Sternhagelgluecklich
einfach seine Ruhe und mit niemandem etwas zu tun haben möchte. Wenn die internationale Jugend in der Sprachschule nebenan auf Spanisch und in siebzehn anderen Sprachen an der Tischtennisplatte und aus dem Fenster heraus ihrer Lebensfreude laut Ausdruck verleiht, würden sich sicherlich viele mit ihnen freuen. Andere würden statt der Lebensfreude immerhin die optischen Reize der Südländerinnen zu schätzen wissen. Bei mir kommt nur eins an: Lärm.
Wenn das Telefon klingelt, freue ich mich nicht wie andere Menschen, dass jemand mit mir sprechen will. Ich denke: Wer will denn jetzt schon wieder was?! Wenn etwas gut läuft, wenn etwas geklappt hat, wenn ich ein Lob bekomme, freue ich mich etwa vier Sekunden lang darüber. Dann denke ich darüber nach, was ich als Nächstes tun muss.
Ich bin lieber drinnen als draußen, meckere lieber, statt zu loben, und bin leider viel zu oft neidisch auf die Erfolge meiner Mitmenschen. Aber zu diesen schönen Eigenschaften und ihren Auswirkungen auf das Lebensglück später mehr.
Das Happy-o-Meter
Für fast alles, was uns umgibt, existieren objektive Einheiten und geeichte Messgeräte. Wie kalt es in einem Raum ist, können wir an einem Thermometer ablesen (es sei denn, wir sind in den USA, wo uns die verrückten Amerikaner erst noch Rechenaufgaben abverlangen, bevor wir erfahren, wie viel Grad Celsius sechsundneunzig Grad Fahrenheit sind). Wenn wir wissen wollen, ob der Rasenmäher hinter unserem Haus oder das Düsenflugzeug am Himmel lauter ist, können unsere Smartphones dies mittlerweile aufs letzte Dezibel genau messen.
Schwieriger wird es mit dem Glück. Hier gibt es weder eine überprüfbare Einheit noch präzise Messinstrumente. Nicht dass zahlreiche Wissenschaftler nicht alles versucht hätten, um selbige zu entwickeln. Sie analysierten Gehirnströme, um herauszufinden, in welchen Regionen bei positiven Emotionen mehr Aktivität zu beobachten war. (Im linken präfrontalen Kortex.) Sie zählten, wie oft Menschen blinzeln. (Wenn wir glücklich sind, seltener, als wenn wir unglücklich sind.) Sie maßen die elektrischen Signale, die die Muskeln in unserem Gesicht erzeugten. (Wenn wir lächeln, wird der Zygomaticus major in unseren Wangen aktiviert, bei Sorgen oder Ärger der Corrugator supercilia auf unserer Stirn.) Meines Wissens gibt es noch keine Studie, die versucht hat, das Glücksniveau in einem Unternehmen mit der Anzahl der verkauften Schokoriegel in der Firmenkantine zu korrelieren – aber sollte jemand für so etwas einen Forschungsetat übrig haben, kann er sich jederzeit gerne an mich wenden.
Ganz gleich welche Maßnahmen die Forscher anwendeten, um das Glück der Versuchspersonen zu messen: Am Ende kamen sie fast immer zu dem Ergebnis, dass das genaueste Messgerät ein sehr einfaches, wenn nicht gar banales war. Statt sie zu verkabeln, ihren Hautwiderstand oder die Tätigkeit ihrer Schweißdrüsen zu messen, erwies es sich als am hilfreichsten, die betreffende Person möglichst zeitnah zu fragen, wie glücklich sie war – zum Beispiel auf einer Skala von eins bis zehn.
Ich habe mir an dieser Erkenntnis ein Beispiel genommen: Wenn ich also in diesem Buch feststelle, dass mich Tätigkeit X glücklich macht, Tätigkeit Y jedoch nicht, dann basiert dies auf meinem zutiefst subjektiven Eindruck in jenem Moment. Und nicht auf einem Labortest, der nachweist, dass in meinem Blut dieses oder jenes Hormon nach Tätigkeit X höher konzentriert war als nach Tätigkeit Y. 5
Der Knopf ohne Wirkung
Noch viel spannender als die Frage, wie man Glück messen kann, ist jedoch eine andere: Können wir beeinflussen, wie glücklich wir sind?
Jeder von uns kennt Menschen, die auch dann noch gute Laune haben, wenn eine Sturmböe gerade ihren Regenschirm zu einer Schultüte am Stil umgedreht hat und der Regen ihnen waagerecht ins Gesicht klatscht. Die glücklich und ausgeglichen sind, selbst wenn es in ihrem Leben gerade drunter und drüber geht. Die eine Kündigung abschütteln wie ein Hund das Wasser in seinem Fell und noch in der verkorkstesten Urlaubsreise etwas finden, worüber sie aus vollem Herzen lachen können.
Gleichzeitig gibt es Menschen, bei denen auch eine extrem gute Nachricht sofort von Selbstzweifeln, Unzufriedenheit oder Antriebslosigkeit geschluckt wird wie eine Bowlingkugel von Treibsand. Bei vielen dieser Menschen hat man den Eindruck: Sie können tun, was sie wollen, und es kann ihnen passieren, was mag – sie bleiben stets latent
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