Sterntagebücher
Sturheit ärgern wirst wie ich jetzt – wenn du selbst erst den Mittwoch erreichst!«
»Ach, einen Moment!« rief ich. »Soll das heißen, daß ich am Mittwoch, wenn ich du sein werde, versuche, den Ich vom Dienstag zu überzeugen, wie du das in diesem Augenblick tust, nur daß dann alles umgekehrt sein wird? Du wirst ich sein und ich du? Ich verstehe. Darin besteht ja die Zeitschleife. Warte, ich komme, ich komme gleich, ich habe schon begriffen…«
Bevor ich mich jedoch vom Fußboden erhoben hatte, fielen wir in einen neuen Strudel, eine ungeheure Schwerkraft drückte uns platt gegen die Decke.
Die entsetzlichen Sprünge und Erschütterungen hörten die ganze Nacht von Dienstag zu Mittwoch nicht auf. Als es etwas ruhiger geworden war, wurde ich von dem in der Kajüte herumfliegenden Band der Allgemeinen Relativitätstheorie an der Stirn getroffen und verlor das Bewußtsein. Als ich die Augen aufschlug, erblickte ich das zerschlagene Geschirr und dazwischen einen liegenden Menschen. Ich sprang sogleich auf und sagte, während ich ihn aufhob: »Steh auf! Hast du dir etwas getan?«
»Nein«, erwiderte er, während er die Augen aufmachte. »Von welchem Wochentag bist du?«
»Vom Mittwoch«, antwortete ich. »Gehen wir rasch die Steuerung ausbessern, schade um die Zeit.«
»Und wo ist der vom Montag?« fragte er, während er sich aufsetzte. Er hatte ein blaues Auge.
»Der ist nicht mehr«, sagte ich, »das heißt… der bist offenbar jetzt du.«
»Wieso ich?«
»Na, weil der vom Montag in der Nacht vom Montag zum Dienstag der vom Dienstag geworden ist, und so weiter.«
»Verstehe ich nicht.«
»Macht nichts, du bist es nur nicht gewohnt. Aber komm, schade um die Zeit!«
Während ich das sagte, sah ich mich schon nach dem Werkzeug um.
»Gleich«, erwiderte er langsam, ohne auch nur einen Finger zu rühren. »Heute ist Dienstag. Wenn du vom Mittwoch bist und bis zu diesem Augenblick die Steuerung nicht repariert ist, so geht daraus hervor, daß uns etwas daran hindern wird, sie auszubessern, denn sonst würdest du, am Mittwoch, mich nicht dazu bewegen wollen, daß ich, am Dienstag, sie mit dir gemeinsam repariere. Vielleicht ist es also besser, wenn wir erst gar nicht hinausgehen.«
»Du phantasierst!« schrie ich in äußerster Wut, »Mann, ich bin vom Mittwoch, und du bist vom Dienstag…«
Und so begannen wir uns zu streiten, in umgekehrten Rollen, wobei er mich tatsächlich bis zur Weißglut brachte, denn er wollte immer noch nicht die Steuerung mit mir in Ordnung bringen, und ich schimpfte ihn völlig vergebens einen hartnäckigen Esel. Als es mir schließlich gelang, ihn zu überzeugen, gerieten wir in den nächsten Gravitationsstrudel. Kalter Schweiß trat mir auf die Stirn, als ich daran dachte, daß wir uns nun in dieser Zeitschleife im Kreise drehen würden, bis in alle Ewigkeit. Aber zum Glück war das nicht der Fall. Als sich die Schwerkraft so weit verringert hatte, daß ich aufstehen konnte, war ich wieder allein in der Kabine. Offenbar war der lokale Dienstag, der vorher in der Nähe des Spülbeckens geherrscht hatte, verschwunden und unwiederbringliche Vergangenheit geworden. Sogleich setzte ich mich an die Karte auf der Suche nach einem anständigen Strudel, in den ich das Schiff führen könnte, um erneut eine Krümmung der Zeit hervorzurufen und auf diese Weise einen Gehilfen zu gewinnen.
Ich fand denn auch einen, der vielversprechend war, und gab, mühsam mit den Motoren manövrierend, dem Raumschiff eine solche Richtung, daß wir den Strudel in der Mitte schnitten. Zwar war die Konfiguration dieses Strudels, der Sternkarte nach zu urteilen, höchst ungewöhnlich – er hatte zwei nebeneinanderliegende Zentren –, aber ich war schon so verzweifelt, daß ich diese Anomalie nicht beachtete.
Während meiner vielstündigen Betriebsamkeit in der Motorenkammer hatte ich mir die Hände ordentlich beschmutzt, also ging ich sie waschen, denn bis zum Eintritt in den Strudel hatte ich noch viel Zeit. Das Bad war verschlossen. Man hörte darin Laute, als ob jemand gurgelte.
»Wer ist dort?« rief ich überrascht.
»Ich«, erwiderte die Stimme aus dem Inneren.
»Was denn nun wieder für ein Ich?«
»Ijon Tichy.«
»Von welchem Tag?«
»Vom Freitag. Was willst du?«
»Ich will mir die Hände waschen…«, versetzte ich mechanisch, während ich gleichzeitig mit höchster Intensität überlegte:
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