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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Ickenham. »Und jetzt gehe ich, um meinen Freund anzurufen und um ihm zu sagen, daß er mit dem Packen beginnen soll.«
     
    Wenige Stunden später saß Pongo Twistleton vor dem Abendessen im Rauchsalon des »Drones Club«, als plötzlich der Rauch-Salon-Kellner ihm mitteilte, daß in der Halle ein Herr auf ihn warte und ihn gerne sprechen möchte. Ein Schatten senkte sich auf Pongo Twistletons ausgeglichenes Gemüt. Nur zu häufig kam es vor, daß Herren nach Mitgliedern des »Drones Club« verlangten; diese Besuche bezogen sich meistens auf offene Lieferanten-Konten und verlangten eine sofortige Bezahlung. Und Pongo Twistleton wußte genau, daß seine Finanzen augenblicklich nicht in Ordnung waren.
    »Ist er klein und dick?« fragte er nervös und erinnerte sich dabei an den Vertreter der Firma Hicks and Hadrian, der er eine beträchtliche Summe für Hemden, Socken und Unterwäsche schuldete.
    »Keineswegs. Groß und beneidenswert schlank«, sagte eine liebenswürdige Stimme hinter ihm. »Man könnte sagen, geschmeidig.«
    »Hallo, Onkel Fred«, sagte Pongo erleichtert. »Ich hatte dich für jemand anderen gehalten.«
    »Du kannst versichert sein, daß ich es bin. Dein einziger und alleiniger Ickenham! Ich war so frei, hereinzukommen, mein lieber Pongo, im vollen Vertrauen, von meinem Neffen willkommen geheißen zu werden. Wir Ickenhams warten nicht gerne in Hallen. Das kränkt unsere Ehre. Was trinkst du da? Bestell’ mir bitte das Gleiche. Das wird vermutlich meine Arterien verkalken, aber ich liebe sie verkalkt. Siehst du Bill heute abend?«
    »Nein. Er mußte nach Bottleton East, um einige Dinge zu erledigen.«
    »Hast du ihn kürzlich gesehen?«
    »Nein. Ich war noch nicht in der Wohnung. Soll ich dich zum Abendessen einladen?«
    »Das wollte ich dir gerade vorschlagen. Das wird für einige Zeit deine letzte Gelegenheit sein. Ich fahre nämlich morgen nach Blandings Castle.«
    »Du … was?«
    »Jawohl. Nachdem wir uns getrennt hatten, bin ich Emsworth in die Arme gelaufen, und er hat mich gebeten, doch für einige Tage – oder auch länger – hinzukommen. Er hat ziemliche Schwierigkeiten, der arme Kerl.«
    »Was fehlt ihm denn?«
    »Nahezu alles. Er hat eine neue Sekretärin, die ihn verfolgt. Der Duke of Dunstable scheint auf seinem Grund und Boden ein Fixstern zu sein. Lady Constance hat ihm seinen Lieblingshut geklaut und den Armen gegeben. Er lebt in ständiger Angst, daß sie sein Jagd-Jackett mit den Löchern in den Ellbogen verschwinden läßt. Und zu all dem kommt noch, daß er von den Ministranten besessen ist.«
    »Wie?«
    »Du siehst also, wie sehr ich beschäftigt sein werde, um ihm zu helfen. Zunächst werde ich einen Weg finden müssen, um ihn von dieser fürchterlichen Sekretärin zu befreien. Dann muß ich den Duke wieder nach Wiltshire verfrachten, wo er hingehört. Anschließend muß ich Connie besänftigen und den Ministranten Gottesfurcht einhämmern. Ein großes Programm – und ein Programm, das kein Geringerer als ich bewältigen könnte. Glücklicherweise bin ich kein geringerer.«
    »Was meinst du denn mit Ministranten?«
    »Warst du denn nie Ministrant?«
    »Nein.«
    »Es gibt aber viele bei der jüngeren Generation. In den meisten Dorfgemeinden bilden sie Gruppen. Sie nennen sich die Ministranten-Brigade. Connie hat ihnen erlaubt, unten am See zu campieren.«
    »Und Emsworth mag sie nicht?«
    »Niemand mag sie, außer ihre eigenen Mütter. Nein, er blickt sie von oben herab an. Sie ruinieren das Landschaftsbild, vergiften mit ihren rohen Schreien die Luft, und beim letzten Schulfest haben sie ihm angeblich mit einer Semmel den Zylinder vom Kopf geschossen.«
    Pongo schüttelte mißbilligend seinen Kopf.
    »Bei einem Schulfest sollte er auch keinen Zylinder tragen«, sagte er.
    Er konnte sich noch an ähnliche Aufgaben erinnern, die er das eine oder andere Mal übernommen hatte, weil er dem Charme von Pfarrerstöchtern erlegen war. Zum Beispiel die eine in Maiden Eggesford in Somerset, als er aufgrund seiner großen Liebe für Angelica Briscoe, der Tochter des Reverend P. P. Briscoe, sich dazu hinreißen ließ, seinen Kopf in einen Sack zu stecken und sich mit Stöcken von den Kindern schlagen zu lassen. Er konnte sich noch heute daran erinnern. »Ein Zylinder. Du liebe Güte! Ausgerechnet!«
    »Er mußte ganz einfach. Er hätte lieber eine Mütze aufgesetzt, aber Connie bestand darauf. Du weißt doch, wie hartnäckig sie sein kein.«
    »Sie ist ein zähes Wesen.«
    »Sehr zäh.

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