Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
tatsächlich Pistolen. Und was für ein Bild von einem Mann nun das Rollfeld betritt – ein Meter neunzig pure Muskeln und Schönheit.“
Ein attraktiver Mann?
Laurel starrte unbeirrt auf den Vordersitz. Nein, sie erwartete keinen Mann, sie erwartete niemanden. Um ein unerwünschtes Empfangskomitee zu vermeiden, hatte sie geheim gehalten, welchen Flug sie nehmen würde.
Plötzlich überfiel sie ein beengendes Gefühl im Brustkorb. Warum hatte sie das Asthma-Spray bloß in ihrem Koffer, der im Gepäckfach lag, verstaut und nicht in der Handtasche?
Wie ferngesteuert warf sie einen flüchtigen Blick aus dem Fenster.
Er stand lässig am Rande der Landebahn und beobachtete das Flugzeug, das langsam auf seine Parkposition rollte. Seine Augen waren von einer klassischen Ray-Ban-Sonnenbrille verdeckt. Die Tatsache, dass er die außerordentliche Erlaubnis für den Zutritt der Piste erhalten hatte, war ein mehr als deutliches Zeichen für seinen Einfluss. Einem normalen Bürger wäre solch ein Privileg nie zugestanden worden. Aber er war auch kein normaler Bürger. Er war ein Ferrara. Ein Angehöriger einer der ältesten und einflussreichsten Familien der sizilianischen Aristokratie.
Typisch, dachte Laurel. Wenn man ihn braucht, ist er nirgends zu finden. Und wenn man ihn lieber nicht sehen würde …
Ihre Sitznachbarin reckte neugierig den Hals Richtung Fenster, um zu sehen, was draußen vor sich ging. „Was meinen Sie, wer er wohl sein mag?“, fragte sie. „In Italien gibt es keine königliche Familie, oder? Auf jeden Fall handelt es sich um eine wichtige Persönlichkeit“, plapperte die Dame aufgeregt weiter. „Sonst hätte man ihm nicht erlaubt, die Sicherheitsbestimmungen zu umgehen und einfach so auf den Flugplatz zu fahren. Und was für ein Mann braucht gleich drei Leibwächter? Ich frage mich, auf wen er wohl wartet.“
„Auf mich.“ Laurel stand mit einem Gesicht auf, als müsse sie zum Galgen schreiten. „Sein Name ist Cristiano Domenico Ferrara, und er ist mein Ehemann.“ Fehler Nummer zwei, dachte sie wie benommen. Der sich glücklicherweise beheben ließ. Schließlich würde sie bald seine Exfrau sein. Eine Hochzeit und eine Scheidung auf derselben Reise. Das nannte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
„Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub“, sagte Laurel hastig. „Probieren Sie auf jeden Fall die sizilianische granita . Unglaublich lecker und sehr erfrischend.“ Ohne weiter auf den verblüfften Gesichtsausdruck der Sitznachbarin zu achten, schob sie sich an ihr und ihrem Ehemann vorbei, nahm den Koffer aus dem Gepäckfach und ging eilig den Korridor entlang zum vorderen Ausgang des Flugzeugs. Sie war froh, dass sie ihre hochhackigen Sandaletten trug. Irgendwie gaben ihr die hohen Absätze in heiklen Situationen ein Gefühl von Selbstvertrauen. Und das hier war ohne Frage eine heikle Situation. Laurel nahm nur entfernt die Blicke und das Getuschel der Passagiere wahr. Zu sehr beschäftigte sie der Gedanke, wie sie die nächsten Tage überstehen sollte. Sie hatte die ungute Vorahnung, dass es mehr als eines Paars hochhackiger Schuhe bedurfte, um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern.
Dickköpfig, arrogant, herrschsüchtig – wieso holte er sie ab?
Der Pilot erwartete sie am oberen Ende der fahrbaren Außentreppe. „Signora Ferrara, ich wusste nicht, dass wir die Ehre hatten, Sie an Bord zu haben …“, murmelte er sichtlich verlegen und warf einen nervösen Blick auf das imposante Empfangskomitee auf dem Rollfeld. Auf seiner Stirn standen leichte Schweißperlen. „Sie hätten mir sagen sollen, wer Sie sind.“
„Ich wollte lieber unerkannt bleiben.“
Die unterwürfige Art des Piloten war Laurel unangenehm. „Ich hoffe, Sie haben den Flug genossen“, sagte er mit einem unsicheren Lächeln.
Die Reise hätte nicht schmerzvoller sein können – selbst wenn man sie an einen Karren gebunden nach Sizilien geschleift hätte.
Wie hatte sie nur so dumm sein können zu denken, dass sie unerkannt nach Sizilien reisen konnte? Cristiano verfügte über genügend Kontakte und Einfluss, um an alle für ihn relevanten Informationen heranzukommen. Es dürfte wahrscheinlich kein großes Problem für ihn gewesen sein, sich Einblick in die Passagierlisten der Flüge aus London zu verschaffen.
Als sie noch ein Paar waren, hatte sie oftmals staunend das Ausmaß seiner Macht beobachtet. Zwar war Laurel den Umgang mit Berühmtheiten und Superreichen aus ihrem beruflichen
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