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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Hier
ist genug Geld für einen weiteren halben Tank und für die
Straßengebühren. Ich könnte es vielleicht gerade bis Kanada
schaffen. Er mußte natürlich Cally zum Schweigen verdonnern,
was leicht genug sein soll. Er würde ihr einfach androhen, falls
sie die Cops auf ihn hetzte und man ihn zu fassen bekäme, dann
werde er schwören, sie hätte dafür gesorgt, daß ihm jemand die
Pistole hereinschmuggelte, mit der er auf den Gefä ngnisbeamten
geschossen hatte.
    Plötzlich ließ ihn ein Geräusch von draußen herumfahren. Er
blickte mit einem Auge durch den Spion an der Wohnungstür,
konnte jedoch niemanden dort sehen. Mit einer drohenden Geste
zu Cally hin bedeutete er ihr, sie solle ja ruhig bleiben, während
er ganz leise den runden Griff drehte und die Tür einen Spalt
öffnete, gerade rechtzeitig, um zu entdecken, wie ein kleiner
Junge sich aufrichtete, umdrehte und auf den Zehenspitzen zur
Treppe ging.
    In einer einzigen schnellen Bewegung riß Jimmy die
Wohnungstür auf und fing das Kind ab - mit dem einen Arm um
die Hüfte des Kleinen, dem anderen über seinem Mund -, zog es
herein und setzte es dann ausgesprochen grob ab.
»Heimlich lauschen, Kleiner? Wer ist das, Cally?«
     
»Jimmy, laß ihn in Ruhe. Ich weiß nicht, wer das ist«, rief sie.
»Ich hab ihn noch nie gesehn.«
    Brian hatte solche Angst, daß er kaum reden konnte. Aber er
merkte, daß der Mann und die Frau wütend aufeinander waren.
Vielleicht half ihm der Mann ja, das Portemonnaie seiner Mutter
zurückzubekommen, dachte er. Er zeigte auf Cally. »Sie hat das
Portemonnaie von meiner Mom.«
    Jimmy ließ Brian los. »Also, das ist ja ‘ne gute Neuigkeit«,
sagte er mit einem Grinsen, während er sich seiner Schwester
zuwandte. »Meinst du nicht auch?«
4
    Ein Zivilbeamter fuhr Catherine mit einem nicht als
Polizeifahrzeug gekennzeichneten Wagen zum Krankenhaus.
»Ich bleibe hier und warte, Mrs. Dornan«, erklärte er. »Ich lasse
den Polizeifunk laufen, damit wir sofort Bescheid wissen,
sobald sie Brian finden.«
    Catherine nickte. Falls sie Brian finden, ging ihr blitzschnell
durch den Kopf. Sie spürte, wie ihre Kehle sich angesichts des
Schreckens verengte, den dieser Gedanke hervorrief.
    Die Eingangshalle des Krankenhauses war für die
Weihnachtsfeiertage festlich geschmückt. Ein Christbaum stand
in der Mitte, Girlanden aus Tannenzweigen hingen da, und am
Empfangsschalter waren Blumentöpfe mit Christsternen
aufgestellt.
    Sie erhielt einen Besucherausweis und erfuhr, daß Tom jetzt
im Zimmer 530 lag. Sie ging zu der Reihe Aufzüge hinüber und
stieg in einen Lift, der bereits zur Hälfte voll war, hauptsächlich
mit Klinikpersonal - Ärzte in Weiß mit dem verräterischen Stift
plus Notizblock in ihren Brusttaschen, Leute vom
Reinigungsdienst in grünen Kitteln, ein paar
Krankenschwestern.
    Vor zwei Wochen noch, dachte Catherine, machte Tom seine
Visite im St. Mary’s in Omaha, und ich habe
Weihnachtseinkäufe erledigt. Am Abend dann sind wir mit den
Kindern ausgegangen, um Hamburger zu essen. Das Leben war
ganz normal und gut und machte Spaß, und wir haben Witze
darüber gemacht, wie Tom letztes Jahr solche Schwierigkeiten
damit hatte, den Weihnachtsbaum in den Ständer zu bekommen,
und ich versprach ihm, noch vor Heiligabend einen neuen
Ständer zu besorgen. Und wieder einmal dachte ich mir, daß
Tom so müde aussah, und ich habe nichts deswegen
unternommen.
Drei Tage später ist er dann zusammengebrochen.
    »Haben Sie nicht auf den vierten Stock gedrückt?« fragte
jemand.
Catherine blinzelte. »Oh, ja, danke.« Sie verließ den Aufzug
und blieb einen Augenblick stehen, um sich zu sammeln. Sie
fand, wonach sie suchte, einen Pfeil an der Wand, der zu den
Zimmern 515 bis 530 hinwies.
Als sie auf das Stationszimmer zuging, erblickte sie Spence
Crowley. Ihr Mund wurde mit einemmal trocken. Unmittelbar
nach der Operation am Morgen hatte Spence ihr versichert, alles
sei glatt verlaufen und sein Assistent werde dann nachmittags
nach dem Patienten sehen. Weshalb also war Spence jetzt hier?
fragte sie sich besorgt. Stimmte womöglich etwas nicht?
Er entdeckte sie und lächelte. O Gott, er würde nicht lächeln,
falls Tom… Es war ein weiterer Gedanke, den sie nicht zu Ende
denken konnte.
Er ging rasch um den Schreibtisch herum und kam auf sie zu.
»Catherine, wenn du nur deinen Gesichtsausdruck sehen
könntest! Tom ist gut beieinander. Er ist natürlich ziemlich
benommen,

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