Stets zu Diensten
haben.«
Lord Ickenham nickte zustimmend. Es war zwar schon viele Jahre her, daß er in einer derartigen Situation gewesen war, aber auch er hatte dieses Stadium mitgemacht. »Die Jugend, die Jugend!« sagte er zu sich selbst, wobei es ihn ein wenig schüttelte, als er sich an jenes grauenhafte weibliche Wesen in Greenwich Village erinnerte, voller Bänder und Spangen und mit gefärbtem Haar, an dessen mit Sandalen bekleidete Füße er sein Herz gelegt hatte, als Pongos Tante Jane zum zweiten Mal mit ihm Schluß gemacht hatte.
»Ja, jetzt kann ich dir folgen. Archibald ist wirklich eine Gefahr; und man muß sich ernsthaft um Bill sorgen. Wo kann ich ihn denn finden?«
»Er wohnt mit mir zusammen in meiner Wohnung. Warum denn?«
»Ich könnte ihn vielleicht ab und zu besuchen und versuchen, ihn aufzuheitern; ihn gelegentlich zu den Hunderennen mitzunehmen.«
Pongo zitterte wie Espenlaub. Er zitterte immer wie Espenlaub, wenn er sich an jenen Nachmittag erinnerte, an dem er in Lord Ickenhams Gesellschaft den Hunderennen beiwohnte. Obwohl bei dieser Gelegenheit, wie sein Onkel oft erklärt hatte, ein kluger Polizist über eine einfache Verwarnung glücklich gewesen wäre.
Jeder sparsame Angehörige des House of Lords, der bei der zeremoniellen Eröffnung des Parlaments zur Pflicht gerufen wird und durch seine Anwesenheit zu glänzen hat, leiht sich seine Robe und Krone bei jener unentbehrlichen Firma, die sich Brothers Moss of Covent Garden nennt und deren Ruhm darauf beruht, jedermann jederzeit mit jeglicher gewünschten Ausstattung zu beliefern. Zu diesem Gewandhaus begab sich Lord Ickenham, mit einem Koffer in der Hand, nachdem er seinen Neffen verlassen hatte. Als er gerade mit seinem geleerten Koffer aus dem Magazin zurückkam, um seine bescheidene Rechnung zu bezahlen, trat eine große, kraftlose, ermattete Gestalt ein, die ebenfalls einen Koffer trug und bei deren Anblick er einen Freudenschrei ausstieß.
»Emsworth! Mein lieber Emsworth! Wie schön, Ihnen in die Arme zu laufen. Sie bringen also auch Ihre Klamotten zurück?«
»Eh?« sagte Lord Emsworth, der immer »eh« sagte, wenn jemand ihn plötzlich ansprach. »Oh! Tag, Ickenham. Sie sind auch in London?«
Lord Ickenham versicherte ihm, daß dies der Fall sei, und Lord Emsworth bestätigte dasselbe. Nachdem dieser Punkt geklärt war, fuhr er fort:
»Waren Sie heute morgen auch dabei?« fragte er.
»Jawohl«, sagte Lord Ickenham, »und ich sah prächtig aus. Ich glaube, in ganz England gibt es keinen Pair, der in diesem langen Fetzen am Leib und dem komischen Hut auf dem Kopf eleganter aussieht als ich. Kurz bevor sich die Prozession in Bewegung setzte, hörte ich, wie Rouge Croix Bluemantle zuflüsterte ›schauen Sie jetzt nicht hin; aber wer ist denn dieser Kerl dort drüben?‹ Und Bluemantle flüsterte zurück, ›keine Ahnung, aber auf jeden Fall ein unwahrscheinlich eleganter Mann‹. Aber es ist trotzdem angenehm, dieses Kostüm wieder ablegen zu können, nicht wahr. Und es ist herrlich, Sie hier zu sehen, Emsworth. Wie geht es der ›Kaiserin‹?«
»Eh? Oh, ausgezeichnet, ausgezeichnet, ausgezeichnet. Ich habe sie der Fürsorge meines Schweinehüters Wellbeloved überlassen; ein Mann, in den ich jegliches Vertrauen setze.«
»Sehr gut. Na ja, dann wollen wir jetzt einmal einen trinken und ein bißchen schwatzen. Ich kenne da eine kleine Bar um die Ecke«, sagte Lord Ickenham, der an jedem Ort, an dem er weilte, eine kleine Bar um die Ecke kannte. »Sie sehen etwas müde aus. Der heutige Morgen kann Sie doch nicht so erschöpft haben. Aber ein Whisky mit einem Schuß Soda wird gleich wieder etwas Glanz in Ihre Augen bringen.«
Als die beiden in der kleinen Bar um die Ecke saßen, betrachtete Lord Ickenham seinen Gefährten ziemlich besorgt.
»Ja«, sagte er, »ich hatte recht. Sie sehen heute nicht sehr glücklich aus. Diese Parlamentseröffnungen sind wirklich ziemlich mühsam. Normalerweise gehe ich gar nicht hin. Sie wahrscheinlich auch nicht. Aber was hat Sie heute hierher geführt?«
»Connie hat darauf bestanden.«
»Ich verstehe. Und es gibt bestimmt nur wenige Befehlshaber, die liebenswürdiger sind als Lady Constance. Eine sehr charmante Frau.«
»Connie?« sagte Lord Emsworth überrascht.
»Na, ja, vielleicht nicht jedermanns Sache«, sagte Lord Ickenham, nachdem er in der Stimme seines Begleiters gewisse Zweifel vernommen hatte. »Sagen Sie mir, was gibt es Neues auf Blandings Castle? Hoffentlich gedeiht alles
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