Sternenschweif 09 - Flug durch die Nacht
Kurz davor landete er, damit Laura ihn im Schutz der Bäume wieder in ein Pony verwandeln konnte.
Bevor sie den Verwandlungszauber aufsagte, legte sie ihre Wange an seinen warmen Hals. Eines musste sie noch wissen: „Als du auf der Weide gemurmelt hast, ,Ich muss es ihr sagen’, meintest du gar nicht mich, oder?“
„Nein, natürlich nicht! Ich hatte gerade beschlossen, Sidra zu sagen, dass ich dich niemals verlassen würde.“ Er schnupperte an ihrem Haar. „Es tut mir Leid, dass du solche Angst hattest, ich würde fortgehen.“
„Mir tut es ja auch Leid. Ich hätte dir vertrauen müssen.“
„Und ich dir“, erwiderte Sternenschweif. „Wenn ich dir von Anfang an alles erzählt hätte, hätte ich dir einigen Kummer erspart.“
Laura schüttelte den Kopf. „Wenn ich gewusst hätte, dass Sidra dich nach Arkadia mitnehmen wollte, wäre ich genauso unglücklich gewesen. Aber zumindest hätten wir darüber sprechen können. So wie das unter guten Freunden üblich ist.“
Sie drückte ihm einen Kuss auf die Nase. „Von jetzt an haben wir nie wieder Geheimnisse voreinander. Versprochen?“
„Versprochen!“
Lächelnd sprach Laura den Verwandlungszauber.
Ein Blitz flammte auf und Sternenschweif war wieder ein ganz normales Pony. Bei dem Anblick seines weichen grauen Fells und seiner aufmerksam gespitzten Ohren wurde ihr ganz warm ums Herz. Er war ihr Pony und ihr Einhorn, vor allem aber war er ihr allerbester Freund!
Glücklich schlang sie einen Arm um seinen Hals und gab ihm einen Kuss. „Komm, lass uns nach Hause gehen!“
Leseprobe
Linda Chapman
Sternenschweif
Geheimnisvolles
Fohlen
1
Die Nachtluft strich kühl über Lauras Haut, als sie den dunklen Pfad zu Sternenschweifs Koppel entlanglief. Über ihr funkelten verheißungsvoll die Sterne.
„Genau die richtige Nacht zum Fliegen“, dachte sie. Ein Lächeln voller Vorfreude lag auf ihrem Gesicht. Sie war wirklich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt! Ihr Pony Sternenschweif sah zwar wie ein ganz normales graues Pony aus. Aber nachts, wenn Laura die Zauberworte sprach, verwandelte es sich in ein strahlend schönes Einhorn, das magische Kräfte hatte, reden und sogar fliegen konnte! Laura wusste, dass Sternenschweif nicht das einzige Einhorn war. Überall auf der Welt gab es kleine graue Ponys, die auf der Suche nach dem einen ganz besonderen Kind waren, das ihnen ihre wahre Gestalt geben konnte. Ihre Aufgabe war es, gemeinsam anderen zu helfen. Und heute Nacht brauchte wieder jemand ihre Hilfe. Laura lief noch ein bisschen schneller. Ob Sternenschweif mit ihrem Plan einverstanden war?
Er wieherte vor Freude, als sie an der Koppel ankam.
„Hallo, mein Freund!“, keuchte Laura außer Atem, weil sie so schnell gelaufen war. „Heute Nacht müssen wir unbedingt etwas erledigen!“ Rasch sprach sie die Worte des Verwandlungszaubers:
Silberstern, Silberstern,
hoch am Himmel, bist so fern.
Funkelst hell und voller Macht,
brichst den Bann noch heute Nacht.
Lass dies Pony grau und klein
endlich doch ein Einhorn sein.
Ein violetter Blitz flammte auf und Sekunden später stand Sternenschweif als wunderschönes Einhorn vor ihr. Sein Fell glänzte schneeweiß, Mähne und Schweif schimmerten silbern im Mondlicht.
„Guten Abend, Laura!“, begrüßte er sie und blies ihr sanft seinen warmen Atem ins Gesicht. „Wer braucht denn diesmal unsere Hilfe?“
„Buddy“, antwortete Laura wie aus der Pistole geschossen. Der Berner Sennenhund gehörte ihrem kleinen Bruder Max. „Er ist schrecklich traurig, weil Max für ein paar Tage einen Freund in der Stadt besucht. Max ist noch nie länger als einen Tag weg gewesen und Buddy vermisst ihn fürchterlich! Er will nicht rausgehen, er will nicht spielen, nicht einmal sein Futter rührt er an!“
„Aber wie können wir ihm helfen?“, fragte Sternenschweif.
„Ich habe mir überlegt, dass du Buddy vielleicht sagen könntest, dass Max bald wieder zu Hause ist? Ich glaube, er denkt, dass er nie wiederkommt.“
Sternenschweif nickte. Als Einhorn konnte er sich mit allen Tieren unterhalten. „Ich kann es zumindest versuchen. Aber ist es nicht zu gefährlich, wenn er mich als Einhorn sieht?“
„Daran habe ich auch schon gedacht“, gestand Laura. Bisher hatten Sternenschweif und sie ihr Geheimnis sorgfältig vor Buddy verborgen. Sie hatten Angst gehabt, dass der Hund sich sonst in Sternenschweifs Gegenwart merkwürdig benehmen würde.
„Aber Buddy ist kein Welpe mehr. Er wird bestimmt
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