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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die er je gehabt hatte, und sie
war ihm in Detroit eine große Hilfe gewesen. Er wußte, daß er
im Sommer zuvor nie gefaßt worden wäre, hätte er diese
Tankstelle in Michigan besser ausbaldowert. Er hätte klug genug
sein müssen, erst das Außenklo zu überprüfen, anstatt sich von
einem Cop außer Dienst überraschen zu lassen, der gerade
rauskam, während er einen Revolver auf den Tankwart richtete.
    Am folgenden Tag war er dann wieder auf dem Rückweg
nach New York. Wo ihn ein Gerichtsverfahren wegen
Polizistenmordes erwartete.
    Ein älteres Paar ging an ihm vorbei und warf ihm ein Lächeln
zu. »Fröhliche Weihnachten.«
Jimmy reagie rte mit einem höflichen Kopfnicken. Dann aber
spitzte er die Ohren, als er die Frau sagen hörte: »Ed, ich kann
nicht fassen, daß du die Geschenke für die Kinder nicht in den
Kofferraum getan hast. Wer läßt denn heutzutage noch irgend
etwas über Nacht sichtbar im Auto liegen?«
Jimmy ging um die Ecke und trat dann in den tiefen Schatten
auf dem Gras, als er zurückkehrte, um das Ehepaar dabei zu
beobachten, wie es vor einem dunklen Toyota stehenblieb. Der
Mann öffnete die Wagentür. Vom Rücksitz holte er ein kleines
Schaukelpferd und reichte es der Frau, bevor er ein halbes
Dutzend in leuchtenden Farben eingewickelter Päckchen
aufsammelte. Mit der Hilfe seiner Frau beförderte er alles in den
Kofferraum, verschloß den Wagen wieder und trat auf den
Bürgersteig zurück.
Jimmy hörte, wie die Frau sagte: »Das Telefon ist wohl im
Handschuhfach sicher, schätze ich«, und ihr Mann erwiderte:
»Aber ja. Reine Geldverschwendung, wenn du mich fragst.
Kann’s gar nicht erwarten, Bobbys Gesicht morgen zu sehen,
wenn er alles aufmacht.«
Er beobachtete, wie die beiden um die Ecke gingen und
verschwanden. Was bedeutete, daß sie von ihrer Wohnung aus
nicht hinaussehen und einen leeren Parkplatz bemerken könnten.
Jimmy wartete zehn Minuten lang, bevor er zu dem Wagen
hinüberging. Ein paar Schneeflocken wirbelten um ihn herum.
Zwei Minuten später fuhr er bereits aus dem Wohnkomplex
hinaus. Es war Viertel nach fünf. Er war zu Callys Apartment an
der Ecke Zehnte und B unterwegs. Zweifellos würde sie
überrascht sein, ihn zu sehen. Und nicht gerade erfreut. Sie
dachte wahrscheinlich, er könne sie nicht finden. Wieso
vermutete sie eigentlich, er hätte keine Möglichkeit, sie auch
von Riker’s Island aus im Auge zu behalten? fragte er sich.
Große Schwester, dachte er, als er in die Vierzehnte Straße
einbog, du hast Grandma versprochen, dich um mich zu
kümmern! »Jimmy braucht eine starke Hand«, hatte Grandma
gesagt. »Er ist mit üblen Typen zusammen. Er läßt sich zu leicht
beeinflussen.« Nun, Cally hatte ihn keinmal im Gefängnis
besucht. Kein einziges Mal. Er hatte noch nicht mal was von ihr
gehört.
Er mußte sich in acht nehmen. Er war überzeugt davon, daß
die Cops im Umkreis von Callys Apartmenthaus nach ihm
Ausschau halten würden. Aber auch das hatte er bereits
einkalkuliert. Er hatte früher in der Gegend herumgehangen und
wußte, wie man vom anderen Ende des Blocks aus über die
Dächer und in das Haus gelangen konnte. Ein paarmal hatte er
dort sogar ein Ding gedreht, als er noch ein Kind gewesen war.
So, wie er Cally kannte, hegte er keinen Zweifel, daß sie im
Schrank noch einiges von Franks Kleidung aufhob. Sie war
völlig vernarrt in ihn gewesen, hatte vermutlich noch überall in
der Wohnung Bilder von ihm herumhängen. Man würde nie auf
die Idee kommen, daß er sogar schon vor Gigis Geburt
gestorben war.
Und so, wie er Cally kannte, hatte sie wenigstens ein paar
Kröten, damit ihr kleiner Bruder die Straßengebühren bezahlen
konnte. Er würde einen Weg finden, sie davon zu überzeugen,
daß sie besser den Mund hielt, bis er in Kanada bei Paige in
Sicherheit war.
Paige. Ein Bild von ihr tauchte in seiner Vorstellung auf.
Üppig. Blond. Erst zweiundzwanzig. Total verknallt in ihn. Sie
hatte alles organisiert, hatte die Pistole zu ihm
reingeschmuggelt. Sie würde ihn nie im Stich lassen oder ihm
die kalte Schulter zeigen.
Jimmys Lächeln war unangenehm. Du hast mir nie zu helfen
versucht, während ich auf Riker’s Island verfault bin, dachte er aber noch einmal, Schwesterherz, du wirst mir helfen,
wegzukommen, ob es dir nun paßt oder nicht.
Er parkte den Wagen einen Block entfernt von der Rückseite
des Hauses, wo Cally wohnte, und tat dann so, als wolle er einen
Reifen überprüfen,

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