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Störgröße M

Störgröße M

Titel: Störgröße M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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gerichtsmedizinische Vorlesungen…«
»Zweimal? Nicht im luftleeren Raum.«
»Sie kann es im Raumschiff getan haben!«
»Das sind Löcher von Kugeln. Warum benutzte sie nicht den Strahler?« Gould wies auf die Waffe an ihrer Hüfte.
Simak musterte sie mit einem erbärmlich hilflosen Blick. »Fragen, Vermutungen!« Er raffte sich auf. Ernst umschattete seine Augen. Er wirkte krank. »Erzähle, wie war es drüben?«
Gould trat einige Schritte zur Seite. Simak folgte ihm.
»Ein unübersehbarer Raum.«
»Moment mal«, unterbrach ihn Simak, »Kogols Schilderung zufolge ist es dort stockfinster.«
»Ein rötlich-gelbes Licht, das keine lokale Quelle zu besitzen scheint, erhellt das Firmament. Ja, du wirst dich überzeugen, es entsteht der Eindruck von – Himmel, wenngleich der Horizont im Dunst verschwindet. Die Atmosphäre selbst scheint zu leuchten. Ich wollte das Risiko nicht unnötig vergrößern und habe mich nur kurz umgeschaut. Die Polypen ließen sich nicht blicken. Das ist alles.«
»Du meinst, wir sollten es versuchen?«
»Was bleibt uns anderes übrig?« Gould lachte. »Wir sind bis an die Zähne bewaffnet. Das Überraschungsmoment entfällt. Wir kennen ihre Angriffstaktik. Sie wird seit damals keine Veränderung erfahren haben.«
Sie schafften das Gepäck aus dem kleinen Mosaiksaal herbei und einigten sich auf eine kurze Rast.
Ein wenig abseits von der Toten nahmen sie Platz. Gegen ihr Trageteil gelehnt, schwiegen sie. Gould sog einige Schlucke Konzentrat aus der Vorratsflasche. Er mochte den herben, leicht salzigen Geschmack. Unentschlossen behielt er das Mundstück zwischen den Zähnen. Was hatte sich vor zweieinhalb Jahrhunderten hier abgespielt? Ein Verbrechen? Gleichviel, jedenfalls ein Drama! Das Wort selbst drängte ihn, konkret zu werden, in seiner Forderung konkret. Wie hieß das Verbrechen? Irgend etwas Unbenennbares in ihm, vielleicht eine Gewohnheit, schreckte vor dieser Konkretheit zurück. War es der Name Kogols? Er schüttelte abweisend den Kopf. Dann also heroischer Opfergang! Seine Zähne hatten sich“ fest in dem Mundstück verbissen. Er zerrte an dem einen Wort wie ein Hund an einem Knochen. Verbrechen! Sie würden nie endgültig erfahren, was sich hier abgespielt hatte. Ihre Rekonstruktion würde die Mängel aller Rekonstruktionen aufweisen. Sie war mit den Möglichkeiten der Heutigen vorgenommen. Diesem Stückwerk entgegen standen Bild-, Ton- und Schriftdokumente, unterstützt von der Autorität des Kosmoshelden. Es gab den Mythos! Die Gegenwart war arm an Helden wie wahrscheinlich jede Gegenwart. Darin offenbarte sich eine Ironie, die ihn lächeln ließ. Helden sind nötig, damit die Massen das Rad der Geschichte weitertreiben. »Ruhen Helden aus?« fragte er.
»Auf«, erwiderte Simak und gab ein unfrohes Lachen von sich. »Bewegen wir halt das Rad der Geschichte weiter.«
»Kehren wir um!« Gould kam sich unfair vor, aber der Satz hing nun einmal unbeweglich zwischen ihnen.
Langsam, aber fest entgegnete Simak: »Das ist nicht dein Ernst.«
»Wir könnten die Tote verschwinden lassen.«
»Das ist nicht dein Ernst!« Simak schrie jetzt.
»Wir könnten alle Spuren, die den Berichten widersprechen, korrigieren.«
Schwerfällig kam Simak näher.
»Das wäre eine Chance«, sagte Gould und kam sich kaum noch hinterhältig vor.
»Was für eine Chance?«
»Stell dir vor, die Wahrheit würde Kogol entlarven«, sagte Gould. »Dort liegt eine Frau, die von Kogol erschossen wurde.«
»Sie haben sich gegenseitig umgebracht. Andere Tatsachen wird es nicht geben. Alles übrige interpretieren wir als ein Mißverständnis.«
»Und wenn sich das als unmöglich erweist?«
Simak stand jetzt dicht vor ihm. Seine Nase stach spitz aus der Tiefe des Helms. »Was für eine naive Vorstellung!«
Gould stieg als erster ein. Auf dem Grund des Trichters erwartete er Simak. Nur widerstrebend gestattete das Medium jeden Schritt. Sie faßten sich bei den Händen. Mit den freien Armen ruderten sie sich vorwärts. Im Tunnel ging es sich leichter, da sie sich von den Wänden abstoßen konnten. Bald stieg der Weg an.
Über Goulds Sichtfenster fluteten schwarze Perlen. Licht drängte von allen Seiten heran. Halb geborgen von der Flüssigkeit, warteten sie. Doch kein Angreiferschwarm verfinsterte die Helligkeit. Das Orange wehrte den Blicken. Dort, hinter der Grenze, die ihre Sinne ihnen setzten, konnten sie lauern.
Sichernd, die Waffen im Anschlag, entfernten sie sich von der schwarzen Schleuse. Bis zur letzten

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