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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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Januar
    1. Januar
    Herr im Himmel.Aufgewacht mit grässlichem Kater, Herzrasen, Schweißausbruch, nachWasser lechzend… passiert mir sonst nie. So etwas hatte ich nicht mehr seit den Sechzigern. (Da fällt mir ein, dass es mir nach meinerAbschiedsparty an der Schule auch nicht so prima ging, was aber daran lag, dass der Biolehrer das Bier selbst gebraut hatte.)
    Hab es geschafft, mich aufzurappeln, eineTasse Kaffee zu trinken und einenToast zu essen. Hatte große Lust auf fünf Spiegeleier und habe zwei verputzt, aber irgendwie ist ohnehin alles einerlei. Heute ist Neujahr, und es ist so sonderbar still in London, dass ich mir wie in einem grottenschlechten Film vorkomme, in dem ich einzige Überlebende in einerWelt bin, die von einer verheerenden Schlafkrankheit heimgesucht wurde. Habe keinen einzigen Menschen gesehen, als ich aus dem Fenster schaute. Und nur wenigeAutos.Wahrscheinlich sind alle verreist. Beim Blick aus dem Schlafzimmerfenster– ebenfalls keine Menschenseele. Na schön, da ist auch sonst keiner, und es würde mich doch sehr wundern, wenn am Neujahrstag jemand auf meinem Rasen herumlungern würde, aber man hört gar nichts, nicht mal das entfernte Heulen einer Kettensäge oder ein weinendes Baby oder das Wummern von Bässen aus einem Radio.
    Der Garten macht einen ziemlich verwahrlosten Eindruck, muss ich gestehen. DerWinterschneeball wird wohl bald blühen, aber bislang noch keine Spur davon. Mein Garten ist ein langer schmaler Schlauch mit einem Rasenstreifen in der Mitte und Büschen und Bäumen am Rand. Im letzten Sommer war er so üppig wie ein Dschungel, aber an Neujahr wirkt alles öde. Eine Schlammwüste, und in der Mitte hockt eine fetteTaube und überlegt, ob sie sich in die Lüfte schwingen soll, um den Krallen und Zähnen meines Katers Pouncer zu entkommen, während Pouncer ebenso träge herumsitzt und darüber nachsinnt, ob er sich aufraffen und auf dieTaube hechten möchte.
    Ich sollte wieder ins Bett gehen. Mit etwas Glück bin ich später putzmunter und quietschvergnügt. Mit noch mehr Glück schlafe ich bis nächsteWoche, wenn das Leben wieder normaler wird.
    3. Januar
    Allmählich erwacht dieWelt wieder und ich mit ihr. Und ich habe beschlossen, etwas zu machen, was ich seit meinem zehnten Lebensjahr nicht mehr getan habe: eine Liste mit gutenVorsätzen fürs neue Jahr zu verfassen.Also los geht’s.
Nie wiederAlkohol trinken, und schon gar nicht Sekt, Rotwein und Rumpunsch durcheinander. (Hab mich immer noch nicht richtig erholt. Die alten Hirnzellen kommen erst langsam wieder in Fahrt.)
Ein Facelifting machen lassen.
Gegen die zunehmende Steifheit in den GliedernAkupunktur ausprobieren. Ich stakse durch die Gegend wie diese Holzgliederpuppen aus dem neunzehnten Jahrhundert.
Das Haus aufräumen, jedes Zimmer einzeln entrümpeln. Ich besitze viel zu viel Zeug.
Tagebuch schreiben. (Damit habe ich schon angefangen.)
Wieder mit Malen beginnen.
    Penny, meine liebe Freundin, die gleich um die Ecke wohnt, hat vorgeschlagen, dass ich » häufiger verreisen « in die Liste aufnehmen sollte, aber ich bin alt genug, um zu wissen, dass man mit Reisen nirgendwohin kommt– auch wenn das albern klingen mag. Ich habe schon oft gedacht, dass eine Reise mir guttun würde, und wenn ich dann beispielsweise inTimbuktu ankam und meinen Koffer öffnete, fand ich dasselbe alte Selbst darin vor, dem ich hatte entkommen wollen.
    Deshalb bleibe ich jetzt lieber zuhause.
    Ist vielleicht sonderbar, das Facelifting so weit oben auf die Liste zu setzen, aber bei der Silvesterparty sprach mich ein grusliger alter Mann an (ich schreibe » alt « , obwohl der vermutlich in meinemAlter war) und sagte in einemTonfall, den er wohl für charmant und verführerisch hielt: » Sie erinnern mich an eine burmesische Prinzessin. « Mir war sofort klar, dass er mich nicht erotisch und exotisch und wunderschön fand. Sondern dass der verführerische Schlitzaugen-Eindruck darauf zurückzuführen war, dass meine Lider so tief herunterhängen.
    Und wieso schreibe ich wiederTagebuch? Das habe ich mit sechzig gemacht, aber nach einem Jahr wieder aufgehört, weil ich lächerlich glücklich war. Und weshalb soll manTagebuch schreiben, wenn es einem blendend geht? Das ist doch furchtbar langweilig.
    Montag: SuperschönerTag. Dienstag: Sonne scheint, fühle mich prima. Mittwoch: Mit Penny getroffen, sie war süß. Donnerstag: Große Summe für wohltätige Zwecke gespendet und höchst zufrieden gewesen. Freitag:Was hab ich doch für

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