Stille Kuesse sind tief
Gynäkologin marschiert, um sicherzugehen, dass das Glas Champagner, das sie auf der Hochzeit getrunken hatte, keinen Schaden angerichtet hatte. Zum Glück war Dr. Galloway an hysterische schwangere Frauen gewöhnt und hatte sich ein paar Minuten Zeit genommen, um sie zu beruhigen, ehe sie sie weggeschickt hatte, um sich einen regulären Termin geben zu lassen.
„Er trägt daran genauso viel Verantwortung wie du“, meinte Charlie. „Das ist genauso wenig dein Fehler wie seiner. Ihr habt doch verhütet.“
„Ja, haben wir, ehrlich.“
„Dann solltest du ihm erklären, dass er tolles Sperma hat, und er sollte stolz sein.“
„Ich bezweifle, dass er das so sieht“, murmelte Annabelle. „Das ist ja noch viel schlimmer als die Sache mit Lewis. Das war nur ärgerlicher Papierkram, von dem er nicht direkt betroffen war. Hier geht es um ein Baby!“
Charlie beugte sich vor und griff nach Annabelles Schultern. „Du hast nichts falsch gemacht. Gib Shane erst mal die Möglichkeit, die Sache zu versauen, ehe du das Schlimmste annimmst. Vielleicht überrascht er dich ja auch.“
„Ein guter Ratschlag“, flüsterte Annabelle. Zu schade, dass sie Shane inzwischen gut genug kannte, um sicher zu sein, dass er sie dieses Mal nicht überraschen würde. Jedenfalls nicht auf positive Art und Weise.
19. KAPITEL
„Wäre es nicht viel sinnvoller, wenn dein Geschäftspartner das hier zusammen mit dir machen würde?“, fragte Shane, während er seinem Bruder in ein weiteres Gebäude im Zentrum von Fool ʼ s Gold folgte. Bisher hatten sie schon drei potenzielle Büros angeschaut. Auf Shane wirkten sie alle irgendwie gleich – offene Räume mit Fenstern und Türen. Aber ähnelten sich nicht eh alle Büros?
„Dante versteckt sich in San Francisco“, erwiderte Rafe, während er ein Laser-Maßband benutzte, um schnell etwas zu berechnen. „Er geht dem Unausweichlichen aus dem Weg.“
Das Unausweichliche war der Umzug der Firma. „Dante ist kein Typ für eine Kleinstadt“, bemerkte Shane. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er hierherpasst.“
„Er wird sich schon einleben.“ Rafe nickte anerkennend. „Das hier gefällt mir. Ich frage mich, was oben noch ist …“
Für den Übergang benötigte Rafe Räume für seine Firma. Er und Dante hatten ein Gebäude am Stadtrand gekauft, doch das musste erst grundlegend renoviert werden und war frühestens in acht Monaten fertig. Was bedeutete, dass sie entweder zwischen Fool ʼ s Gold und San Francisco pendeln oder sich eine vorübergehende Bleibe suchen mussten. Rafe bevorzugte Letzteres.
Shane war sich nicht sicher, wieso er sich hatte breitschlagen lassen, seinen Bruder bei der Immobiliensuche zu begleiten. Mal von der Ranch wegzukommen war ihm wie eine gute Idee erschienen, doch jetzt, als er hier in diesem großen Büroraum stand, merkte er, dass er sich noch immer denken hören konnte. Er brauchte mehr Ablenkung.
„Würdest du es so nehmen, wie es ist?“, fragte Shane und warf einen Blick in eine kleine Nische, die offensichtlich als Pausenraum gedacht war. Es gab einen Kühlschrank, eine Mikrowelle, einen Tisch und Stühle, Schränke und eine Arbeitsplatte. Nichts Besonderes, aber funktional.
„Ja. Ich will hier kein Geld in irgendwelche Renovierungen stecken. Es ist ja nur für ein paar Monate. Dafür müsste es reichen.“
Shane ging zurück in den großen Raum. „Es gibt keine abgetrennten Büroräume.“
Rafe grinste. „Dante wird es hier lieben.“
„Warum willst du deinen Geschäftspartner eigentlich so quälen?“
„Aus Spaß“, gab Rafe zu. „Jawohl, das hier ist es. Wir bekommen alle Schreibtische hier unter. Die Hälfte der Mitarbeiter wird ohnehin in San Francisco bleiben, bis das neue Büro fertig ist, daher müssten wir ausreichend Platz haben.“
Er machte sich einige Notizen auf seinem Tablet-PC, bevor er das Laser-Maßband an seinem Gürtel befestigte. „Lass uns mit dem Eigentümer sprechen, ob er uns einen kurzzeitigen Mietvertrag gibt. Ich möchte, dass alles unterzeichnet ist, bevor Heidi und ich demnächst nach Paris fliegen.“
Shane folgte ihm nach draußen. Als sie auf dem Bürgersteig standen, blieb Rafe stehen.
„Du brauchst nicht mitzukommen“, sagte er. „Wenn du lieber woanders hinwillst.“
„Was meinst du?“
„Na, zum Beispiel in die Bücherei. Willst du Annabelle nicht sehen?“
Sie standen vor einer Treppe, die zu den Geschäften im ersten Stock führte. Ein paar junge Mädchen – vielleicht zehn oder
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