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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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gern drücken.« Hilflos schielte er auf seine geschienten Arme. »Aber du siehst ja selbst.«
    Jetzt war ich diejenige, die lachen musste.
    Iason tastete sich an der Parkbank entlang und ließ sich darauf nieder. Im selben Augenblick erklang ein Pfiff hinter der Rosenhecke an der Seite des Weges. Barbara und Greta kamen auf uns zu.
    »Das ist ja der reinste Invaliden-Klub hier.« Greta drückte mir einen Kuss auf die Wange und richtete sich dann wieder auf. »Hey, Chauvi, mit der Brille siehst du wie ’n waschechter Macker aus. Geht’s den Augen besser?«
    »Seit heute Morgen erkenne ich ein paar zarte Schattierungen.«
    »Wirklich!?« Vor Freude sprang ich von meinem Rollstuhl auf und bescherte mir damit eine derartige Kopfschmerzattacke, dass ich mich ganz schnell wieder hinsetzte. Jammernd fasste ich an meinen Verband.
    »Mia?« Iason kam sofort zu mir.
    »Geht schon«, sagte ich gepresst.
    Besorgt beugte er sich hinab und stützte sich auf die Armlehnen des Rollstuhls. Er musste tatsächlich Umrisse erkennen, denn er sah mir direkt ins Gesicht. »Du solltest dich wieder hinlegen.«
    »Ich glaub auch.«
    »Wenn sie sich so leicht überzeugen lässt, scheint’s wirklich nötig zu sein«, sagte Greta stirnrunzelnd. »Ich bringe euch rein«, bot sie sich an.
    »Kommst du auch mit?«, fragte ich Tom.
    Der wiegte vorsichtig den eigenen Matschkopf. »Nein, ich erwarte noch Besuch.« Er lächelte geheimnisvoll.
    Wenn Lena hier auftauchte, wäre es ohnehin klüger, schnellstens zu verschwinden. Ein paar Tage hatte ich noch gehofft, sie würde mir jetzt, nachdem Tom wieder bei uns war, verzeihen. Aber sie hatte sich kein einziges Mal bei mir blicken lassen.
    »Bis später dann«, sagte ich und ließ mich von Greta zurückfahren. Barbara hakte sich bei Iason ein.
    Auf dem Weg zum Haus witzelte und spöttelte Greta noch mehr als sonst, irgendwie aufgesetzt kam es mir vor, was mich misstrauisch stimmte. Da Barbara und Iason einige Meter hinter uns waren, beschloss ich, die Gelegenheit zu nutzen. Ich drehte mich zu ihr um. »Wie geht es dir, Greta?«
    Für einen winzigen Moment wurde ihr frecher Gesichtsausdruck unstet, aber dann fing sie sich wieder. »Ganz gut. Zumindest besser als dir.«
    »Komm schon, mir brauchst du nichts vormachen.«
    Sie zog ihre Hand zurück, die auf meiner Schulter gewesen war.
    »Was SAH mit dir gemacht hat …« Ich wusste nicht, wie ich mich ausdrücken sollte.
    »Weißt du, Mia«, sagte sie, »es gibt Dinge, die ändern sich auch nicht, wenn man darüber spricht. Der einzige Weg ist, sie wegzuschließen.«
    Oh, das kam mir bekannt vor.
    »Lust auf ein kleines, vorsichtiges Rennen?« Greta setzte ihr übliches Gretagrinsen auf, und bevor ich antworten konnte, sausten wir den Weg zum Haupttor entlang.
    »Autsch, Greta! Da war ein Hubbel.«
    »Bist du ’ne Frau oder ’ne Hodenmemme!«
    In meinem Zimmer angekommen, sank ich wie betäubt aufs Bett. Einen Moment später kamen auch Barbara und Iason nach. Zunächst plauderten wir noch ein wenig Belangloses, aber dann wurde Iason ernst und wandte sich meinen Freundinnen zu.
    »Greta, Barbara, ich habe noch eine Bitte an euch.«
    »Oh, der Chauvi bittet. Interessant.«
    Barbara stieß Greta von der Seite an.
    »Finn hat es ja schon angedeutet. Ihr dürft wirklich niemandem erzählen, was genau im Bunker geschehen ist. Eure Landsleute sollten nicht erfahren, wie weit wir tatsächlich entwickelt sind.«
    »Warum?«, fragte Barbara.
    »Nun, ihr seht bereits jetzt schon, was unsere Andersartigkeit bei den Irden ausgelöst hat. Wenn sie erfahren würden, wozu wir tatsächlich in der Lage sind, würden sie sich noch unterlegener fühlen. Eines hat uns die Erfahrung hier gelehrt. Irden, die Angst haben, können gefährlich sein. Vielleicht würde man unssogar eures Planeten verweisen. Die Kinder hätten dann keinen Ort mehr, an dem sie in Sicherheit wären. Wir haben nicht vor, euch zu unterwerfen, das müsst ihr mir glauben. Wenn sie aber das Gefühl bekämen, es wäre möglich, würde das Verhältnis zwischen Loduun und der Erde noch angespannter. Es ist ohnehin schon kompliziert.«
    Greta hob den Zeige- und Mittelfinger in die Höhe. »Geht klar. Wir sagen nix.«
    Dass wir uns auf Barbara verlassen konnten, verstand sich von selbst.
    Iason steckte die Hände in die Hosentaschen und nahm eine wesentlich entspanntere Haltung an. »Danke.«
    »Nichts zu danken.« Barbara stand auf. »Jetzt lassen wir euch aber allein.«
    »Babs hat recht«, meinte Greta.

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