Sternenschweif 08 - Die Macht des Einhorns
der untergehenden Sonne.
„Sternenschweif!“ Laura musste ihn kurz an sich drücken. „Geht es dir gut?“, fragte sie ängstlich. „Warum bist du beim letzten Sprung auf einmal langsamer geworden?“
„Ich hatte das Gefühl, dass du lieber nicht springen wolltest“, antwortete Sternenschweif. „Du hast an den Zügeln gezogen und mich zurückgehalten. Ich wollte auf keinen Fall springen, wenn du Angst davor hast.“
Laura erinnerte sich an das mulmige Gefühl in ihrem Bauch, als sie auf das Hindernis zugesteuert waren. „Ein bisschen komisch war mir schon zumute“, gestand sie. „Es tut mir Leid, wenn ich dich verwirrt habe.“
„Wir haben es dann ja doch noch geschafft“, beruhigte er sie und rieb den Kopf an ihrer Schulter.
Laura umarmte ihn. Sie war so froh, dass ihm nichts fehlte!
„Ich verwandele dich jetzt lieber zurück. Meine Eltern wundern sich bestimmt schon, wo wir so lange bleiben. Aber heute Nacht komme ich zu dir und dann fliegen wir wieder.“
Rasch murmelte sie den Rückverwandlungsspruch und stieg wieder auf.
Während nichts außer Sternenschweifs Hufgeklapper auf der stillen Straße zu hören war, dachte Laura darüber nach, was für ein Glück sie hatte. Es gab nichts, worüber sie mit Sternenschweif nicht sprechen konnte. Ihr wurde ganz warm ums Herz. Sie hatte ihr eigenes Einhorn – was konnte es Schöneres geben!
2
„Du warst aber lange weg“, begrüßte sie Lauras Vater, als sie in die Küche kam.
„Mel, Jessica und ich sind noch gesprungen“, erklärte Laura, während sie ihre Reitstiefel auszog. Buddy legte ihr dabei den Kopf auf die Knie. Der Berner Sennenhund gehörte ihrem Bruder und war mittlerweile fast so groß wie ein Shetland-Pony. Laura streichelte ihn. „Wo ist Mum?“
„Im Arbeitszimmer“, antwortete ihr Vater. „Ich hab ihr versprochen, mich heute ums Abendessen zu kümmern.“
Lauras Mutter schrieb Kinderbücher. Wenn ein Buch sich dem Ende näherte, bekamen sie sie oft stundenlang nicht zu sehen.
Mr Foster schüttete Nudeln in einen Topf mit kochendem Wasser. „Wollt ihr morgen wieder zusammen ausreiten?“
„Aber klar“, antwortete Laura. Sie kraulte Buddys Ohren. „Außerdem müssen wir uns noch um unser Projekt für die Schule kümmern. Wir sollen alle unser Lieblingshobby in der Klasse vorstellen. Dummerweise haben sich zwei andere Gruppen auch für das Thema Pferde entschieden. Uns wird dann wahrscheinlich keiner mehr zuhören.“
„Ich bin ganz sicher, dass euch etwas Besonderes einfallen wird“, versuchte ihr Vater sie aufzumuntern.
Laura seufzte. „Hoffentlich hast du Recht.“
Buddy setzte sich währenddessen mit seinem ganzen Gewicht genüsslich auf ihre Füße. Er presste sich an sie und wedelte mit dem Schwanz. „Buddy ist heute ja besonders anhänglich!“
„Max hat ihn wahrscheinlich immer noch nicht gefüttert“, sagte Mr Foster missbilligend. Er ging zur Küchentür. „Max! Kommst du bitte? Buddy hat Hunger!“
„Ja, gleich!“, ertönte die Stimme von Lauras siebenjährigem Bruder aus dem Wohnzimmer.
„Nein, nicht gleich, sondern jetzt!“, rief Mr Foster zurück.
„Was macht er denn?“, fragte Laura.
„Er sieht sich eine DVD übers Skateboardfahren an. Steven und Leo haben sie ihm geliehen.“
Laura nickte. Seit Steven und Leo ihre Nachbarn geworden waren, war Max ganz verrückt nach seinem Skateboard. Leo und Steven waren acht und zehn Jahre alt und beide große Skateboardfans.
Widerwillig kam Max in die Küche geschlurft und holte Buddys Napf. Mit seinen braunen Locken und seinen braunen Augen sah er seinem Vater sehr ähnlich.
„Ist die DVD gut?“, fragte Laura.
Max’ Miene hellte sich sofort auf. „Einfach genial! Man sieht ganz genau, wie die Sprünge gemacht werden. Leo und Steven können fast alle und ich hoffentlich auch bald. Heute habe ich schon einen richtigen Ollie hingekriegt!“
„Wow … das ist ja toll“, erwiderte Laura. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was ein „Ollie“ war.
„Morgen wollen wir wieder zusammen üben.“ Max stellte den gefüllten Napf auf den Boden.
„Du könntest Steven und Leo auch mal zu uns einladen“, schlug Mr Foster vor.
„Aber wir haben doch gar keinen richtigen Platz zum Skaten“, antwortete Max. „Stell dir vor, sie haben eine richtige Absprungrampe hinter dem Haus.“
„Das sollten wir doch auch hinkriegen“, meinte Mr Foster. „Auf dem Platz, wo früher der Schuppen stand, könnte ich ein oder zwei Rampen für euch
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