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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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weiß, zwingt ihn auch keiner, dazubleiben, oder? Wie wär’s denn mit wegziehen? Du kannst doch auch einen Antrag auf Versetzung stellen! Es soll Leute geben, die das schon hingekriegt haben.« Lukas merkt, dass er aggressiver ist, als er eigentlich will. Aber es ist immer dasselbe, denkt er, sie tun so, als wäre nichts an der Situation zu ändern. Das Schicksal hat es leider nicht gut mit ihnen gemeint, aber sie müssen durchhalten bis zum bitteren Ende oder so ein Blödsinn. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann jammern sie einfach immer weiter, aber sie tun nichts dagegen – und genau das wirft Lukas ihnen vor!
    Â»Es ist nicht so einfach, wie du denkst«, sagt seine Mutter. Das hat er auch schon tausend Mal gehört.
    Â»Es ist nie so einfach«, antwortet Lukas. Er muss sich zusammenreißen, um sich nicht weiter aufzuregen. Was ihm nicht leichtfällt, aber hier in diesem Krankenhauszimmer ist nicht der richtige Zeitpunkt. »Hier, ich hab noch was für Karlotta besorgt«, sagt er dann. »Kannst du ihr ja nachher geben, wenn sie aufwacht.« Er legt die Hörbuch- CD , die er auf dem Rückweg vom Irish Pub gekauft hat, auf das Fensterbrett. Wegen des Gesprächs mit Gunnar Berger hat er es dann nicht mehr geschafft, auch noch etwas für Hannah zu kaufen. Aber so wie es aussieht, hat er ja hoffentlich noch mehr Gelegenheiten, ihr etwas schenken zu können …
    Â»Sie wird sich freuen«, sagt seine Mutter lächelnd. »Sag Papa bitte, dass ich ihn nachher anrufe, ja? Und pass auf dich auf!«
    Ganz kurz ist Lukas versucht, ihr auch die Zeitung dazulassen. Aber dann denkt er, dass sie den Artikel ohnehin noch früh genug zu Gesicht bekommen wird, spätestens beim nächsten Treffen mit der Selbsthilfegruppe. Und jetzt soll sie sich nicht auch noch über das dummdreiste Geschmiere des Chefredakteurs aufregen müssen. Sie weiß wahrscheinlich selbst, dass sie mit ihrer Gruppe keine Chance hat. Der gestrige Auftritt der beiden Pappkameraden sollte das auch für den Letzten deutlich gemacht haben, der immer noch daran glaubt, dass man mit einem Atomstromkonzern diskutieren kann!
    Auf dem Weg zum Fahrstuhl wirft er die Zeitung in einen Mülleimer. Vielleicht muss ich endlich aufhören, meine Eltern vor irgendetwas schützen zu wollen, was sie selbst so entschieden haben, denkt er. Zumindest bei seinem Vater ist jetzt Schluss damit. Er ist nicht Alex. Er zieht das jetzt durch.
    Noch im Bus nach Wendburg schreibt er Hannah eine SMS : »Sorry, hab noch was rausgefunden, was du für die Arbeit wissen musst. Ist wichtig! Kannst du heute Abend?«
    Als Antwort kommt ein Smiley mit einem Lachmund zurück.
    Als er am Marktplatz aussteigt, trifft er zufällig auf Jannik, der in der Tierhandlung neues Futter für sein Aquarium besorgt hat.
    Â»Die Sache läuft«, sagt Lukas. »Morgen nach der Schule kommt der Typ hierher. Treffpunkt ist hinten am Friedhof. Ich geh heute Abend noch mal zu Hannah, damit sie alles auf einen Stick kopiert. Am besten scannen wir den Artikel aus dem Gemeindeblatt gleich noch mit ein und packen ihn dazu. Und mit der Ärztin von meiner Schwester habe ich vorhin auch geredet. Sie hat Schiss, aber ich glaube, man könnte sie so weit kriegen, dass sie was zu den Leukämiefällen hier sagt. Vielleicht reicht es schon, wenn sie dem Redakteur noch mal was über die Ursachen erklärt. Ich geb ihm auf jeden Fall ihren Namen und ihre Telefonnummer. Er will das Ganze übrigens mit einer Zeitung aus Berlin machen, überregional, verstehst du? Und zwar so, dass der Artikel am Samstag erscheint, damit man sieht, dass ihre Party im AKW reine Show war.«
    Jannik grinst und hält den Daumen hoch. »Hammer«, sagt er nur.
    Â»Den Rest besprechen wir morgen in der Pause«, sagt Lukas. »Wie wir das mit der Übergabe machen. Wäre vielleicht ganz gut, wenn einer von uns ein bisschen darauf achtet, dass uns nicht ausgerechnet die Sicherheitstypen in die Quere kommen.«
    Â»Ist gebongt«, sagt Jannik. »Wenn sie kommen, lenke ich sie ab. Da fällt mir schon was ein. Schade, dass ich das Moped im Moment nicht nehmen kann. Aber es geht auch mit dem Fahrrad. Schön Hoodie und schwarzer Schal vorm Mund, dann sind sie so schnell hinter mir her, so schnell kannst du gar nicht gucken.«
    Â»Vielleicht haben sie ja auch schon aufgegeben«, meint Lukas. »Jedenfalls habe ich sie nach

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