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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Mitplanetarier fast jeden Tag seit zwei Jahren sah, verstand er ihn nicht. Denn dieser Mann war ein Mensch mit zwei Gesichtern, ein Janus, ein doppelgesichtiges Wesen. In der Öffentlichkeit präsentierte er sich als unerbittlicher Vertreter des Glaubens, doch sobald er sich in seine Privatgemächer zurückgezogen hatte, zerbrach dieser Schutzschild seiner Überzeugung. Dann wirkte er von der Last seiner Verantwortung bedrückt, von Zweifeln und Gewissensbissen gequält.
    Die Vikare belagerten ihn Tag und Nacht. Gleich schwarzen schwatzenden Harpyien forderten sie stets neue Maßnahmen der Unterdrückung, die ihnen auch meistens gewährt
wurden. So litt die Bevölkerung nicht nur unter den Hinrichtungen am Feuerkreuz und den dem Gemeinwohl dienenden Auslöschungskampagnen, sondern auch an öffentlichen Demütigungen, die in Form von Selbstauspeitschungen oder anderen körperlichen oder geistigen Torturen stattfanden.
    Der Muffi sank auf die Knie und breitete die Arme aus. Tränen liefen über seine bleichen Wangen. Er bot das Bild eines entrückten Mystikers, wie ihn der große Armonius d’Estrée in seinem holographischen Werk über die Gnade und andere göttliche Offenbarungen beschrieben hatte.
    Adaman Mourall war nicht das erste Mal Zeuge einer Verzückung Barrofill XXV., doch dieser Anblick löste stets Unbehagen in ihm aus. Musste sich der Oberste Hirte an dem Anblick dieser Körper weiden, um den Zustand der Gnade zu erlangen?
    Die triste Atmosphäre in dieser Krypta zerrte an den Nerven des Exarchen, denn außer dem Abscheu vor diesen Halbtoten fühlte er nichts als ein krankhaftes Verlangen nach dem kleinen Mädchen, während ihm die beiden Frauen und der Mann völlig gleichgültig waren. Es drängte ihn, den Raum so schnell wie möglich zu verlassen, auch wenn er sich im Bischöflichen Palast gleich einem geschickten Steuermann durch ein Meer aus Intrigen, Komplotten und Attentaten lavieren musste. Aber dort hatte er wenigstens das Gefühl, lebendig zu sein.
    Nach einer Ewigkeit, so schien es dem Ersten Sekretär, löste sich der Muffi aus seiner Erstarrung und erhob sich, ohne seine Tränen zu trocknen.
    »Nimmst du denn gar nichts wahr, mein lieber Adaman?«, fragte er, und seine Stimme hallte hohl an den Wänden des Raumes wider.

    Der Exarch erstarrte und tat so, als lausche er. Dann schüttelte er den Kopf. Immer stellte der Muffi dieselbe Frage, und immer duzte er ihn dann. Doch auch seine Antwort war immer dieselbe.
    »Ich kann keine innere Stimme vernehmen, Eure Heiligkeit. Ich bin nur ein unwürdiger Diener des Kreuzes, ein Nichts unter all jenen, die Euch zu Diensten sind …«
    »Für die Kirche zählt nicht der Rang, sondern der Verdienst eines jeden seiner Getreuen.«
    »Dann muss mein Verdienst ein sehr geringer sein, denn Er spricht nicht zu mir.«
    »Hört auf, Euch geringzuschätzen, mein lieber Adaman. Lernt vielmehr, auf die Stimme Eurer Seele zu hören!«
    Verärgert wechselte der Erste Sekretär das Thema. »Was ist aus diesem Tixu Oty geworden, dem mußmaßlichen Vater des kleinen Mädchens?«
    »Er ist verschwunden. Einige meinen, er sei tot, andere, er habe den Verstand verloren und irre von einer Welt zur anderen, manche sagen, er habe in einem Paralleluniversum Zuflucht gefunden und bereite seine Rückkehr vor. Seine Anhänger nennen ihn Sri Lumpa oder Sri Lumba. Es bedeutet Herr der Echsen in der Sprache der Ureinwohner des Planeten Zwei-Jahreszeiten.«
    »Hat er denn nie ein Lebenszeichen von sich gegeben? Und haben seine Mitläufer nie versucht, die vier Tiefgefrorenen zu befreien?«
    »Gerade deshalb hat der Seneschall die Sarkophage auch über ein Standardjahr im alten Palast ausstellen lassen. Er hatte die Hoffnung, genau das werde geschehen. Aber entweder existieren die Krieger der Stille nicht, oder sie verfügen nicht über die magischen Kräfte, die das Volk ihnen zuschreibt. Jedenfalls hat der Köder des Seneschalls
nichts genützt. Und schließlich hat er meiner Bitte entsprochen.«
    »Und warum war Euch so viel daran gelegen, Eure Heiligkeit?«
    Der Muffi schritt zwischen den Särgen auf und ab. Aus den Kryogentanks drang ein leises Summen. Eine Weile musterte er Aphykit Alexus Gesicht, als versuchte er, ihr Geheimnis zu lüften.«
    »Die Krieger der Stille sind Feinde der Kirche des Kreuzes, Feinde des Wahren Wortes und des Glaubens, deshalb steht es allein Uns zu, sie zu überwachen«, antwortete er gelassen. »Außerdem erschien es Uns als dringlich, diese

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