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Sterntagebücher

Sterntagebücher

Titel: Sterntagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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sich, indes er selbst sich räusperte und in seiner Rede fortfuhr: »Eure Geschichte ist mir bekannt. Was für eine herrliche Sache, die Menschheit! Freilich, alles zu wissen gehört zu meinen Pflichten. Unsere Delegation wird zum Punkt dreiundachtzig der Tagesordnung sprechen und vorschlagen, euch als vollberechtigtes, ordentliches Mitglied der Organisation aufzunehmen… Das Beglaubigungsschreiben haben Sie doch nicht etwa verloren?« warf er so überraschend ein, daß ich erbebte und heftig verneinte. Ich hielt die Pergamentrolle, die vom Schweiß schon etwas durchweicht war, fest mit meiner Rechten umklammert.
      »Gut«, hob er von neuem an, »ich werde also, nicht wahr, eine Rede halten und eure großen Errungenschaften darlegen, dank denen ihr berufen seid, einen Platz in der Sternenliga einzunehmen… Das ist, müssen Sie verstehen, eine altmodische Formalität. Ihr rechnet doch nicht etwa mit oppositionellen Auftritten, wie?«
      »Nein… Ich glaube kaum«, versetzte ich leichthin.
      »Natürlich! Woher auch! Also eine Formalität, nicht wahr, dennoch benötige ich gewisse Angaben. Fakten, Einzelheiten, verstehen Sie? Verfügt ihr über die Atomenergie?«
      »Selbstverständlich!« versicherte ich eilfertig.
      »Wunderbar. Richtig, das habe ich ja hier. Der Vorsitzende hat mir seine Notizen dagelassen, aber seine Schrift, na ja, also, wie lange verfügt ihr schon über diese Energie?«
      »Seit dem 6. August 1945!«
      »Ausgezeichnet. Was war das? Die erste Atomkraftstation?«
      »Nein«, erwiderte ich; ich spürte, wie ich rot wurde. »Es war die erste Atombombe. Sie zerstörte Hiroschima…«
      »Hiroschima? Etwa einen Meteor?«
      »Keinen Meteor… Eine Stadt.«
      »Eine Stadt…«, sagte er mit einer gewissen Unruhe. »Wie soll man das sagen…« Er sann eine Weile nach. »Besser, gar nichts sagen«, entschied er plötzlich. »Nun gut, aber gewisse positive Seiten muß ich unbedingt anführen. Bitte nennen Sie etwas, rasch, gleich sind wir da.«
      »Äh… äh… die kosmischen Flüge«, begann ich.
      »Die verstehen sich von selbst, sonst wären Sie nicht hier«, erklärte er, etwas zu schnippisch, wie ich meinte. »Wofür verwendet ihr den größten Teil eures Nationaleinkommens? Na, bitte erinnern Sie sich, vielleicht irgendwelche gewaltigen Produktionsanlagen, Architektur im kosmischen Maßstab, Startrampen auf Sonnenschwerkraftbasis, wie?« suggerierte er mir hastig.
      »O ja, es wird gebaut, o ja…«, versetzte ich. »Das Nationaleinkommen ist nicht allzu hoch, viel verschlingt die Rüstung…«
      »Was rüstet ihr denn aus? Kontinente? Gegen Erdbeben?«
      »Nein… Soldaten… Ganze Armeen…«
      »Was ist das? Ein Hobby?«
      »Kein Hobby… Innere Konflikte«, stammelte ich.
      »Das ist keine Empfehlung«, sagte er mit sichtlichem Unbehagen. »Aber Sie sind doch nicht schnurstracks aus einer Höhle hierhergekommen! Eure Gelehrten müßten doch längst berechnet haben, daß eine planetarische Zusammenarbeit stets nutzbringender ist als ein Kampf um Beute und um Hegemonie!«
      »Sie haben es, sie haben es, aber es gibt Ursachen… historischer Natur zum Beispiel.«
      »Lassen wir das!« sagte er. »Ich habe euch doch hier nicht als Angeklagte zu verteidigen, sondern euch zu empfehlen, eure Verdienste aufzuzählen und eure Tugenden. Verstehen Sie mich?«
      »Ich verstehe.«
      Meine Zunge war so steif, als wäre sie eingefrostet, der Kragen des Frackhemds würgte, der Brustlatz wurde weich vom Schweiß, der in Strömen floß, ich blieb mit den Beglaubigungsschreiben an den Orden hängen und riß den obersten Bogen ein. Der Tarrakaner, in Gedanken schon mit anderen Dingen beschäftigt, wurde ungeduldig; er versetzte in herrisch-verächtlichem Ton, jedoch mit unerwarteter Ruhe und Sanftmut (ein ausgefuchster Diplomat!): »Dann werde ich lieber von eurer Kultur sprechen. Von euren großen Errungenschaften auf diesem Gebiet. Ihr besitzt doch eine Kultur?« fragte er unvermittelt.
      »O ja, wir haben eine! Wunderbar!« versicherte ich.
      »Das ist gut. Kunst?«
      »O ja! Musik, Poesie, Architektur…«
      »Also doch Architektur!« rief er. »Vortrefflich. Das muß ich mir notieren. Explosive Mittel?«
    »Wieso explosive?«
      »Na, schöpferische Explosionen, gesteuerte, zur Klimaregelung, zum Verschieben von Kontinenten, von Flußbetten – habt ihr das?«
      »Vorläufig nur Bomben…«, sagte ich und fügte flüsternd

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