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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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verändert und dadurch das Erstaunen eines Schweinehüters hervorgerufen hatte; sondern, wie er Myra Schoonmaker bereits erklärt hatte, als sie in der Halle herumgelungert hatte, mußte er diese widerwärtigen Kleidungsstücke tragen, weil er mit dem 10.35 Zug nach London fahren sollte. Seine Schwester Connie hatte ihm befohlen, der Parlamentseröffnung beizuwohnen, obwohl er nicht verstehen konnte, warum das Parlament nicht auch ohne sein Beisein eröffnet werden konnte.
    Als typischer Hinterwäldler-Peer hegte Lord Emsworth eine strenge Abneigung gegen London. Er begriff auch nicht, welche Freude sein Freund Ickenham dabei finden konnte, diese grauenhafte Stadt zu besuchen. Die Behauptung des Letzteren, daß London aus ihm einen neuen Menschen mache und der einzige Ort sei, an dem seine Seele sich wie eine knospende Blüte öffne, erschreckte ihn. Er selbst wollte nichts anderes außer Blandings Castle – und dies trotz der Anwesenheit seiner Schwester Constance, seiner Sekretärin Lavender Briggs und des Duke of Dunstable – und trotz Connies Einladung an die Ministranten-Brigade, unten am See zu campieren, wobei sie seinen Einspruch völlig übersehen hatte. Viele Leute haben eine Schwäche für Ministranten, aber er zählte nicht zu ihnen; er war wütend über Connies Eigenmächtigkeit, sein Grundstück dieser johlenden Bande zu überlassen, die ihm vorkam, als ob sie fünfhundert Mitglieder zählte.
    Aber heute morgen fanden seine trüben Gedanken über diese jungen Straßenlümmel keinen Einlaß in seinem Gehirn. Er hegte den starken Verdacht, daß es einer von ihnen gewesen war, der ihm bei der letzten Schulfeier mit einer alten Semmel den Hut vom Kopf geschossen hatte; doch der bevorstehende Besuch bei der Kaiserin ließ das Nachbrüten über vergangene Dinge nicht zu. Man kann sich einfach nicht mit so niedrigen Dingen beschäftigen, wenn man mit einem solchen Wunder-Schwein befreundet ist.
    Im Hauptquartier der Kaiserin angekommen, strahlte er George Cyril Wellbeloved an, als ob er einen Filmheld in Großaufnahme vor sich sähe. Und dies war etwas merkwürdig, denn wie Myra Schoonmaker bereits angedeutet hatte, war der Herr Schweinehüter keineswegs eine Augenweide; sein Gesichtsausdruck war finster. Bei einer politischen Diskussion im »Goose und Gander« Wirtshaus in Market Blandings hatte man ihm die Nase eingeschlagen, was man heute noch sehen konnte. Darüberhinaus war er von oben bis unten mit Schmutz bedeckt. Außerdem roch er etwas seltsam. Was aber Lord Emsworth beim Anblick dieses Erdenbürgers so in Entzücken versetzte, war nicht sein Aussehen oder der Duft, den er um sich verbreitete, sondern allein die Tatsache seiner Anwesenheit. Er war begeistert, daß dieser Prinz aller Schweinehüter wieder bei ihm war, um seine Kaiserin zu umsorgen. Man konnte leicht annehmen, daß es sich bei George Cyril um jemand handelte, der unter Polizeiüberwachung stand und der seine baldige Verhaftung zu erwarten hatte – doch seine Begabung für Schweinepflege durfte ihm niemand streitig machen.
    Aus diesem Grunde strahlte Lord Emsworth; und wenn er mit ihm sprach, nahm er jenen höflich-freundlichen Ton an, den Staatsmänner bei Konferenzen anzuwenden pflegen.
    »Guten Morgen, Wellbeloved.«
    »Guten Morgen, Mylord.«
    »Geht es der ›Kaiserin‹ gut?«
    »Fabelhaft, Mylord.«
    »Ißt sie ordentlich?«
    »Wie ein Wolf, Mylord.«
    »Sehr gut. Es ist äußerst wichtig«, erklärte Lord Emsworth Myra Schoonmaker, die das edle Tier mit trübem Blick betrachtete, »daß sie bei gutem Appetit bleibt. Sie haben sicherlich Wolff-Lehmann gelesen und können sich daran erinnern, daß nach der Ernährungslehre von Wolff-Lehmann ein gesundes Schwein täglich siebenundfünfzigtausendachthundert Kalorien zu sich nehmen muß, die sich aus viereinhalb Pfund Proteinen und fünfundzwanzig Pfund Kohlehydraten zusammensetzen.«
    »So?« sagte Myra.
    »Leinsamen, das ist das ganze Geheimnis – und Kartoffelschalen.«
    »So?« sagte Myra.
    »Ich wußte, daß Sie das interessieren wird«, sagte Lord Emsworth. »Und natürlich noch entrahmte Milch. Ich muß heute für ein paar Tage nach London fahren, Wellbeloved. Ich überlasse die ›Kaiserin‹ deiner Pflege.«
    »Ich werde stets um ihr Wohlergehen besorgt sein, Mylord.«
    »Ausgezeichnet, ausgezeichnet, ausgezeichnet«, sagte Lord Emsworth und hätte dies sicherlich noch etliche Male wiederholt, denn er war einer jener Männer, für die es nahezu unmöglich ist, ein Wort

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