Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
Vom Netzwerk:
keinen Sinn. Aber nachdem sie mir meinen Artikel gekippt haben, bin ich doch neugierig geworden, was da eigentlich läuft. Ich habe vorhin kurz mit einem Freund telefoniert, der bei einer überregionalen Zeitung in Berlin arbeitet, die könnten sich für so was interessieren. Die bringen genau solche Sachen, an die sich sonst keiner rantraut. Und sicher ist, wenn die das machen, dann zieht das Kreise. Dann geht das auch nicht unter. Dann hast du auch ganz schnell die Fernsehsender mit im Boot – Topmeldung in den Nachrichten! Aber bevor ich da bei meinem Freund noch mal nachhake, müsstest du mir schon ein paar Fakten liefern, worum es überhaupt geht. Ich muss einschätzen können, ob das wirklich genug Material ist, um was draus zu machen, verstehst du?«
    Â»Und wenn ich vielleicht an eine Liste mit allen Störfällen kommen könnte, die es in letzter Zeit gegeben hat? Wäre das so ungefähr das, was Sie sich vorstellen?«
    Gunnar winkt enttäuscht ab und lehnt sich zurück.
    Â»Alles bekannt. Philippsburg, Harrisburg, Biblis, Krümmel, Forsmark – alles alte Hüte, findest du alles im Netz, damit locken wir keinen mehr hinterm Ofen vor. Erschreckend, aber so ist es.«
    Â»Nicht Philipsburg oder Harrisburg, sondern Wendburg! Mindestens sieben Störfälle, allein in diesem Jahr. Und ein paar ganz schöne Infos, wer darüber informiert war, aber nichts unternommen hat. Auch noch ein paar Kostenvoranschläge für irgendwelche Reparaturen, bei denen sie mit Billigmaterialien rumgetrickst haben, um Kosten zu sparen. Und vielleicht auch was, was die vielen Leukämiefälle in Wendburg erklären würde, nämlich dass es da zwar einen Filter für den Dampf aus dem Druckwasserbehälter gibt, der aber nur eingeschaltet wird, wenn eine Überprüfung ansteht. Und vor jeder Überprüfung wird das AKW benachrichtigt, damit sie Bescheid wissen …« Plötzlich ist das Lied zu Ende und Lukas’ letzter Satz bleibt viel zu laut im Raum hängen.
    Der Wirt blickt neugierig zu ihnen herüber.
    Gunnar starrt Lukas mit offenem Mund an. Als er nach seinem Glas greift und feststellt, dass es leer ist, gibt er dem Wirt ein Zeichen.
    Â»Und du sagst, du hast das ganze Material? Du kannst das alles belegen?«, fragt er leise. In seiner Stimme klingt deutlich mit, dass er Lukas noch nicht so recht glaubt.
    Â»Sagen wir mal so«, antwortet Lukas vorsichtig, »ich könnte das Material besorgen. Ich müsste vielleicht ein paar Zusammenhänge erklären, damit Sie verstehen, worum es geht, aber ich glaube, das Material reicht, um damit was anzufangen. Ich würde nur gerne wissen, ob da an der Sache mit ihrem Freund und dieser anderen Zeitung wirklich was dran ist. Sonst lassen wir das Ganze lieber. Auf so eine Nummer wie von diesem Michael Meyer hab ich echt keine Lust. Dann gehen wir mit den Sachen woandershin.«
    Â»Wir?«, fragt Gunnar prompt nach. »Du bist nicht alleine? Da gehören noch andere dazu? Was sind das für Leute? Und woher habt ihr die Informationen überhaupt? Habt ihr jemanden im AKW , der euch …?«
    Der Wirt kommt und stellt das neue Guinness vor Gunnar auf den Tisch. Als er Lukas fragend anblickt, schüttelt der nur den Kopf. Der Wirt verzieht das Gesicht und verschwindet wieder Richtung Theke.
    Â»Okay«, sagt Gunnar nach einem kurzen Moment. »Ist vielleicht auch nicht so wichtig. Ich muss nur die Sicherheit haben, dass eure Informationen wirklich stimmen. Wenn das brauchbares Material ist, dann sind wir im Geschäft. Glaub mir, es würde mich sehr freuen, wenn wir diese Atom-Mafia mal ein bisschen aufmischen könnten! Gerade jetzt, wo ihre Tage gezählt zu sein scheinen und sie auf Teufel komm raus noch mal ordentlich Profit aus ihren Dreckschleudern holen wollen. Und keine Angst, ich erzähl dir nicht irgendwas vom Pferd, ich bin auf eurer Seite. Ich habe die Nase so gestrichen voll von den ganzen Mauscheleien, die hier ablaufen, das kannst du dir überhaupt nicht vorstellen! Ich bin Journalist, und ich habe meinen Beruf immer so verstanden, dass ich auch unbequeme Fragen stellen muss. Und mit unbequemen Antworten an die Öffentlichkeit gehe.« Jetzt schaut er Lukas eindringlich an. »Also, wann?«
    Â»Was?«
    Â»Wann treffen wir uns? Wann kann ich das Material haben?«
    Was soll’s, denkt Lukas. Er scheint okay zu sein. Lassen wir es drauf

Weitere Kostenlose Bücher