Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
Vom Netzwerk:
jährlicher Spießrutenlauf ist, darf Volkswagen den Zuffenhausener Sportwagenbauer Porsche übernehmen, ohne dabei die eigentlich anfallenden 1,5 Milliarden Euro Steuern zahlen zu müssen. Ausgerechnet Volkswagen , einer der größten Konzerne der Welt mit 160 Milliarden Euro Umsatz und 16 Milliarden Gewinn im Jahr 2011. Ausgerechnet der lässt seine hochbezahlten Anwälte und Steuerexperten so lange über dem Milliardendeal brüten, bis sie in den Steuergesetzen und Verordnungen die entscheidende Lücke gefunden haben: Mit Verschiebung einer einzigen VW -Aktie wird aus einem zu versteuernden Milliardenverkauf eine steuerfreie Umstrukturierung des Unternehmens gemacht.
    VW profitiert dabei von den spitzfindigen Bestimmungen des Umwandlungssteuergesetzes, einst eingeführt, um Firmen leichter zu restrukturieren. Auch wenn die Manager in der Öffentlichkeit das Image eines gierigen Großkonzerns nicht gebrauchen können, hatten sie aktienrechtlich wohl gar keine andere Wahl, als das Schlupfloch zu nutzen. Allein weil es da ist. Das klingt absurd, aber tun sie es nicht, stehen ihnen Klagen ihrer eigenen Aktionäre ins Haus, denn deren Anwälte sind auf Fälle wie diese spezialisiert. Die Vorwürfe aus dem juristischen Baukasten klingen dann so: Der Konzern, eigentlich dem Wohl des gesamten Unternehmens und seiner Aktionäre verpflichtet, habe nicht alles getan, um dem zu entsprechen. Und dabei in Kauf genommen, dass wegen hoher Steuerzahlungen Gewinn und Rendite des Konzerns niedriger ausfallen als möglich.
    Wer daran etwas verändern will, sollte nicht darauf hoffen, dass Konzerne wie VW künftig auf legale Steuerschlupflöcher verzichten. Er muss dafür sorgen, dass diese Wege, in großem Stil auch in Deutschland Steuern zu sparen, politisch verbaut werden.
    Dass auch Anleger in Deutschland immer noch legal Steuern sparen können, obwohl die Abschreibungsmodelle abgeschafft wurden, zeigt der Trick mit den Goldspekulationen. Dem Fiskus entgehen so jährlich dreistellige Millioneneinnahmen. Es geht dabei um Gold und um millionenschwere Spekulationen über Firmen, die im Ausland operieren. Die setzen auf den steigenden Wert des Edelmetalls und streichen die Gewinne ein, ohne dem Fiskus seinen Anteil zu geben. Auslöser für diese Art des Steuersparens waren die Finanzkrise und die anschließende Euro-Krise. Gold und andere Edelmetalle sind für Anleger, denen die Aktienmärkte und Staatsanleihen wegen der Turbulenzen als unsicher erscheinen, wieder attraktiv. Darauf setzt das Steuersparmodell, gleichzeitig auf die vielen Ungereimtheiten bei den bilateralen Steuerabkommen mit anderen EU-Ländern. Anleger beteiligen sich dabei an einer Personengesellschaft in einem EU-Land, dessen Steuerabkommen so gestaltet ist, dass die Einkünfte der Gesellschaften hierzulande steuerfrei, aber dem sogenannten Progressionsvorbehalt unterworfen sind.
    Beispiel: Ein kinderloser Alleinstehender zahlt auf sein Einkommen von 60.000 Euro einen Steuersatz von 29,9 Prozent. Bei einem zusätzlichen Einkommen mit Progressionsvorbehalt von 20.000 Euro steigt der Steuersatz auf 33,5 Prozent. Der ist allerdings nicht für 80.000 Euro fällig, sondern auf die Ursprungssumme von 60.000 Euro. Die Steuererleichterung macht 6.700 Euro aus. Der Gewinn aus der Spekulation wird nicht besteuert, sondern hebt lediglich den Steuersatz für die Teilhaber. Damit wird das Modell vor allem für Vermögende interessant, die mehr als 250.000 Euro (Verheiratete: 500.000 Euro) pro Jahr verdienen und den Höchststeuersatz von 45 Prozent zahlen. Denn bei ihnen wirkt der Progressionsvorbehalt nicht, die Goldspekulation bleibt damit nahezu steuerfrei.
    Perfekten Schutz vor Steuerhinterziehung wird es ebenso wenig geben wie absoluten Schutz vor Terroranschlägen. Es sei denn, jemand führte ein Weltfinanzamt ein und stattete die Behörde mit polizeistaatlichen Befugnissen aus. Möglich ist es allerdings für Hochsteuerländer, die Anreize für Steuersünder zu senken. So gilt beispielsweise in Deutschland seit Januar 2009 für Kapitalerträge eine Abgeltungsteuer von einheitlich 25 Prozent, sie liegt unter dem Spitzensatz der Einkommensteuer. Für sich genommen ist das ungerecht, aber dies ist der Preis für den ehrenwerten Versuch, Kapital im Land zu behalten und zumindest etwas zu versteuern.
    Sinnvoller wäre es, das Steuerrecht radikal zu vereinfachen. Nach einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus dem Jahr 2011 steht

Weitere Kostenlose Bücher