. Andererseits war sie ihm immer noch böse und wollte ihn mit Nichtachtung strafen.
„Mondstrahl hatte anscheinend recht“, sagte Sturmwind mit Blick auf die Gruppe um Mondstrahl. „Sie behandeln ihn tatsächlich anders.“
„Trotzdem hätte er es uns sagen müssen“, beharrte Wolke. „Wir hätten keinen Unterschied gemacht. Wir sind seine Freunde.“
Im selben Moment blies der Oberelf das Signal zur Teestunde. Als die Tische herbeigebracht wurden, wichen die Schüler auseinander und machten Platz für Mondstrahl. Als er an Wolke, Sturmwind und Saphira vorbeitrabte, konnte er ihnen nicht in die Augen sehen.
„Wie es scheint sind wir nicht mehr gutgenug für ihn. Jetzt, wo jeder weiß, dass er ein Prinz ist“, schimpfte Wolke.
Saphira stupste sie an. „Sei nicht dumm. Du weißt doch, dass Mondstrahl nicht so ist. Er hat bestimmt Schuldgefühle, dass er es uns verschwiegen hat.“
Alle Einhörner ließen Mondstrahl am Tisch den Vortritt. Ungestört durfte er sich die feinsten Leckerbissen vom Tisch des Regenbogenhauses aussuchen. Sobald er sich bedient hatte, drängten sich die anderen Einhörner an den Tisch neben ihn. Zwei Fünftklässler, die auch an der Vorrunde teilgenommen hatten, Tiberius und Azur, waren als Erste dort. Azur lächelte Mondstrahl an, und Tiberius schob ihm eine Schüssel mit Karotten zu, damit er sich als Erster nehmen konnte.
Wolke, Sturmwind und Saphira landeten am untersten Ende des Tisches. Während sieihren Imbiss aus Kleie, Gerste und Karotten verspeiste, beobachtete Wolke Mondstrahl. Er plauderte mit Azur und Tiberius über die Vorrunde vom Morgen. Sie schmeichelten ihm, wie gut er gewesen war und dass eigentlich er hätte gewinnen müssen.
Wolke seufzte. Es war seltsam, ohne ihn zu essen. Sie waren stiller ohne ihn. Wolke vermisste das gegenseitige Necken mit ihm. „Ich wünschte, er wäre hier bei uns.“
„Ohne ihn ist es einfach nicht dasselbe“, nickte Saphira.
„Vielleicht können wir ja nach dem Essen mit ihm reden“, schlug Sturmwind vor.
Aber auch dann wichen Azur und Tiberius nicht von seiner Seite.
„Wenn du magst, können wir morgen gemeinsam Flugübungen machen“, hörte Wolke Azur sagen.
„Das würde ich sehr gern tun, aber ich binbereits verabredet“, erwiderte Mondstrahl und sah kurz zu ihnen hinüber. Bestimmt dachte er an die Probe für Saphiras Geburtstagsparty.
Tiberius, ein stämmiges, weißes Einhorn mit dicker weißer Mähne, sah ihn überrascht an. „Aber Azur und ich lassen normalerweise keine jüngeren Einhörner mitmachen.“
„Hm, ja dann …“, Mondstrahl war hin und her gerissen. „Vielleicht könnte ich ja meine Verabredung absagen“, meinte er zögernd.
Wolke traute ihren Ohren nicht. Sie ließ Saphira und Sturmwind stehen und trabte hinüber. „Mondstrahl!“
Mondstrahl merkte, dass sie ihn belauscht hatte, und sah sie schuldbewusst an.
„Mondstrahl, du wirst
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