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Störgröße M

Störgröße M

Titel: Störgröße M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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Schlüssel? Ohne es sich bewußt zu machen, betrachtete er eine Weile in der Frontscheibe seines Begleiters Spiegelbild, und ebenso unbewußt umkreisten ihn seine Ahnungen.
Am ersten Tag legten sie mehr als dreihundert Kilometer zurück. Gegen Mittag gelangten sie an einen schmalen Gebirgsgürtel, den sie in einer knappen Stunde überwanden. Aus der Felswirrnis führte sie ihr Weg hinaus auf eine weitere Ebene. Wie befreit raste das Fahrzeug käferhaft behende in die Weite.
Mit dem Anbruch des folgenden Tages lagen nur noch fünfzig Kilometer vor ihnen, und bereits am frühen Vormittag erreichten sie den Ort der ersten Landung.
Eine starre, am Gittermast halbaufgezogene Flagge erinnert an das tragische Ereignis. Am Fuße stand das lebensgroße Monument Kogols.
Vor ihnen stieg steil der Hang auf zu Lossells Plateau. Kein anderes Fahrzeug als der Rover wäre in der Lage gewesen, ihn zu überwinden.
Das Vertikalaggregat ließ das Gefährt erzittern. Sie stiegen hoch, schwebten vorbei an Kogols beschwerlichem Weg und erreichten bereits nach wenigen Minuten das Niveau der Hochfläche. Es hatte sie keinen Tropfen Schweiß gekostet, nicht den Befehl am Rande der Bewußtlosigkeit: du mußt, du mußt! Sie hatten nicht die Angst zu überwinden, nicht das Versagen.
Die Zeit stand still hier. Die geringste Fährte im Schnee überdauerte Jahrtausende.
Zerfahren wie eine Heerstraße lag die Straße ihrer Vorgänger im Licht der Scheinwerfer. Kogols Fußabdrücke waren lange schon verwischt, zertrampelt, zermahlen.
Den Spuren anderer Forscher folgend, fanden sie ohne Mühe die Schlucht.
Die Kaverne entdecken. Den Traum aller Erfolglosen verwirklichen. Bis ins kleinste der Geschehnisse vorstoßen. Den großen Kogol bestätigen. Größe bestätigen! Sich einhüllen in den Nimbus wie in einen wärmenden Mantel! Wer hätte je solche Gedanken zugegeben? Auch vor sich selbst. Sie spürten nur eine erneuerte Verbundenheit. Die Faszination ihrer Aufgabe führte sie zusammen.
»Komm«, sagte Gould. Er streckte die Hand aus und half Simak über einen Bodenspalt hinweg. Sein Blick fiel auf die Uhr in seinem Helm. Er war an der Reihe, den Reservetornister zu tragen. Simak wehrte ab.
Der Eingang zum Labyrinth lag kaum einen Meter über dem Niveau der Schluchtsohle. Es handelte sich um einen Spalt, der gerade einem Menschen Durchlaß gewährte und der sich in etwa doppelter Mannshöhe wieder schloß.
Nach wenigen Schritten weitete sich der Gang und führte mit gleichmäßigem Gefälle in die Tiefe des Berges. Hier und da verschwand der Boden unter grobem Geröll. Im großen und ganzen jedoch ließ sich der Abstieg ohne Beschwerlichkeit bewältigen. Die geringe Schwerkraft minderte das Gewicht der Ausrüstung erheblich. Mit achtungsvollem Schauder dachte Gould an die Menge Sauerstoffs, die Kogol hatte schleppen müssen. Seine Hand berührte den Strahler an seiner Hüfte. Es war der modernste Typ und machte jede andere Waffe überflüssig.
Kilometerweit führte der Gang in die Unterwelt. Hier und da wurde er derart abschüssig, daß sie sich kriechend vorwärtsbewegen mußten. Trotzdem erreichten sie schon nach einer Stunde den Dom, in den – wie beschrieben – mehrere Gänge mündeten. Sie hatten bisher den vorhandenen Markierungen vertraut und fühlten sich nun sicher genug, von hier an getrennt zu arbeiten, Simak übernahm die linke, Gould die rechte Seite.
Eine enervierende Eile trieb ihn voran. Die Erwartung steigerte seine Empfindsamkeit bis zu jenem Bereich, wo einen die eigenen Wahrnehmungen zu ängstigen beginnen.
Im Rhythmus seiner Schritte schwankte der Lichtkegel. Der Stollen wand sich ihm entgegen und entschwand wie ein fliehendes Tier hinter ihm im Dunkel. Welch ein Weg, kam es ihm in den Sinn. Vielleicht hatte Kogol – entgegen allen Darstellungen – gerade hier, keuchend vor Atemnot, vor Schwäche taumelnd, ausgeruht. Dort war er vielleicht zusammengebrochen und hatte sich wieder aufgerafft. Die Sinne betäubt durch den Gedanken an die Not seiner Kameraden, hatte er sich die Wände entlanggetastet. Sein Versagen würde ihr Tod sein. Schneller! Du mußt! Ein Leben lang verfolgt von ihren toten Augen, lebenslang ihr Sterben rekonstruieren. Schneller!
Nach Stunden trafen sie sich zu einer Pause. Das Ergebnis war gleich Null. Aber eben das hatten sie mit Sicherheit erfahren müssen, ehe sie mit ihrer Suche woanders ansetzen konnten.
»Es ist zum Wahnsinnigwerden«, rief Gould. »Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, daß es

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