Stille Nacht
zuschaute, deponierten sie die
Geschenke auf dem Boden rings um den Weihnachtsbaum.
»Ihre Informationen über Ihren Bruder waren eine
unschätzbare Hilfe«, erklärte Bud Folney. »Der kleine Dornan
ist okay und auf dem Rückweg hierher nach New York. Jimmy
ist auf dem Rückweg ins Gefängnis; wir sind jetzt wieder
verantwortlich für ihn, und ich verspreche Ihnen, diesmal lassen
wir ihn nicht mehr entwischen. Von jetzt an, hoffe ich, geht es
wirklich aufwärts für Sie.«
Cally hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand ein
Tonnengewicht von der Seele genommen. Sie vermochte nur zu
flüstern: »Danke… danke… «
Folney und Levy riefen im Chor: »Fröhliche Weihnachten,
Cally«, und waren verschwunden.
Als sie weg waren, wußte Cally endlich, daß sie nun zu Bett
gehen und schlafen konnte. Gigis gleichmäßige Atemzüge
waren die Antwort auf ein Gebet. Von nun an würde sie ihnen
jede Nacht lauschen können, und zwar ohne die Furcht, daß man
ihr wiederum ihre Kleine wegnehmen würde. Alles wird jetzt
besser, dachte sie. Das weiß ich jetzt.
Als sie einschlief, war ihr letzter Gedanke, daß sie nun am
nächsten Morgen, sobald Gigi entdeckte, daß das große
Päckchen mit dem Geschenk für den Weihnachtsmann nicht
mehr da war, ehrlich zu ihr sagen konnte, er sei gekommen und
habe es mitgenommen.
Der Schlußchoral sollte gerade einsetzen, als erneut die Tür am
Seitenportal der Kathedrale aufging und Officer Ortiz eintrat.
Diesmal war er nicht allein. Er beugte sich zu dem kleinen
Jungen neben ihm hinunter und wies ihm die Richtung. Noch
bevor Catherine auf die Füße kommen konnte, war Brian in
ihren Armen, und sie spürte, wie sich die ChristophorusMedaille, die er um den Hals trug, an ihr Herz drückte.
Während sie ihn fest umschlungen hielt, sagte sie nichts,
spürte aber, wie ihr stille Tränen der Erleichterung und Freude
über die Wangen liefen, da sie jetzt wußte, daß er wieder ganz in
Sicherheit war, und sie ganz fest davon überzeugt war, daß nun
auch Tom wieder gesund würde.
Auch Barbara sprach kein Wort, sondern lehnte sich nur
hinüber und legte die Hand auf den Kopf ihres Enkels.
Michael war es, der das Schweigen brach und Worte des
Willkommens flüsterte. »Hallo, Blödmann«, sagte er grinsend.
Weihnachten
Kalt und klar brach der Morgen des Weihnachtstags an. Um
zehn Uhr trafen Catherine, Michael und Brian im Krankenhaus
ein.
Dr. Crowley erwartete sie bereits, als sie im vierten Stock den
Aufzug verließen. »Mein Gott, Catherine«, rief er aus, »bist du
in Ordnung? Ich hab erst erfahren, was passiert ist, als ich heute
früh hier ankam. Du mußt ja völlig erschöpft sein.«
»Danke, Spence, aber mir geht’s gut.« Sie betrachtete ihre
Söhne. »Uns geht’s allen gut. Aber wie steht’s mit Tom? Als ich
heute morgen angerufen hab, wollten sie mir bloß sagen, daß er
eine gute Nacht hatte.«
»Hatte er auch. Das ist ein hervorragendes Zeichen. Er hatte
eine sehr gute Nacht. Viel besser als deine, das steht schon mal
fest. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber ich hielt es für das
beste, Tom die Sache mit Brian zu sagen. Die Presseleute haben
hier schon den ganzen Morgen über angerufen, und ich wollte
kein Risiko eingehen, daß er es von einem Außenstehenden
erfährt. Als ich ihm davon erzählt habe, hab ich natürlich mit
dem Happy-End angefangen.«
Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete Catherine. »Ich bin
froh, daß er Bescheid weiß, Spence. Ich wußte nicht, wie ich’s
ihm beibringen soll. Ich war mir nicht sicher, wie er das
aufnehmen würde.«
»Er hat es sehr gut aufgenommen, Catherine. Er ist viel
stärker, als du vielleicht glaubst.« Crowley musterte die
Medaille um Brians Hals. »Wie ich höre, hast du eine Menge
durchgemacht, um dafür zu sorgen, daß du deinem Dad diese
Medaille geben kannst. Ich verspreche euch allen, daß ich
gemeinsam mit Sankt Christophorus dafür sorgen werde, daß er
wieder auf die Beine kommt.«
Die Jungen zupften an Catherines Händen.
»Er erwartet euch«, sagte Spence mit einem Lächeln.
Die Tür zu Toms Zimmer stand ein wenig offen. Catherine stieß
sie ganz auf und schaute ihren Mann an.
Das Kopfende des Betts war hochgestellt. Als Tom die drei
sah, erhellte dieses vertraute Lächeln sein Gesicht.
Die Jungen rannten zu ihm hin, blieben dann knapp vor dem
Bett vorsichtig stehen. Sie streckten beide die Hände aus und
ergriffen die Hand ihres Vaters. Catherine sah,
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