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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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»einfach nur einen Pauschalpreis. Aber es kommt noch besser: Bei ihrem ersten Kostenvoranschlag war genau diese Firma nämlich noch teurer, und dann haben sie ein zweites Angebot nachgereicht, aber erst nachdem die Frist für die Angebote eigentlich schon abgelaufen war – das heißt, sie haben eindeutig getrickst!«
    Â»Jemand aus dem Werk hat ihnen die Information zugespielt, wie hoch die anderen Firmen lagen«, sagt Jannik. »Hammer!«
    Â»Genau, und damit konnten sie die günstigste Firma einfach noch mal unterbieten! Ach so«, setzt Hannah dann noch hinzu, »ich habe übrigens nichts darüber gefunden, ob die neue Anlage dann vom TÜV abgenommen wurde oder nicht, es gibt nur dieses Gutachten von der ersten Überprüfung, danach nichts mehr.«
    Lukas merkt, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken läuft. Wenn er das gerade richtig verstanden hat, dann wird das verbrauchte Kühlwasser ständig durch ein Rohrsystem gepumpt, das wahrscheinlich längst auch schon wieder irgendwelche Risse aufweist, weil das Material den Anforderungen gar nicht entspricht, sondern einfach nur am wenigsten gekostet hat …
    Â»Und jetzt die zweite Datei!«, berichtet Hannah weiter. »Nachdem ich über den TÜV gestolpert bin, habe ich da noch ein bisschen rumgesucht. Ihr kennt ja die Wolke, die immer über dem AKW hängt, das ist der Dampf aus dem Druckbehälter, der ständig abgelassen wird. Und weil der radioaktiv belastet ist, gibt es dafür eine Filteranlage, die die radioaktiven Teilchen auf einen gesetzlich vorgeschriebenen Wert reduzieren soll. Allerdings scheint es so zu sein, dass dieser Filter reichlich viel Energie frisst, also ganz konkret Geld kostet, wenn er in Betrieb ist. Aber ohne den Filter liegt die radioaktive Belastung weit über den erlaubten Werten und die werden regelmäßig gemessen. Vom TÜV . Und zwar stichprobenartig, das heißt, dass das sowohl einmal im Vierteljahr sein kann als auch zweimal hintereinander im selben Monat. So ganz sicher bin ich mir noch nicht, wie das da genau läuft, aber zumindest kommt es mir doch komisch vor, dass jedes Mal, bevor eine solche Überprüfung stattgefunden hat, hier eine Mail vom TÜV auftaucht! Aber lest selbst.«
    Lukas und Jannik beugen sich vor. »›Unser zuständiger Ingenieur ist morgen, am Dienstag, dem 12. Juni, wegen einer Emissionsschutz-Prüfung in Hildesheim‹«, liest Lukas halblaut vom Monitor ab. »›Mit freundlichen Grüßen …‹«
    Â»Oder zufällig in Hameln oder sonst irgendwo hier in der Gegend«, erklärt Hannah. »Nur dass ich mich frage, warum sie das dem AKW in Wendburg mitteilen. Warum sollte das hier irgendjemanden interessieren, wo der Typ vom TÜV gerade ist?«
    Â»Es sei denn«, überlegt Lukas laut, »er kommt dann auch gleich in Wendburg vorbei, wenn er in Hameln oder Hildesheim ist. Und wenn sie das vorher wissen, können sie die Anlage die ganze Zeit problemlos ohne Filter laufen lassen und schalten ihn dann nur für den Tag ein, an dem die Kontrolle ist …«
    Â»So ähnlich denke ich mir das auch«, sagt Hannah.
    Â»Hammer!«, wiederholt Jannik.
    Â»Und deine dritte Datei?«, fragt Lukas, als wolle er jetzt auch den Rest möglichst schnell noch hinter sich bringen.
    Â»Ganz schräg«, sagt Hannah und klickt weiter. »Was fällt euch zu dem Benutzernamen ›Karl M.‹ ein?«
    Â»Hä?«, macht Lukas.
    Â»Irgendeinen Schlagersänger gibt es, der so heißt«, sagt Jannik. »Karl M. irgendwas, glaube ich jedenfalls. Wieso?«
    Hannah zeigt auf den Monitor.
    Â»â€ºAccount Karl M.‹«, liest Lukas. »›Dateiname Winnetou‹ … Karl May!«, ruft er. »Klar! Aber …«
    Â»Dahinter versteckt sich irgendjemand aus dem Werk«, erklärt Hannah. »Keine Ahnung, wer. Ich krieg auch nicht raus, aus welcher Abteilung, aber er hat sich eine feine Sammlung angelegt – alles Störfälle aus verschiedenen AKW s . Sieht fast so aus, als ob da jemand schon länger dran ist und jeden Zwischenfall, den es in den letzten Jahren gegeben hat, hier schön ordentlich in seine Datei gepackt hat. Immer nur ein paar Stichworte, aber es reicht, um einem echt die Schuhe auszuziehen.« Sie scrollt über die Seite, während sie laut mitliest: »› AKW Marpingen, 12. Januar, Ventile der Druckentlastung im

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