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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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gestern nicht noch mal gesehen.«
    Â»Trotzdem, Alter. Ich hätte nichts dagegen, ein kleines Spiel mit ihnen zu machen. Stell dir mal vor, ich krieg sie irgendwie auf den Weg zum alten Steinbruch oben im Wald. Du weißt schon, die Zufahrt zum Förderband, wenn du dich nicht auskennst, machst du voll den Abgang über die Kante. Und dann schön im Sturzflug nach unten!«
    Â»Mann, du guckst echt zu viel Fernsehen!«
    Â»Yep«, grinst Jannik. »Bildung satt, Alter. Übrigens müssen wir uns keine Sorgen mehr machen«, setzt er plötzlich unvermittelt hinzu. »Das Megafon ist weg, für immer!«
    Â»Hä? Aber das wissen wir doch, ich meine, darum ging es doch die ganze Zeit, dass es verschwunden ist, was …«
    Â»Du hörst nicht richtig zu: Für immer, habe ich gesagt. Und ich weiß auch, wo es ist.«
    Lukas blickt ihn nur irritiert an.
    Â»Okay, hör zu«, setzt Jannik zu seiner Erklärung an. »Als ich heute Mittag aus der Scheune kam, war mein Alter gerade dabei, den Hänger mit Schrott zu beladen, für die Müllkippe. Abfall von seiner Baustelle und so was, und vergammeltes Holz und jede Menge Scheiß aus dem Schuppen. Auch den Kühlschrank! Ich hab also nur genauer hingeguckt, weil ich Schiss hatte, dass er auch irgendwas von meiner Sammlung mit wegschmeißt. Du weißt schon, die Radkappen oder den Kühlergrill von dem alten Citro ë n. Und dann hab ich das Teil von dem Megafon gesehen, wo der Akku reinkommt, mit dem roten Kippschalter. Den Trichter hab ich auch noch entdeckt, der lag platt gehämmert zwischen dem anderen Zeug …«
    Â»Wie jetzt? Willst du behaupten, dass dein Vater …?«
    Â»Ich will sogar behaupten, dass er nur deswegen auf die Müllkippe gefahren ist.«
    Â»Und er hat nichts gesagt?«
    Â»Null. Kein Wort. Aber ich auch nicht.«
    Â»Schon klar. Aber das heißt, er weiß Bescheid. Was soll das bedeuten? Ich meine, wenn er …«
    Â»Ist doch egal. Ich glaube ja sowieso schon länger, dass er eigentlich ein verkappter Atomkraftgegner ist. Aber er hat eben auch eine Macke, mit seinem Bunker und so, wissen wir ja.«
    Â»Eigentlich ganz cool. Die Nummer mit dem Megafon, meine ich«, sagt Lukas. Er weiß nicht, ob sein Alter so was auch machen würde. Vielleicht. Aber dass Janniks Vater nichts weiter gesagt hat, das passt wieder irgendwie. Keiner sagt was. Jeder hat Angst, dass er dann Stellung beziehen müsste. Trotzdem cool von Janniks Vater. Nur leider reicht das nicht.
    Lukas und Jannik gehen noch ein Stück zusammen die Hauptstraße runter. Im Schaufenster vom Postkartenladen hängt bereits ein Plakat, das den Tag der offenen Tür im AKW ankündigt.
    Â»Mit Kinder-Hüpfburg!«, liest Jannik laut vor. »Na klasse, das ist ja echt mal eine Idee, auf die sonst keiner kommt.«
    Â»Lies mal weiter«, fordert Lukas ihn auf. »Am Abend Grillfest mit Open-Air-Rockkonzert. Hast du eine Ahnung, wen sie da einladen wollen?«
    Â»Hannahs Band ganz bestimmt nicht. Wahrscheinlich irgendeine Oldie-Band aus Hildesheim oder so was. Kannst du jetzt schon vergessen.«

Dreizehn
    Als Lukas nach Hause kommt, trifft er seinen Vater gerade noch im Flur an.
    Â»Ich fahre mit dem Bus ins Krankenhaus«, sagt er, während er sich die Schuhe anzieht. »Ich hab eben mit Sabine telefoniert. Für die Rückfahrt nehme ich das Auto. Ich weiß, Lukas, wir müssen dringend miteinander reden! Aber du siehst ja selbst, wie es ist. Vielleicht nachher, wenn ich wieder da bin.«
    Â»Da schlafe ich wahrscheinlich schon«, antwortet Lukas eher nebenbei, während er sich schon zur Treppe wendet. »Ich muss ja morgen wieder zur Schule. Ist bestimmt besser, wenn ich nicht so spät ins Bett komme.«
    Â»Entschuldigung, aber was heißt das denn jetzt wieder? Du hast dich doch beschwert, dass wir nie dazu kommen, miteinander zu reden!«
    Â»Grüß Mutti und Karlotta!«, ruft Lukas vom Treppenabsatz zurück, dann verschwindet er in seinem Zimmer. Auch wenn er seinen Vater gerade vor den Kopf gestoßen hat, ist Lukas sich sicher, dass es ihm deutlich lieber ist, wenn sie nicht miteinander reden müssen. Und damit sind sie schon mal zu zweit.
    Als er die Haustür zuschnappen hört, dreht er sich um und geht wieder die Treppe hinunter in die Küche. Er schiebt sich eine Pizza in die Mikrowelle. Aber dann versinkt er so in seinen Gedanken,

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