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Stigma

Stigma

Titel: Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Er setzte sich zu Tom an den Tisch. »Zunächst sind wir davon ausgegangen, dass es ein Trittbrettfahrer ist. Jemand, der Ihre Vergangenheit kennt und Ihnen schaden will. Aber die Botschaft, die wir gefunden haben, schließt das aus, weil darin, wie Sie schon sagten, Details beschrieben werden, die nur Ihnen bekannt sind.«
    »Nun, da ich mich bis vor etwa zwanzig Minuten selbst nicht mehr daran erinnern konnte und der eigentliche Täter seit dreizehn Jahren tot ist, wer kommt dann infrage?«
    Bender lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Im Augenblick sind das natürlich alles nur Spekulationen, aber wir vermuten, dass Homberg vielleicht nicht allein gehandelt hat.«
    »Sie meinen, er hatte einen Komplizen?«
    »Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt die einzig vernünftige Erklärung. Und deshalb hatten wir gehofft, Sie könnten sich vielleicht an eine weitere Person in dem Haus erinnern. Sind Sie sich ganz sicher, dass es Hombergs Stimme war, die Sie vorhin gehört haben?«
    »Ja.« Tom rief sich die schrille Tonlage noch einmal ins Gedächtnis zurück. Es war ihm unbegreiflich, wie er sie je hatte vergessen können. Willst du mit mir spielen? »Ganz sicher.«
    »War da noch eine andere Stimme? Vielleicht nicht direkt in dem Keller, aber in den oberen Etagen?«
    »Nein … Ich weiß nicht.« Unsicher fuhr Tom sich mit den Fingern durch sein braunes Haar. »Wenn ich mich recht erinnere, hat er seine Stimme gelegentlich verstellt, wenn er mit mir gesprochen hat, so als wäre er jemand anderes. Aber da war sonst niemand. Und selbst wenn, die Polizei hätte ihn doch gefunden.«
    »Sie waren drei Stunden in seiner Gewalt. In dieser Zeit kann die betreffende Person das Haus unbemerkt verlassen haben. Zumal dem Täter bewusst gewesen sein muss, dass die Polizei bald auftauchen würde, da Ihr Verschwinden nicht unbemerkt geblieben war.«
    Tom dachte nach, und die Anstrengung zog Falten in seine hohe Stirn. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann mich nur an Bruchstücke erinnern, nichts Zusammenhängendes. Aber ehrlich gesagt, der Gedanke, dass da noch jemand sein soll, der zu so etwas fähig wäre, ist ziemlich erschreckend.«
    »Aber durchaus nicht abwegig«, schaltete sich Dorn wieder zu. »In vielen Fällen stecken organisierte Banden dahinter, die Pädophile in der ganzen Welt bedienen, einschließlich Kindesentführung und Missbrauch. Allerdings sind uns keine Kontakte bekannt, die Homberg mit diesem Milieu in Verbindung bringen. Er besaß weder einen Computer, noch wurde in seinem Haus pornografisches Material gefunden, das seine Neigungen diesbezüglich bestätigt hätte. Es scheint, als hätte er vorher ein ganz normales Leben geführt. Aus den Unterlagen geht hervor, dass er einen Bruder hat, der bereits damals zu den Vorfällen vernommen wurde. Da jedoch keine weiteren Verdachtsmomente gegen ihn oder andere vorlagen, ging man bisher von einem Einzeltäter aus. Deshalb konzentrieren sich unsere Ermittlungen augenblicklich auf seinen Bekanntenkreis. Soviel wir wissen, hatte er zwar nicht viele Freunde, aber da das Ganze nun schon dreizehn Jahre zurückliegt, dürfte es eine Weile dauern, diese wenigen ausfindig zu machen. Bis dahin raten wir Ihnen, gewisse Vorkehrungen zu treffen.«
    Verstört blickte Tom in die ernsten Gesichter der beiden Beamten. »Was denn für Vorkehrungen?«
    »Nun, diese Botschaft ist eindeutig eine Drohung gegen Sie«, meinte Dorn. »Das schließt Ihre Familie mit ein. Und solange wir nicht sicher sind, wer dahintersteckt, sollten Sie ein paar Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.«
    Erneut wich die Farbe aus Toms Gesicht. Zum ersten Mal, seit er diese Zeilen gelesen hatte, wurde ihm deren reale Bedrohung bewusst. »Und was genau schwebt Ihnen da so vor, Herr Kommissar? Soll ich mich dem Leben etwa noch mehr entziehen, als ich es ohnehin schon tue?«
    »Hat dieses Haus eine Alarmanlage?«
    »Nein. Es gab nie einen Grund dafür.«
    »Ich schätze, das wäre die Standardausrede von jedem Mordopfer.« Dorns Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, doch der Ausdruck in seinen dunklen Augen blieb todernst. »Ich würde Ihnen dringend raten, eine anzuschaffen. Außerdem würde ich Ihnen empfehlen, Kameras auf dem Grundstück zu installieren, insbesondere auf der Zufahrt zum Haus und im Garten.«
    Großartig, dachte Tom. Jetzt wird aus diesem Gefängnis auch noch eine Festung. »Finden Sie das nicht ein wenig übertrieben?«
    »Eine tote Fünfjährige empfinde ich keineswegs als Übertreibung, Herr

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