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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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verzwickten Zusammenspiel von konkurrierenden steuerlichen Anreizen, die in den Hochsteuerländern innerhalb der OECD weit verbreitet sind. Länder wie die Bahamas , die Cayman Islands oder Mauritius haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten zu ähnlich effektiven Standorten entwickelt wie die Channel Islands, Luxemburg oder Hongkong – unabhängig davon, ob sie als Steueroasen oder Offshore-Finanzzentren bezeichnet werden.
    Doch Steueroasen bieten auch die Möglichkeit, den Gesetzen und Regeln anderer Länder – vor allem Hochsteuerländer – zu entrinnen. Sie ermöglichen Privatpersonen und Unternehmen Fluchtwege, um Steuern, Finanzmarktregulierung, Erbschaftsgesetze oder das Strafrecht in ihren Heimatländern zu umgehen oder gar auszuhebeln. Für Nichtansässige gelten häufig Nullsteuern. Markant ist in diesen Gebieten der Finanzsektor. Im Kern besteht das Offshore-Geschäft darin, den Weg, den Geld über Landesgrenzen hinweg nimmt, künstlich zu manipulieren.
    In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche Versuche der Industriestaaten, der Steuerflucht ihrer Bürger und Unternehmen in die Steueroasen einen Riegel vorzuschieben, gescheitert. Erst die Schuldenkrise 2008 hat dazu geführt, Steueroasen weltweit massiv an den Pranger zu stellen. Mit sichtbarem Erfolg: In den letzten drei Jahren wurden zahlreiche neue internationale Informationsaustauschabkommen zwischen den Ländern von OECD und EU mit den Steueroasen geschlossen, um Steuerbetrug und Steuerhinterziehung künftig zu unterbinden. Dazu kommen weltweit über 3000 Doppelbesteuerungsabkommen. Doch wer glaubt, das Offshore-System sei damit zerschlagen, irrt. Das Gegenteil ist der Fall: Das Offshore-System wächst rasch weiter – im Einzelfall nur etwas anders, wie der nachfolgende Steueroasen-Check zeigt. Das geschickte Ausnutzen von Doppelbesteuerungsabkommen unter Einschalten von Offshore-Zentren spielt dabei eine zentrale Rolle.
    Heute
fließt mehr als die Hälfte des Welthandels durch Steueroasen.
wird über die Hälfte aller Bankvermögen weltweit in Offshore-Finanzzentren verwaltet.
wird ein Drittel aller weltweiten Direktinvestitionen multinationaler Unternehmen über Steueroasen geleitet.
werden über 80 Prozent der internationalen Bankgeschäfte und Anleiheemissionen über die Offshore-Zone gesteuert.
entspricht das Bilanzvolumen der Offshore-Finanzzentren einem Drittel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.
haben 99 der 100 größten Unternehmen in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden Ableger in Steueroasen.
unterhalten 83 der 100 größten US-Unternehmen Niederlassungen in Steueroasen.
unterhalten die fünf größten deutschen Banken knapp 1700 Ableger in Offshore-Finanzzentren.
sind über 40 Prozent der Tochtergesellschaften der sechs größten Schweizer Banken in Steueroasen registriert.
sind auf den Cayman Island über 10 000 Hedge-Fonds mit einem verwalteten Vermögen von über 2 Billionen Dollar beheimatet.
werden von Schweizer Banken 2,1 Billionen Franken Auslandsvermögen verwaltet, davon rund 80 Prozent Schwarzgeld.
werden von den über 3700 Fonds in Luxemburg rund 2 Billionen Euro verwaltet.
sind in der US -Steueroase Delaware über 700 000 Gesellschaften registriert, davon rund 217 000 bei einer einzigen Anwaltsadresse in Wilmington .
fahren 25 Prozent der internationalen Flotte unter der Flagge Panamas (12 000 Schiffe).
werden die durch Steueroasen jährlich verlorenen Steuereinnahmen auf weltweit rund 255 Milliarden Dollar geschätzt.
    2010 flossen rund 20 Billionen Dollar durch niederländische Offshore-Firmen, zwanzigmal mehr als das BIP der Niederlande . Auf den British Virgin Islands waren zu dieser Zeit mit 25 000 Einwohnern über 800 000 Offshore-Gesellschaften registriert.
    In der Steueroasenwelt zählt vorrangig das Geschäft, nicht der steuerliche Aspekt. Vor allem Entwicklungsländer leiden darunter, dass Unternehmen Gelder über Steueroasen leiten und wieder abziehen. So ist beispielsweise rund die Hälfte des Barvermögens und der Wertpapiere aus Lateinamerika in den Offshore-Finanzzentren vor allem der Karibik und in den US -Steueroasen Delaware und Miami angelegt. Aus den Ländern des Nahen Ostens sind es geschätzt sogar 70 Prozent, die vor allem in der Schweiz , in Großbritannien, Hongkong oder Singapur Zuflucht suchen. Der

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