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Sterntaucher

Sterntaucher

Titel: Sterntaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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Nicole Mewes’ Wohnung hielt, war es eigentlich zu spät für einen unangemeldeten Besuch.
    Nicole saß mit ihrer Freundin in der Küche beim Wein. Ina sah kaum hin, sagte: »Hallo Claudia.«
    »Nein, das ist Ute.« Nicole rückte ihr einen Stuhl zurecht und holte ein Glas aus dem Schrank. Beim Eingießen sah sie Ina kurz ins Gesicht wie eine Krankenschwester, bevor sie die Spritze ansetzt. »Und Ute will auf n-tv die Börsenkurse gucken.«
    Die Frau, eine langhaarige Schönheit, zögerte einen Moment, bevor sie aufstand und ihr Glas nahm. Obwohl sie sehr jung war, guckten milde Augen aus ihrem Gesicht, mit denen sie wie eine friedfertige Mama auf ihre ungezogenen Töchter sah.
    »Das ist jetzt superpeinlich«, murmelte Ina, als sie draußen war. »Nicki, du wechselst die aber wirklich wie die Wäsche.«
    »Och.« Nicole schnupperte am Wein. »Probier mal, der ist aus der Pfalz. Guter Jahrgang, die hatten ideales Wetter damals.«
    »Du gibst einem ja überhaupt nicht die Chance, sich mal an eine zu gewöhnen.« Ina trank einen Schluck, der nach nichts schmeckte. »Macht Wind.«
    »Der Wein?«
    »Nein, sie.« Vage deutete sie auf die Küchentür. »Ich meine das positiv, ich meine –«
    »Ich weiß, was du meinst.« Nicole lächelte. »Ist was mit Tom?«
    Ina schüttelte den Kopf.
    »Wie geht’s ihm?«
    »Tom«, sagte Ina, »wär am liebsten Hausmann, glaub ich, der kann sich stundenlang damit beschäftigen, wie wir in der Küche Ordnung mit den Gewürzen kriegen und so. Außerdem kocht er jetzt viel öfter, aber nur, weil ich angeblich immer dasselbe mache.« Sie seufzte und murmelte dann: »Ist doch egal.«
    »Was ist los?« Nicole schob eine Hand unters Kinn. Ihre grünen Augen waren ausdruckslos, oder wie sagte man – neutral? Immer diese Wörter. Ina wollte jetzt einfach ein paar davon aneinanderreihen, einfach so quatschen, als gäbe es diese verkrustete Erde nicht, versteckt zwischen zwei Bäumen; Kissel steht auf dich, wollte sie sagen, hat er mir selber gesteckt, wie findest du Kissel?
    »Ich muß dich was fragen«, sagte sie. »Ich hab so was noch nie gemacht, das heißt, ich hab’s natürlich schon – na ja, aber ich hab’s nie angeleiert.«
    »Aha«, sagte Nicole, als würde sie alles verstehen. »Was denn?«
    »Es ist so, ich brauch ein paar Leute von euch, ich meine, ich werd natürlich Pagelsdorf informieren müssen, oder? Nimmt die Schupo das nur von den Chefs entgegen?«
    »Nicht unbedingt.« Nicole trank einen Schluck und stellte ihr Glas vorsichtig wieder ab. »Wenn du die ermittelnde Beamtin bist, mußt du ihm nur auseinandersetzen, daß du die Schupo brauchst, den Rest machst du dann selbst. Wozu brauchst du sie denn?«
    »Zum Graben.« Ina starrte auf die Tischplatte.
    Nicole lachte. »Was denn, sollen wir ’ne Leiche ausbuddeln?«
    »Ja.«
    Nicole spitzte die Lippen und blies die Backen auf, doch es kam kein Pfiff und kein Laut. Erst nach einer Weile fragte sie: »Du möchtest Robin Kammer exhumieren? Der ist doch gerade erst rein. Nein, dafür brauchst du allerdings einen Gerichtsbeschluß.«
    »Was?« Ina hob den Kopf. »Nein, nicht Robin. Es ist nicht auf dem Friedhof, ist am Riederwald. Also nicht da, wo die Eintracht trainiert, weiter weg, so ein Gelände. Und da –« Sie preßte die Fingerspitzen auf die Augen und wünschte sich weit weg.
    Nicole stand auf, trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Weich waren sie und kühl. »Jetzt red mal«, flüsterte sie.
    Ina lehnte sich zurück, bis ihr Kopf Nicoles Brüste berührte. »Ich bin Dorian hinterher, zu diesem Gelände.«
    »Allein?«
    »Ja, ich –«
    »Du hast es schon wieder gemacht?« Aus Nicoles sanftem Streicheln wurde ein harter Griff. »Du weißt doch genau, daß das nicht geht, du bist schon mal allein irgendwo rein und warst ein Vierteljahr im Krankenhaus, bist du denn überhaupt nicht lernfähig?«
    »Ach, hör auf, das war Dorian.«
    »Eben«, sagte Nicole.
    »Und diesmal hatte ich meine Waffe, damals hatte ich die ja nicht.«
    »Du drückst doch nicht ab«, sagte Nicole. »Was muß denn passieren, damit du – na ja.«
    Ina schüttelte ihre Hände ab und stand auf. »Dorian ist kein guter Polizist?«
    »Nein.« Nicole sah an ihr vorbei.
    »Warum nicht?«
    »Weil er unbeherrscht ist und sich manchmal aufführt, als wären wir die SS. Und in letzter Zeit glaube ich, daß er irgendwelche Halluzinationen hat. Was zum Teufel hat er jetzt wieder gemacht?«
    »Er ist da hin«, flüsterte Ina. »Zuerst hat

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