Stirb für mich: Thriller
wandte sich wieder dem Fenster zu, sein Atem beschlug die Scheibe.
»Schau dich doch an«, sagte Boxer. »Du siehst so aus, wie du aussiehst, weil du denkst, du könntest sie verlieren.«
»Ich habe sie verloren, als sie Bombay verlassen hat.«
»Warum hat sie Mumbai verlassen?«
»Weil ich herausgefunden habe, dass der Mistkerl, mit dem sie eine Affäre hatte, mich ausspioniert.«
»Und das hast du ihr erzählt«, erwiderte Boxer. »Hast du ihr auch gesagt, dass Deepak sie nicht liebt und sich nur mit ihr eingelassen hat, um dich leichter ausspionieren zu können?«
D’Cruz nickte, und seine Schultern bebten.
»Und hat sie dir erzählt, was sie gesehen hat?«, fragte Boxer. »Sharmila, die die Kinder in das Strandhaus gebracht hat, damit Amir Jat sie missbrauchen konnte.«
»Halt’s Maul!«, brüllte D’Cruz, hob beide Arme und schlug mit den Fäusten gegen das Fenster. » HALT ’ S MAUL !«
Er wandte sich vom Fenster ab, setzte sich auf einen Stuhl vor Boxer, faltete die Hände zwischen den Knien und starrte grübelnd vor sich hin.
»Chhota Tambe«, murmelte er. »Chhota Tambe. Weißt du, ich dachte, Deepak würde für irgendjemand wirklich Wichtigen spionieren wie die Mahale-Familie, aber Chhota Tambe? Er ist nur ein kleiner Ganove. Ein Gauner. Ein goonda .«
»Neid und Eifersucht sind große Gefühle«, sagte Boxer. »Erinnerst du dich, was ich ganz am Anfang über Frauen gesagt habe?«
»Aber das ist alles so lange her. Nach dem, was Indien in den letzten zwanzig Jahren erlebt hat, ist das Ur- und Frühgeschichte.«
»Du spannst ihm die Frau aus, du wirst Filmstar, du hast Erfolg wegen deiner Beziehungen zur muslimischen Gemeinde, während der trauernde Chhota Tambe in Dubai sitzt und mit geballter Faust auf die Armlehne schlägt«, sagte Boxer.
»Er hat recht«, sagte D’Cruz, blickte unvermittelt auf und sah Boxer in die Augen. »Was das Heroin angeht, hat er recht. Ich habe eine Lieferung für Dawood Ibrahim übernommen. Ich hatte keine Wahl. Es war der Preis dafür, dass ich beim Film eine Chance bekommen habe.«
»Deine erste Lektion in Menschenführung«, sagte Boxer. »Das sollte dir helfen zu verstehen, warum Deepak Mistry das für Chhota Tambe machen musste.«
»Deepak Mistry hat mich betrogen. Ich habe ihm alles gegeben, und er hat mich verraten«, sagte D’Cruz und stieß einen Finger in die Luft. »Und meine Tochter auch.«
»Was ist mit Chhota Tambes Anschuldigung, du hättest den pakistanischen Sprengstoff eingeschmuggelt?«
»Das RDX ? Damit hatte ich nichts zu tun. Für diese Jobs hat Dawood Ibrahim nur Muslime eingesetzt. Es war ein Religionskrieg. Dschihad . Niemals hätte er einen Katholiken in die Nähe des RDX gelassen. Scheiß-Chhota-Tambe.«
»Wenn Alyshia das alles übersteht, wird sie jemanden brauchen«, sagte Boxer.
»Sie war völlig verrückt nach Deepak«, murmelte D’Cruz. »Sie wollte mir nicht glauben. Sie dachte, ich hätte das Ganze inszeniert. Der Elektriker, der die Wanze findet, Deepaks Untertauchen, die Aufnahmen auf seinem Computer, seine handschriftlichen Notizen. Sie dachte, ich , ihr Vater, hätte das alles erfunden. Und ja, sie hat mir erzählt, was sie in dem Haus am Juhu Beach gesehen hatte. Nein, das ist nicht ganz richtig, sie hat es mir nicht nur erzählt , sie hat es mir ins Gesicht geschlagen, hat damit auf mich eingeprügelt. So sehr hat sie ihn geliebt. So sehr hat sie mich gehasst. Nach allem, was ich für sie getan hatte. Und nachdem er sie so belogen hatte, um sie an sich zu binden.«
»Möchtest du, dass deine Tochter dich wieder liebt?«
»Sie wird mich niemals wieder lieben.«
»Nicht so wie vorher, doch das liegt in der Natur von Erkenntnis. Ihr müsst beide damit leben.«
»Und was schlägst du vor?«
»Wenn Alyshia freigelassen wird, stellst du dich nicht zwischen sie und Deepak, wenn es das ist, was sie will.«
»Nein, nein, nein. Das kann ich nicht akzeptieren. Er wird nie wieder in ihre Nähe kommen. Ich habe sie schon aus den Klauen eines Dreckskerls gerettet. Ich werde nicht zulassen, dass ein weiterer sie zerstört.«
»Dann wirst du nie wieder glücklich und Alyshia auch nicht. Es gibt nichts Zerstörerischeres als eine Liebe, die hätte sein können. Sie wird nur darauf warten, dass du stirbst.«
Schweigen.
»Warum machst du das?«, fragte D’Cruz, plötzlich verblüfft über die Vertraulichkeit ihres Gespräches. »Was soll für dich dabei rausspringen?«
»Selber glücklich sein.«
D’Cruz schnaubte.
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