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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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dazu, sich zu gruppieren. Gleiches gesellte sich zu Gleichem. Es war wie eh und je, nur in einer anderen Form. Nicht die Hautfarbe oder die Herkunft definierten die Subkulturen;das war nicht mehr möglich auf einem Planeten, wo alle zusammenrücken mussten. Heute war es schlichtweg die Gesinnung, die die Menschheit spaltete. Ihre Überzeugung, die häufig keinen Raum für Andersdenkende ließ; keinen Platz für das, was die Welt eigentlich so bunt machte. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war – ich dachte oft genauso. Vielleicht war es einfach ein Urinstinkt des Menschen, Neues oder Unverständliches erst einmal abzulehnen. Aber jetzt, da wir eine Spezies erwarteten, die fünf Lichtjahre von uns entfernt lebte, rückte man auf der Erde doch zusammen. Plötzlich schienen wir alle gleich. Das war es, was ich in den letzten Tagen auf den Straßen und durch die Medien erfahren hatte. Seit sich die Neuigkeit herumsprach, dass schon in Bälde erste Loduuner die Erde besiedeln würden, war unter den Menschen hier ein völlig neues Wir-Gefühl entstanden.
    Auch wenn Zusammenhalt eigentlich etwas Schönes war, so beunruhigte er mich diesmal. Denn er bedeutete, dass wir den Kindern unserer Nachbarn geschlossen entgegentraten. Es gab nicht viele Tanjas und Berts, die die Loduuner mit offenen Armen erwarteten und aufnehmen wollten. Ich würde mich zu ihnen gesellen, egal, was mich heute hier erwartete.
    Ich wurde immer ungeduldiger.
    Doch es tat sich nichts.
    Also lauschte ich dem Platzen der Kaugummiblasen, die in gleichmäßigen Abständen aus Tanjas Mund quollen. Dann widmete sich mein Gehör dem Klacken ihrer Absätze, das allmählich auch immer ungeduldiger klang. Bert hingegen schien die Ruhe selbst zu sein. Er lehnte, die Hände in den Hosentaschen, an der harten Gummiwand und musterte die ausgesetzte Palme. Aber plötzlich war es so weit.
    Über uns erhob sich ein leises, bebendes Rauschen. Schon bald wuchs es zu einem ohrenbetäubenden Donnern heran, das lauter und lauter wurde. Unsere Gummizelle fing an zu zittern und es war, als würde sie mit Blitzen oder gar einem Feuerstrahlbeschossen. Die Wände wurden heiß, dann begannen sie zu glühen und eine drückende Hitze strömte von draußen herein. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Panik stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, denn Tanja strich mir über den Rücken. Ich spürte ihre Hand kaum, so sehr bebte der Boden. Ihre Lippen formten sich zu einem » Es ist gleich vorbei!«, doch hören konnte ich sie bei dem Lärm nicht.
    Das Donnern wurde noch lauter. Ich fühlte, wie mein Körper im Takt der Erde vibrierte. Tosen, Donnern, Rauschen – und schließlich ein lauter explosionsartiger Knall!
    Der Krach verlor sich mehr und mehr in einem Zischen, das lange anhielt und dann allmählich leiser wurde. Der Boden war wieder hart und starr. Nach einer Weile kühlten auch die Wände ab. Der Geruch von Eisspray drang zu uns hindurch. Dem Zischen nach zu urteilen, wurde unsere Kabine gerade damit abgesprüht. Dem Ganzen folgte eine spannungsgeladene Stille, dann öffnete sich die Decke und der sternengeflutete Himmel breitete sich wie ein Zelt über uns aus. Wie gebannt sah ich nach oben und drehte mich im Kreis, während die Wände um uns herum in der Erde versanken. Jetzt standen wir in einer offenen Halle, die größer war als fünfzig Fußballfelder. Beleuchtet von unzähligen Scheinwerfern wirkte sie wie ein überdimensionales Stadion. Hundert Meter entfernt von uns schwebte ein gigantisches beleuchtetes Raumschiff dicht über dem Boden. Aus seinen Düsen quollen dunkle Rauchschwaden. Das alles erschien mir irgendwie surreal. Es kam mir vor, als wäre ich in einem dieser alten Science-Fiction-Filme, die meine Urururgroßeltern immer auf ihrem – wie hieß dieses Gerät noch mal? Ach ja, Blue-ray-Player – gesehen hatten. Menschen in weißen Raumanzügen liefen herbei, sie löschten mit Schläuchen die Triebwerke und kühlten das Äußere des Schiffes.
    Die Raumfähre war innen hell erleuchtet, und als ich auf die zahlreichen Fenster blickte, sah ich etliche Kinder, die mit großen Augen ihre Nasen an die Scheiben drückten.
    Ich war so überwältigt, dass ich alles wie durch einen Schleier wahrnahm. Aber irgendwann öffnete sich die Tür des Flugriesen. Sie schwenkte mit leisem Brummen langsam nach unten auf, bis sie den Boden berührte.
    Ich wartete gespannt. Die Zeit schien stillzustehen, denn außer einer riesigen weißen Rauchwolke drang nichts aus dem

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