Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
in Deutschland nach Schätzungen der Deutschen Steuergewerkschaft jährlich rund 30 Milliarden Euro hinterzogen. Insgesamt wurden über 300 Milliarden Euro in den letzten Jahrzehnten ins Ausland geschafft, der Großteil in die Schweiz. Diese Geldtransaktionen sind eher ein Vergehen der Mächtigen und Reichen – sie bleiben in der Regel ungestraft. Und was die Großen ohne Konsequenzen tun, glauben auch die normalen Bürger zu können. Nur eben mit kleinerer Münze.
Es gibt zudem keine Berufsgruppe, in der nicht Steuern hinterzogen werden. Selbst Steuereintreiber scheuen vor Steuerbetrug nicht zurück. So wie jener Ministerialrat aus dem Finanzministerium eines Bundeslandes, der mit „erheblicher krimineller Energie, Phantasie und Raffinesse“, wie ihm das zuständige Gericht bescheinigte, den Fiskus, seinen Arbeitgeber, „schamlos betrogen“ hat.
Steuersünde 1: Seine Freundin hatte für rund 300.000 Euro ein Haus erworben und das an ihren Lebensgefährten für 1.000 Euro im Monat vermietet. Sie selbst wohnte offiziell wechselweise beim Bruder beziehungsweise bei den Eltern ihres geliebten Beamten. So setzte sie den Kaufpreis für die Immobilie nach und nach von der Steuer ab, was die Abgaben kräftig drückte. Tatsächlich lebte sie mit ihrem Partner in ihrer Wohnung.
Steuersünde 2: Der Beamte machte beim Fiskus für den Weg zu seinem Arbeitsplatz Fahrtkosten geltend, die laut Urteil „bewusst wahrheitswidrig viel zu hoch angesetzt waren“.
Steuersünde 3: Der Beamte erklärte dem Fiskus, er habe seine Großmutter jahrelang mit insgesamt gut 20.000 Euro unterstützt. Die vielen Euros waren auch tatsächlich geflossen. Was der Staatsdiener aber verschwieg: Die Oma hatte ihm das Geld wieder auf sein Sparbuch zurücküberwiesen.
Steuersünde 4: Die Freundin rechnete gegenüber dem Finanzamt Fahrtkosten von ihren Schein-Wohnsitzen zum Arbeitsplatz ab. Die waren rund viermal so hoch wie die von ihrem Wohnsitz aus.
Übrigens verdiente auch die Lebensgefährtin des Ministerialrats gut. Sie arbeitete bei einer Staatsbank. Zusammen mit ihr hatte der Beamte mehr als 75.000 Euro Steuern hinterzogen. Vor der Urteilsverkündung hatte der Ministerialrat noch schnell seine Entlassung aus dem Staatsdienst beantragt, woraufhin die Justiz befand, eine Strafe auf Bewährung sei „gerade noch vertretbar“. Ansonsten wäre der Ex-Beamte zu mindestens einem Jahr Gefängnis verurteilt worden.
Die Politik macht es dem viel zitierten kleinen Mann besonders leicht, sich zu ärgern. Denn immer wieder sorgen spektakuläre Fälle für Aufsehen, die den Eindruck hinterlassen, dass man sich den Weg durch den Steuerdschungel mit einem ordentlichen Steuerberater schon freischlagen kann. Nur leisten muss man sich so einen Fachmann erst mal können. Der kann aber auch nichts retten, wenn die Einkünfte nicht hoch genug sind, um in steuersparende Öltanker oder Biokraftwerke investieren zu können. Wer fest angestellt ist, bei dem wird sowieso jeden Monat fix die Lohnsteuer abgezogen. Da ist Betrügen schwieriger. Leichter haben es Selbständige oder Menschen mit großen Vermögen, denn bei ihnen ist der Gestaltungsspielraum bei der Steuererklärung größer.
Und was soll man als Steuer-Normalbürger davon halten, dass den dicken Fischen im Steuerhinterziehungsteich von der Bundesregierung seinerzeit ein attraktives Amnestieangebot gemacht wurde, die Angesprochenen aber nicht anbissen? Mit dem „Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit“ tröpfelten damals nur 1,4 Milliarden Euro in die Kassen des Fiskus. Das war gerade mal ein Viertel der Summe, die die Finanzverwaltung erwartet hatte. Wenn also die Großen selbst bei einem so interessanten Angebot ihrer Steuerpflicht nicht nachträglich nachkommen, warum soll es dann der Durchschnitts-Steuerhinterzieher tun?
Letztlich deshalb, weil ethische Grundsätze nur für alle verbindlich gelten können – einschließlich der Manager, Politiker und Superreichen. Anderenfalls sind sie keine Moral, sondern Willkür. Auch hilft es ungemein, sich gelegentlich bewusst zu machen, dass unsere Straßen eben doch in einem besseren Zustand sind als beispielsweise die in einer chinesischen Provinz oder im afrikanischen Uganda. Steuern sind für alle da, sie kommen jedem persönlich zugute. Nur das wird zu wenig kommuniziert. So wird in Talkshows zwar über Steuersenkungen diskutiert, dabei aber nicht erwähnt, wofür der Staat das Geld braucht. Beim Bürger entsteht so ein vages Gefühl der
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