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Störgröße M

Störgröße M

Titel: Störgröße M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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erloschen sie. Bis auf den Grund der Schluchten reichte das All, folgte allen Krümmungen und Tiefen. Gould erfreute sich an der Einbildung, sie müßten jeden Augenblick auf kleine, kalte Sterne stoßen, die es, je nachdem, rechts oder links zu umfahren gälte.
Sie lachten gemeinsam über diese Vorstellung, und Simak vollendete das Spiel, indem er einige scharfe Kehren fuhr, die Gould fast vom Sitz schleuderten. Simak war ein sicherer Fahrer, und die Haltegurte waren fest. Sie lachten erneut übermütig. Gould staunte über sich selbst. Er hatte geglaubt, für solche Späße zu alt zu sein.
Schnell und sicher trug sie der Rover ihrem Ziel entgegen. Die absehbare Auflösung der Spannung, das Greifbare, das Ergebnis, der Erfolg, versetzten ihn in frohe Laune. Er wußte um die Genugtuung, Fragen beantworten zu können. Er schätzte das Gefühl, überlegen zu sein. Welche Vorstellung, nicht länger namenlos zu leben! Er fand den Mut, sich des gestrigen. Gesprächs zu erinnern.
»Was meintest du, als du Random erwähntest?«
Simak warf ihm einen kurzen Blick zu.
»Random?«
»Wir sprachen davon, daß man mit allem möglichen leben kann.«
»Ach ja.« Simak grinste belustigt. »Interessiert es dich?« Er wartete offenbar auf eine Bestätigung, fuhr dann aber fort: »Wofür hältst du ihn?«
Gould benötigte einen Augenblick, um sich eine Antwort zurechtzulegen. »Ich meine, er ist nicht der ungerechteste Chef. Hier und da sieht er die eigene Meinung als den Nabel der Welt an. Das ist Leuten seiner Bedeutung zu verzeihen. Ich halte ihn für einen liebenswerten Dogmatiker.«
»Er ist ein Schwächling«, sagte Simak. »Das ist alles. Schwächlinge indoktrinieren sich selbst, wenn es sein muß, mit der eigenen Meinung.«
»Ich weiß nicht, woher du die Berechtigung zu einer solchen Behauptung nimmst«, entgegnete Gould nervös. »Sie erscheint mir aus deinem jungen Mund ungerecht. Was erwartest du von einem Menschen, der sein Leben einer Idee gewidmet hat, mit der er ein geistiges Gebäude zu errichten vermag, das ihn zu der international geschätzten und anerkannten Kapazität macht, die er ist. Was erwartest du?«
»Stärke.«
»Was für eine Stärke? Das ist doch eine Phrase.«
Simak schien genüßlich zu lächeln. »Wußtest du, daß Random einmal Kogol angezweifelt hat?«
»Ich verstehe dich nicht. Wieso angezweifelt? Woran sollte er zweifeln?«
»Während meiner Diplomarbeit hatte ich Gelegenheit, im Archiv zu wühlen. Random hat zwei Diplomarbeiten geschrieben. Die erste ist nur noch im Fragment erhalten. Sie ist nicht katalogisiert und muß infolge irgendeines Zufalls dorthin gelangt sein. Die Zusammenfassung wirft Fragen auf, die unser geläufiges Kogolbild, nun, schlicht ausgedrückt – anzweifeln. Er ist ein kluger Kopf! Er muß über den dort dargelegten Rahmen hinaus Material gehabt haben. Als es Schwierigkeiten gab, ich muß sie dir nicht erläutern, ließ er seine Überzeugung fallen und verfertigte eine zweite Fassung. Diese wurde anerkannt. Sie bildet den Grundstock aller folgenden Arbeiten. Ich frage dich, ist das Stärke? Ich frage dich weiter, ist die Frage danach eine Phrase?«
»Er kann einen Irrtum eingesehen haben«, hielt ihm Gould entgegen.
Ein flüchtiges Lächeln huschte über Simaks Gesicht. »Selbst wenn du den hypothetischen Nachweis dafür antreten könntest, es bleiben die Tatsachen.«
»Natürlich, die Tatsachen! Was denn sonst?«
»Hast du dir einmal Gedanken darüber gemacht, warum fünfzig Menschen, fünfzig ausgewählte Charaktere, fünfzig lebens- und kosmosgefestigte Persönlichkeiten, plötzlich zu Hyänen werden sollen, zu Bestien, die sich gegenseitig den letzten Schluck Wasser, die letzte Sauerstoffpatrone wegreißen? Du brauchst mir nicht zu antworten. Du hast es nicht getan, und niemand vor dir. Bis auf Random!«
»Random?«
»Ja, Random. In seiner ersten Diplomarbeit.«
Goulds Finger tasteten über den Sicherheitsgurt. »Wir sind Historiker. Diese Fragen gehen doch in den soziologischen Bereich.« Ihm war klar, daß seine Antwort ein hilfloses Gestottere darstellte, ja, daß sie geradezu den Explosivstoff zu einer brisanten Entgegnung lieferte. Er hoffte jedoch, Simak würde die Sache mit einem Witz beenden. Doch war es nicht gerade jene geistreiche Unverbindlichkeit gewesen, die ihn schon während des Fluges Simaks Selbstbewußtsein hatte fragwürdig erscheinen lassen? Welche Art von Antwort ihn jetzt zufriedenstellen würde, wagte er nicht zu ergründen.
»Widerspricht es

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