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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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zurückgekehrt. Zeb hatte sich den Knöchel gebrochen – sie sah seinen verdrehten Fuß, der einen seltsamen Winkel bildete, und fühlte sich hundeelend.
    Rumer hatte in der vergangenen Woche einem verletzten Kaninchen, in der Woche davor einem ausgesetzten Hund, im Juli einem Rotkehlchen mit gebrochenem Flügel und im Juni zwei neugeborenen mutterlosen Kätzchen helfen können. Sie besaß Gespür und Geschick, wenn es galt, verletzte Tiere zu verarzten, aber ihre Gefühle für Zeb waren so stark, dass sie ihn nicht anzurühren wagte. Sie kauerte sich neben ihn und sah in seine blauen Augen.
    »Zeb«, flüsterte sie hilflos und wünschte sich brennend, sie wäre in der Lage, Hand anzulegen und seinen Knöchel zu schienen, wie es ihr bisweilen bei Katzen, Eichhörnchen und Kaninchen gelungen war, aber sie fürchtete, ihm noch mehr Schmerzen zuzufügen, wenn sie es versuchte.
    »Was ist passiert?«
    Die Stimme kam von hinten, aber Rumer musste sich nicht einmal umschauen. An der Art, wie Zeb bestrebt war, sich aufrecht hinzusetzen, um in den Augen der schönsten Hexe von Black Hall nicht als Schwächling zu erscheinen, erkannte sie, dass Elizabeth aus dem Haus getreten war.
    »Ich habe versucht, eine Sternschnuppe zu fangen«, versuchte Zeb zu scherzen.
    »Ich hörte, wie jemand meinen Namen rief«, sagte Elizabeth. »Doch als ich aus dem Fenster blickte, sah ich nur euch beide, bei eurem Absturz vom Dach. Alles in Ordnung, Zeb?«
    »Alles bestens«, antwortete Rumer, aber dem war nicht so. Sein Gesicht wurde schneeweiß; sie hatte verletzte Kaninchen gesehen, die einen Schock erlitten hatten, genau das geschah jetzt. Trotzdem zog er sich tapfer hoch und stützte sich auf seinen Ellenbogen, um vor Elizabeth nicht als Memme dazustehen. Rumer blieb nichts anderes übrig, als ihn mit ihrer Schwester allein zu lassen und durch den Garten zu laufen, um vom Telefon der Mayhews aus die Shoreline-Ambulanz zu rufen.
    »Um Eindruck bei mir zu schinden, hätte es gereicht, auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen«, sagte Elizabeth, und als Rumer sich umblickte, sah sie, wie ihre Schwester Zeb über die Stirn strich. »Warum verbringst du deine Zeit damit, Sternenlicht hinterherzujagen? Mehr ist es schließlich nicht. Bis dieses Licht durch den Weltraum zu uns gelangt, existiert der Stern möglicherweise gar nicht mehr. Komm auf den Boden der Tatsachen zurück, Zeb, auf die Erde. Dorthin gehören die Menschen.«
    »Ja?« Zebs Stimme klang willenlos, als würde er ihren Worten ernsthaft zuhören. »Auf die Erde?«
    »Auf die Erde«, wiederholte Elizabeth, und in diesem Augenblick hasste Rumer ihre Schwester wegen ihrer Schönheit, die so machtvoll war, dass sie Zeb blind für seine Träume machte, aber noch mehr hasste sie Zeb, der sich davon blenden ließ.

1
    D as Schild »Zu verkaufen« hatte so lange dort im Efeu gestanden, dass es Teil der Landschaft zu sein schien, und dann war es auf einmal verschwunden. Anfang Juni erwachte Hubbard’s Point wieder zum Leben, so dass es allen auffiel. Wenn die Bewohner ihren Abendspaziergang durch die Sackgasse zum Point machten und zum ehemaligen Mayhew-Anwesen hinaufblickten, pflegten die Paare Mutmaßungen darüber anzustellen – laut genug, dass Rumer Larkin es hören konnte –, wer die neuen Besitzer sein mochten.
    Rumer war selbst gespannt, wenn auch in Maßen. Das Haus hatte, ungeachtet dessen, wie oft es in andere Hände übergegangen war, nur einen Besitzer gehabt, der zählte – und Zeb hatte es vor zehn Jahren veräußert, nach der Scheidung von Elizabeth.
    Sie wusste, dass es zwei Arten von Menschen gab, die es zum Kap zog. Solche wie ihre Familien, die für immer blieben, und diejenigen, für die der Wert einer Immobilie wichtiger war als der schlichte Frieden der malerischen Landschaft. Letztere kamen und gingen. Die langjährigen Bewohnerinnen des Kaps – oder les Dames de la Roche, wie Winnie Hubbard sie nannte – beobachteten das Treiben, ohne darüber viele Worte zu verlieren.
    Es dämmerte. Die Luft war erfüllt vom Duft des Geißblatts und der Strandrosen. Blassblaue und weiße Spitzenhortensien blühten entlang der Garage und der Steinmauer. Kiefern und Zwergeichen, Wahrzeichen von Hubbard’s Point, wuchsen in sämtlichen Gärten. Das Geräusch, das ihr Vater machte, der den Boden seines Bootes abschmirgelte, drang bis zu ihr herüber. Rumer spähte aus dem Küchenfenster, strich sich das weizenblonde Haar aus den Augen und wusste, dass es an der Zeit

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