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Sterntagebücher

Sterntagebücher

Titel: Sterntagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Wirklichkeit sowieso nicht festhalten. Vergebens gab ich ihm mein Ehrenwort, daß er sich irre, beschwor und verfluchte ihn abwechselnd – selbst die demonstrierten Warzen vermochten nicht, ihn vom Wahrheitsgehalt meiner Worte zu überzeugen. Er drehte mir den Rücken zu und begann zu schnarchen.
      Ich setzte mich in den Sessel, um die entstandene Lage kühl zu durchdenken. Ich hatte sie nun schon zweimal erlebt, einmal als jener Schlafende, am Montag, und jetzt als der ihn erfolglos Weckende, am Dienstag. Ich vom Montag glaubte nicht an die Realität der Doppelungserscheinung, jedoch ich vom Dienstag wußte von ihr. Das war die gewöhnlichste Zeitschleife von der Welt. Was sollte ich somit tun, um die Steuerung auszubessern? Da der vom Montag weiterschlief und ich mich außerdem erinnerte, daß ich jene Nacht ausgezeichnet bis zum Morgen durchgeschlafen hatte, begriff ich die Vergeblichkeit aller weiteren Versuche, ihn zu wecken. Die Karte kündigte noch eine Vielzahl solcher großen Gravitationsstrudel an, so konnte ich mit der Verdoppelung der Jetztzeit in den kommenden Tagen rechnen. Ich wollte mir einen Brief schreiben und ihn mit einer Stecknadel ans Kissen heften, damit ich vom Montag, wenn ich aufwachte, mich mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, daß der angebliche Traum Wirklichkeit war.
      Kaum hatte ich mich jedoch mit dem Federhalter an den Tisch gesetzt, da begann es in den Motoren zu knirschen und zu rasseln. Ich eilte also dorthin und begoß die überhitzte Atomsäule bis zum Morgengrauen mit Wasser, während jener Ich vom Montag gemütlich schlief und sich von Zeit zu Zeit die Lippen beleckte, was mich in ordentliche Wut versetzte. Hungrig und erschöpft, ohne ein Auge zugemacht zu haben, bereitete ich mir das Frühstück. Als ich gerade die Teller abtrocknete, geriet die Rakete in den nächsten Gravitationsstrudel. Ich sah den Ich vom Montag, wie er mich verdutzt ansah, an den Sessel gefesselt, während ich vom Dienstag die Omeletten buk. Dabei verlor ich durch eine Erschütterung das Gleichgewicht, mir wurde schwarz vor Augen, und ich fiel hin. Als ich auf dem Fußboden inmitten von Porzellansplittern zu mir kam, bemerkte ich dicht vor mir die Beine eines über mir stehenden Menschen.
      »Steh auf«, sagte er und hob mich an, »hast du dir etwas getan?«
      »Nein«, erwiderte ich, während ich mich mit den Händen aufstützte, weil mir schwindlig war. »Von welchem Wochentag bist du?«
      »Vom Mittwoch«, antwortete er. »Gehen wir rasch die Steuerung ausbessern, schade um die Zeit!«
      »Und wo ist der vom Montag?« fragte ich.
      »Der ist nicht mehr, das heißt… der bist offenbar jetzt du.«
      »Wieso ich?«
      »Na, weil der vom Montag in der Nacht vom Montag zum Dienstag der vom Dienstag geworden ist, und so weiter.«
      »Verstehe ich nicht!«
      »Macht nichts, du bist es nur nicht gewohnt. Aber komm, schade um die Zeit!«
      »Gleich«, erwiderte ich, ohne mich vom Fußboden zu erheben. »Heute ist Dienstag. Wenn du vom Mittwoch bist und bis zu diesem Augenblick die Steuerung nicht repariert ist, so geht daraus hervor, daß uns etwas daran hindern wird, sie auszubessern, denn sonst würdest du mich am Mittwoch nicht dazu bewegen wollen, daß ich sie am Dienstag mit dir gemeinsam repariere. Vielleicht ist es also besser, wenn wir erst gar nicht hinausgehen.«
      »Du phantasierst!« rief er. »Mann, ich bin vom Mittwoch, und du bist vom Dienstag, und was die Rakete anlangt, so nehme ich an, daß sie sozusagen gefleckt ist, das heißt, daß an einigen Stellen in ihr Dienstag ist, an anderen Mittwoch, irgendwo vielleicht schon ein wenig Donnerstag. Die Zeit hat sich beim Durchgang durch diesen Strudel einfach etwas vermischt, aber was geht uns das an, wir sind zu zweit und haben dadurch die Chance, die Steuerung in Ordnung zu bringen.«
      »Nein, du bist im Unrecht!« erwiderte ich. »Wenn am Mittwoch, wo du schon bist, nachdem du den ganzen Dienstag durchlebt und ihn hinter dich gebracht hast, wenn also, ich wiederhole, am Mittwoch die Steuerung nicht repariert ist, so geht daraus hervor, daß sie am Dienstag nicht repariert wurde, und wenn wir sie nach einer Weile ausgebessert haben sollten, so wäre für dich diese Weile schon Vergangenheit und wir hätten nichts auszubessern. Somit…«
      »Somit bist du stur wie ein Esel!« knurrte er. »Du wirst deine Dummheit noch bereuen! Meine einzige Genugtuung ist, daß du dich ebenso über deine

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