Stille Kuesse sind tief
Fußbodenbelägen und so weiter anging.
Vor ihrem geistigen Auge sah Annabelle das fertige Haus bereits vor sich. Sie wusste, wie die Eingangstür aussehen würde, konnte sich vorstellen, wie es wäre, wenn man ins Haus hineintrat. Von oben käme Licht, der Schalter wäre auf der linken Seite. Von dort war es ein kurzer Weg bis ins Wohnzimmer. Die Küche war jetzt größer als geplant, mit mehr Arbeits- und mehr Schrankfläche. Sie hatten alles zusammen ausgesucht. Und im großen Bad gab es sogar eine Wanne mit Massagedüsen.
„Ich spiele ein gefährliches Spiel“, flüsterte sie. „Ich habe mich in einen Mann verliebt, der vielleicht nie mehr in der Lage sein wird, mir zu vertrauen, wenn ich ihm erst von dem Baby erzählt habe.“
Natürlich hegte sie andere Hoffnungen. In ihren kühnsten Träumen hörte Shane die Neuigkeiten, zog sie in die Arme und sagte ihr, dass er sie für immer und ewig lieben würde. Dass das Baby eine wunderbare Überraschung war. Unwahrscheinlich, dachte sie traurig. Wenn sie schon dabei war, konnte sie auch gleich noch eine romantische Filmmusik hinzufügen, die anschwoll, während der Abspann lief. Denn die Chance, dass das jemals geschehen würde, war gleich null.
Einer der Bauarbeiter entdeckte sie und winkte ihr zu. Sie winkte zurück, bevor sie sich vorbeugte und Khatar tätschelte. „Ich denke, wir sollten langsam zurückreiten“, sagte sie zu ihm und zog sacht an den Zügeln, damit der Hengst umkehrte. Er machte ein paar Schritte, blieb dann jedoch mit gespitzten Ohren stehen, als würde er etwas Ungewohntes hören.
Annabelle lauschte kurz, bevor sie das Geräusch ebenfalls vernahm. Ein warnendes Klappern. Starr vor Schreck suchte sie den Boden nach dem Verursacher dieses beängstigenden Lautes ab.
Die Schlange hatte sich unter einem Busch zusammengerollt, nur wenige Zentimeter von Khatars Vorderhuf entfernt. Annabelle schnappte nach Luft und dirigierte das Pferd vorsichtig rückwärts. Sie wusste nicht, was passieren würde, wenn es gebissen wurde, aber sie wusste, dass es bestimmt nicht gut war.
„Komm“, flüsterte sie. „Zurück. Komm rückwärts. Wir lassen sie in Ruhe.“
Khatar gehorchte und machte einen Schritt nach hinten. Im gleichen Moment schnellte die Schlange vor, und das Pferd setzte zum Angriff an.
Das alles geschah ohne Vorwarnung. Khatar stieg auf die Hinterbeine und zerschmetterte die Schlange im nächsten Augenblick mit seinen Vorderhufen. Annabelle tat ihr Möglichstes, um sich im Sattel zu halten und die Zügel nicht loszulassen. Trotzdem merkte sie, dass sie zu fallen begann. Erschrocken stieß sie einen spitzen Schrei aus.
Khatar kam noch einmal auf die Hinterbeine, so als wollte er sicherstellen, dass er der Schlange auch wirklich den Garaus gemacht hatte. Annabelle rutschte aus den Steigbügeln und ließ die Zügel los. Krampfhaft versuchte sie, sich an Khatar festzuhalten, als der wieder hart auf allen vier Hufen landete. Doch als er sich erneut aufbäumte, sauste sie zu Boden.
Das Gefühl, durch die Luft zu fliegen, schockierte sie, aber nicht so sehr wie die harte Landung auf der Erde. Sie fiel auf den Rücken, und sämtliche Luft wurde aus ihren Lungen herausgepresst. Doch das Atmen war das kleinste Problem. Voller Panik bedeckte sie mit beiden Händen ihren Bauch, so als könnte sie ihn damit beschützen.
Das Baby, dachte sie voller Sorge, als Khatar näher kam und an ihrer Wange schnupperte. Das Baby. Sie atmete den Geruch des Pferdes ein, registrierte noch, dass um sie herum alles schwarz wurde, und dann merkte sie gar nichts mehr.
„Sie haben Glück gehabt“, sagte der Arzt.
Annabelle war sich sicher, dass er sich vorgestellt hatte, doch im Moment waren Namen das Geringste ihrer Probleme.
„Nichts gebrochen“, fuhr er fort. „Die Beule an Ihrem Kopf ist nicht weiter gravierend. Trotzdem behalten wir Sie über Nacht zur Beobachtung hier. Wenn alles gut verläuft, gehe ich davon aus, dass wir Sie morgen früh entlassen können.“
Vorsichtig legte sich Annabelle eine Hand auf den Bauch. „Ich bin schwanger“, sagte sie leise, während sie versuchte, nicht in Panik zu geraten. „Ist das Baby okay?“
Der Arzt, ein älterer Mann mit grauen Haaren, blickte auf ihren Bauch. „Wie weit sind Sie?“
„Ganz sicher bin ich mir nicht. Ungefähr sechste oder achte Woche.“
„Gehen Sie zu Dr. Galloway?“
Annabelle nickte.
„Die habe ich gerade draußen im Flur getroffen. Ich gehe schnell raus und sage ihr, dass Sie hier
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