Sternenschweif 08 - Die Macht des Einhorns
empor.
„Sternenschweif“, sagte das Einhorn mit dem bronzefarbenen Horn zögernd. Die drei Einhörner schauten einander erstaunt an. Eine Weile sagte niemand etwas.
„Das hätte ich nicht erwartet“, unterbrach das mit dem goldenen Horn beunruhigt das Schweigen. „Er ist noch sehr jung.“
Das dritte Einhorn nickte. „Und er ist erst seit kurzer Zeit mit seiner Einhorn-Freundin zusammen. Dennoch haben sie gemeinsam bereits viel Gutes bewirkt – mehr als manch andere Einhörner und ihre Freunde in vielen Jahren.“
„Das ist wahr.“ Das Einhorn mit dem goldenen Horn schaute die anderen ernst an. „Ich frage mich, wie er unsere Botschaft aufnehmen wird.“
„Es ist niemals leicht“, erwiderte Sidra, das silberne Einhorn, leise. Ihre dunklen Augen schimmerten unergründlich, während sie Sternenschweif noch einen Moment länger betrachtete. „Ich werde es ihm selbst sagen.“
„Wann wirst du aufbrechen?“, fragten ihre Gefährten.
Sidra hob den Kopf, ihr Horn funkelte im hellen Glanz der Sterne. „Noch heute Nacht.“
1
Klingelingelingeling! Verschlafen rieb Laura Foster sich die Augen. Klingelingeling! Der verflixte Wecker klingelte schon wieder. Sie tastete mit der Hand über den Nachttisch, stellte den Wecker aus und sank zurück in die Kissen. „Was für ein Tag ist heute eigentlich?“, überlegte sie schlaftrunken.
Samstag! Aber nicht irgendein Samstag, sondern gleichzeitig der erste Ferientag! Mit einem Mal war Laura hellwach. Eine wundervolle Woche lang musste sie nicht zur Schule gehen, sondern konnte den ganzen Tag mit Sternenschweif zusammen sein!
Bester Laune hüpfte sie aus dem Bett und riss die Vorhänge auf, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Wie jeden Morgen stand Sternenschweif am Gatter und wartete auf sie. Der Tag, an dem ihre Eltern ihr das kleine graue Pony geschenkt hatten, war der allerbeste ihres Lebens gewesen! Oder besser gesagt der zweitbeste. Laura grinste. Sie erinnerte sich noch haargenau an den Tag, an dem sie herausgefunden hatte, dass Sternenschweif kein normales Pony war, sondern … ein Einhorn! Seitdem verwandelte sie ihn nachts, wenn ihre Eltern und ihr Bruder Max schliefen, in seine wahre Gestalt. Jedes Mal aufs Neue kam es ihr wie ein Wunder vor, wenn er dann mit seinem silbern glänzenden Fell und seinem gewundenen Horn tatsächlich vor ihr stand! Dank seiner Zauberkräfte hatten sie gemeinsam schon viele aufregende Abenteuer erlebt. Und dass sie mit ihm hoch über den Baumwipfeln durch die Lüfte fliegen konnte, war dabei nur ein Teil von Sternenschweifs Magie. Laura wusste, dass sie ein Riesenglück hatte: Denn wer außer ihr besaß schon ein Pony und ein Einhorn!
Ruhelos trabte Sternenschweif am Zaun hin und her. Laura runzelte die Stirn. Was hatte er denn? Das sah ihm gar nicht ähnlich. Sonst wartete er immer geduldig am Gatter auf sie. „Wahrscheinlich ist er bloß hungrig“, dachte Laura.
Schnell schlüpfte sie in ihre Kleider. „Heute ist ein toller Tag, toller, toller Tag“, trällerte sie vor sich hin, während sie die Treppe hinuntersprang, rasch einen Apfel aus der Küche holte und zur Koppel lief.
„Guten Morgen, Sternenschweif!“, rief sie schon von weitem.
Kaum war sie bei ihm, rieb Sternenschweif so stürmisch seinen Kopf an ihrer Schulter, dass sie einen Schritt nach hinten machen musste.
„Hoppla, nicht so gierig!“, sagte Laura lachend. „Du kriegst deinen Apfel ja gleich.“
Doch zu ihrer Überraschung interessierte sich Sternenschweif überhaupt nicht für den Apfel. Stattdessen berührte er plötzlich ganz sanft mit seiner weichen Nase erst ihr Haar und dann ihre Wange.
„Nanu, was ist denn heute mit dir los?“, fragte Laura verwundert.
Doch Sternenschweif blickte sie nur unverwandt an. „Sternenschweif?“, fragte Laura beunruhigt. „Stimmt etwas nicht?“
Zu ihrer Erleichterung schüttelte Sternenschweif jedoch den Kopf.
Als Pony konnte er alles verstehen, was Laura sagte, und ihr auf seine Weise antworten. Aber jetzt wünschte Laura sich, er könnte richtig mit ihr sprechen, so wie er es tat, wenn er ein Einhorn war. Sie musste unbedingt wissen, warum er sich so merkwürdig benahm. „Bist du traurig, weil ich dich letzte Nacht nicht besucht habe? Ich wäre wirklich gerne gekommen, aber meine Eltern hatten gestern Abend lange Besuch. Ich bin eingeschlafen, bevor sie zu Bett gegangen sind. Aber heute Nacht fliegen wir wieder. Versprochen!“
Zu ihrer Überraschung schienen ihre Worte
Weitere Kostenlose Bücher