Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
seinen Nacken und gab ihm einen Kuss. »Das ist allein meine Entscheidung.«
»Wenn du stirbst, werde ich dir folgen. Ich will nicht mehr ohne dich leben. Denk daran, bevor du eine Dummheit begehst. Mein Leben liegt in deiner Hand.«
Sie rollte sich von ihm hinunter, kuschelte sich in seine Armbeuge und schloss die Augen. »Es wäre leichter, wenn du mir die Wahrheit sagst, mich nicht ausschließt aus deinem Leben.«
Er seufzte. »Das ist Erpressung. Aber gut. Hast du von der Band gehört, die auf dem Internat ihren Abschluss macht?«
»Ja, die Stargazer. Michelle ist furchtbar aufgeregt deswegen.«
»Sie soll sich keine falschen Hoffnungen machen. Es sind Sternenseelen.«
Lilly richtete sich abrupt auf. »Wirklich?« Das konnte sie nicht glauben. Mikael hatte völlig normal gewirkt und so gar nicht wie ein Zombie – im Gegensatz zu Raphael. Aber auch Felias merkte man tagsüber kaum etwas an. Bisher hatte sie sich nie viele Gedanken darüber gemacht, warum Raphael im Gegensatz zu seinem Freund solche Schwierigkeiten hatte. Nur am Alter konnte es nicht liegen, denn Felias war fast ein Jahrhundert jünger. »Was wollen sie hier?«
»Sie sind Sternenjäger.«
Sie runzelte die Stirn. Den Begriff kannte sie nicht. Sie wusste ohnehin sehr wenig über das Leben der Sternenseelen. Raphael gelang es immer wieder, sie abzulenken, wenn sie ihn danach fragte. Sie sah ihn fragend an, woraufhin er ergeben seufzte.
»Während unsere Gruppe an einem Ort lebt, um eine Aufgabe zu erfüllen, reisen andere Sternenseelen durch die Welt und töten Sternenbestien.«
»Das bedeutet, dass wieder eines dieser Monster an unsere Schule kommen wird«, hauchte Lilly, und ihre Nackenhaare stellten sich vor Angst auf.
Er nickte. »Uns steht ein neuer Kampf bevor.«
In ihr zog sich alles zusammen. »Kann ich dich irgendwie davon überzeugen, dich aus der Auseinandersetzung herauszuhalten?«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist meine Pflicht, und wenn wir uns ihnen nicht in den Weg stellen, wer soll es dann tun? Die Menschen sind auf unseren Schutz angewiesen.«
»Ich ertrage nur den Gedanken nicht, dich zu verlieren«, flüsterte sie.
»Das wirst du nicht.« Er küsste sie sanft, und sie ließ sich vollkommen in seine Liebkosung fallen, seufzte auf, als seine Finger über ihren Nacken strichen und dann ihren Rücken hinunterglitten. Seine Berührungen wurden leidenschaftlicher, während seine Zunge tief in ihren Mund eintauchte und sie in ein kunstvolles Spiel verstrickte. Seine linke Hand wanderte unter ihren Pullover, streichelte ihren flachen Bauch und die Senke zwischen ihren Brüsten. Ein Schauer überlief sie, und sie lehnte sich nach hinten, um sich ihm ohne die geringste Scheu darzubieten. Ihr Atem beschleunigte sich, als er sich vorbeugte und zärtlich an ihrem Kinn knabberte. Hastig zog sie ihm sein Shirt über den Kopf und strich ehrfurchtsvoll über seine muskulösen Schultern, küsste seinen Nacken. Er war viel zu schön, um wahr zu sein. Gott, wie sehr sie ihn liebte!
Ihr rasendes Herz gab den Rhythmus vor, während sie sich gegenseitig auszogen, die Nähe des anderen suchten und ihre nackten Leiber aneinanderpressten. Sie stöhnte auf, als er in sie eindrang, dann verschwamm alles in einem Nebel reinster Lust.
Erst viel später lagen sie erschöpft unter der Decke, und sie schlief wie fast jede Nacht in seinen Armen ein. Später würde er sich offiziell bei ihrer Mutter verabschieden, nur um sich daraufhin in ihr Zimmer zu schleichen und über ihren Schlaf zu wachen.
6
† A m nächsten Morgen wurde Lilly noch vor Beginn der ersten Stunde zur Rektorin zitiert. Mit einem mulmigen Gefühl betrat sie das dämmrige Büro, während sie den Zettel mit einem alten Liebesgedicht, den sie heute Morgen in dem Versteck gefunden hatte, umklammerte.
Mein Herz kann nimmer schlagen
Als nur für dich allein.
Ich bin so ganz dein Eigen,
So ganz auf immer dein.
Die Rektorin hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie es nicht guthieß, dass Raphael sich mit Lilly eingelassen hatte. Sie war eine harte Frau, die nur dafür lebte, die Sternenseelen zu schützen, und sie umgab eine Furcht einflößende Aura. Etwas wand sich schlangengleich unter ihrer Haut, schien immer kurz davor zu sein herauszubrechen. Eine Erinnerung an die schrecklichen Experimente, die ihr ehemaliger Verlobter mit ihr durchführte, als eine Sternenbestie Besitz von ihm ergriff.
»Setzen Sie sich«, sagte Madame Favelkap mit einem verkrampften Lachen. »Wir
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