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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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ich.
    »Wie geht’s meinem Liebling denn, hm?«, fragte er und ich wurde das Gefühl nicht los, dass auch er sich grüne Bubble-Tea-Kugeln vorstellen musste. Als er schluckte, wirkte sein Blick auf eine fast amüsante Weise gequält.
    »So ähnlich wie Marie Antoinette«, antwortete ich und ergänzte in Gedanken: »… auf ihrer Fahrt zur Guillotine.«
    »Aha. Ist das eine Freundin von dir?«, fragte Paps mich geistesabwesend.
    *
    Nach dem Essen ließ Lisa den Abwasch stehen, was praktisch nie vorkam, und sagte: »Wir drei müssen reden.«
    In Liebesfilmen ist das oft die Stelle, an der die Männer abhauen, wenn ihre Frauen, mit denen sie sich offensichtlich gerade in einer Krise befinden, diesen Satz sagen. Doch Paps tat nichts dergleichen, wenn er mir auch ein wenig nervös vorkam.
    »Schatz, deine Mutter und ich, wir müssen dir etwas sagen.«
    Wenn er jetzt mit der Kur anfängt, drehe ich durch, dachte ich, nicht auch noch er.
    Mein Vater war eine Art Vertriebler, aber ein besonders wichtiger. Was genau er alles vertrieb, hatte ich nie so richtig verstanden, nur, dass man in dem Job irgendwie viel reisen musste. In letzter Zeit sogar am Wochenende.
    Jetzt ergriff meine Mutter das Wort. »Dein Vater und ich, wir haben unseren Lebensentwurf überdacht.«
    Das tat ich stündlich, schoss es mir durch den Kopf, was war daran besonders?
    »Genau«, sagte Paps, »und du kannst uns glauben, dass wir uns für diese Entscheidung gründlich Zeit gelassen haben.«
    Lisa nickte. »Ja, richtig. Wir haben das alles schon mehrmals durchgesprochen und sind nun zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn mehr macht.«
    »Was macht keinen Sinn mehr?«, fragte ich. In meinem Leben machte so ziemlich nichts einen Sinn, was also war daran so außergewöhnlich?
    »Unsere Ehe.« Lisa stockte und legte ihre Hand auf meine, die auf meinen Knien lag. Ich zog sie weg, stand ruckartig auf und sah erst Paps, dann meine Mutter an.
    »Eure Ehe?«
    »Ja«, bestätigte mein Vater ihre Worte. »Schatz, wir werden uns trennen.«
    Ein Schuss fiel, aber es gab kein Geräusch.
    Eine dunkle Wolke Nichts krabbelte durch meine Zehenspitzen in mich hinein und schlängelte sich meine zitternden Beine hoch, sodass ich das Gefühl bekam, sie könnten trotz meines Fliegengewichts jeden Moment unter meinem Körper zusammenklappen, wie die Holzglieder von Pinocchio.
    »Aber was heißt das denn?«, fragte ich meinen Vater. So leise, dass es kaum zu verstehen war.
    »Bitte setz dich wieder, Schatz.« Mein Vater zog mich sanft zum Stuhl. »Ich wohne vorerst bei deinem Patenonkel. Joost ist das Haus seit seiner Trennung von Ulla alleine doch sowieso viel zu groß geworden. Nur bis ich eine eigene Wohnung habe. Da bekommst du dann auch ein eigenes Zimmer und kannst mich besuchen, wann immer du willst.«
    Die dunkle Wolke drückte sich nun in meinen Bauch hoch und füllte ihn komplett aus. Von dort schob sie sich in meine Brust und legte sich auf sie wie ein Backstein. Mein Herz stolperte wie nach einem Sprint und ich hielt mir meine Hand auf die Stelle an der Brust, als könne ich es damit aufhalten. »Ach, Kleines, bitte reg dich nicht auf.« Jetzt legte mein Vater seinen Arm um mich.
    »Da siehst du, was du angerichtet hast«, zischte Lisa, zog mich Richtung Sofalandschaft und schob mich auf den großen Lesesessel. »Setz dich bitte dahin. Und atmen, atmen, atmen.«
    Die dunkle Wolke war nun in meiner Kehle angekommen. Ich konnte fühlen, wie sie ihre graue, rauchende Hand aus meinem Körper herausstreckte und langsam meinen Hals umschloss, der so ausgetrocknet war, dass ich kaum schlucken konnte.
    Ich wollte etwas sagen, brachte aber nur ein leises Krächzen zustande. Sofort sprang Lisa auf und kam mit einem Glas Wasser wieder: »Trink das.«
    Mein starker Vater, mein immer lachender Vater saß jetzt mit eingefallenen Schultern vor mir auf dem Hocker, der zu dem Sessel gehörte, und sah mich an, als hätte er Mist gebaut und würde nun eine Standpauke von mir erwarten.
    »Bitte, trink!«
    Ich streckte meinen Arm nach dem Glas Wasser aus, und obwohl ich mich ja bewegte, fühlte ich die Bewegung nicht. Ich hatte einen Roboterarm, der das Glas Richtung Mund führte. Das kalte Wasser rann meinen Hals hinunter und ich hatte Angst, dass es an der Stelle, an der die graue Hand sie mir zuschnürte, stecken bleiben könnte.
    Aber nichts dergleichen passierte und ich stellte das Glas wieder ab.
    Die dunkle Wolke war nun in meinem Kopf angekommen und löschte all meine

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