Stolz der Kriegerin
so lautlos wie ein Schatten zur Tür hinaus. Es war dunkel, doch das stellte für ihre scharfen Katzenmenschenaugen kein Hindernis dar. Mit ihnen entdeckte sie den Mann, der auf leisen Sohlen den Gang entlangschlich, ebenso schnell wie mit ihrer Nase und ihren magischen Sinnen. Da er blau war, stach er deutlich aus der schwarzen Wolke hervor, die von den Artefakten des nahen Giringar-Tempels erzeugt wurde.
Mit einem freudlosen Grinsen folgte Laisa ihm. So etwas hatte sie schon erwartet, da Fürst Tobolar es offensichtlich darauf angelegt hatte, die grüne Prinzessin jedem rachsüchtigen Kerl aus dem Süden vorzuführen. Nun fragte sie sich, ob dies auch Arendhars Absicht sein mochte, um sich auf diese Weise der ungeliebten Braut aus dem Westen zu entledigen, verneinte es aber sogleich. Der König von T’wool war ein Mann mit eiserner Disziplin, und ein gesiegelter Vertrag war für ihn heilig.
Also handelte Tobolar auf eigene Faust und war einfach nur zu aufgeblasen und dumm, um die Reichweite seines Tuns zu erkennen. Im Augenblick aber war der blaue Bursche wichtiger als der Fürst, der in seinen Gemächern den Rausch ausschlief, den er sich beim abendlichen Bankett angetrunken hatte.
Eben erreichte der nächtliche Schleicher die Tür, hinter der die Prinzessin ruhte. Da deren Zofe in Thilion geflohen war, um nicht mit über den Strom gehen zu müssen, schlief Elanah allein im Zimmer und war daher ein ideales Opfer für einen Meuchelmörder, der in der Lage war, den Riegel, den sie vorgelegt hatte, von außen zu öffnen.
Laisa fühlte, wie die Magie des Burschen aufflammte. Wie es aussah, beherrschte der Kerl die Gabe der Levitation, also konnte er Dinge Kraft seines Geistes bewegen. Besonders gut war er darin jedoch nicht, denn er keuchte, als trüge er eine schwere Last auf seinen Schultern. Trotzdem spürte Laisa, wie der Riegel zurückrutschte. Der Mann versetzte diesem einen letzten, geistigen Ruck, öffnete die Tür und trat vorsichtig ein. Dabei tastete er mit seiner Rechten nach einem verborgenen Dolch und zog ihn heraus.
Der giftige Geruch der Klinge ließ Laisa sofort handeln. Bevor der Kerl das Bett erreichen und die schlafende Prinzessin verletzen konnte, war sie bei ihm und bohrte ihre Krallen in die Hand mit dem Dolch. Er schrie auf und ließ die Waffe fallen, fing sie aber mit der anderen Hand auf.
Im gleichen Augenblick saßen ihm Laisas Zähne an der Kehle. »Eine Bewegung und ich beiße zu!«
Da sie den Unterkiefer nicht bewegen konnte, war ihre Aussprache undeutlich. Der verhinderte Meuchelmörder verstand sie jedoch auch so.
»Ich ergebe mich!«, schrie er scheinbar angsterfüllt, wollte aber im gleichen Augenblick mit dem vergifteten Dolch zustoßen.
Das hatte Laisa erwartet. Sie schlug ihm die Waffe mit dem rechten Fuß aus der Hand und ließ dann erst seinen Hals los.
»Es hat doch etwas für sich, wenn man beweglicher ist als so eine Glatthaut wie du«, sagte sie grinsend, während sie den fluchenden und schreienden Mann mit einer Hand festhielt und mit der anderen Hand und einem Bein eine Decke zerfetzte, um ihn mit den abgetrennten Stoffstreifen zu fesseln.
Der Lärm hatte die Prinzessin geweckt. Elanah kauerte am anderen Ende des Bettes und versuchte, die Dunkelheit mit ihren Blicken zu durchdringen. Doch sie vermochte erst etwas zu sehen, als ihr Bruder in den Raum stürzte, in der einen Hand sein Schwert, in der anderen eine Laterne.
Laisa bekam mit, dass Elandhor sie anstarrte, konzentrierte sich aber auf den Gefangenen, dem sie gerade die Hände auf dem Rücken zusammenschnürte. Dabei blieb sie auf der Hut, denn sie spürte, dass ihr Gegner noch nicht aufgegeben hatte. Der Blick des Attentäters suchte den Dolch, der zwei Schritte von ihm entfernt auf dem schwarzen Teppich lag, und sie spürte, wie er seine magischen Kräfte erneut einsetzte.
»Nimm den Dolch an dich! Aber Vorsicht, er ist vergiftet«, wies Laisa Elandhor an.
Der Prinz bückte sich, doch die Waffe hüpfte wie ein Frosch über den Boden auf die Prinzessin zu.
Laisa wollte den Gefangenen bereits töten, um dem bösen Spiel ein Ende zu machen, da fasste Elanah sich ein Herz und warf ihr Oberbett auf den Dolch. Ihr Bruder stellte sofort den Fuß auf die Stelle, an der sich die Waffe befand, und damit war der Meuchelmörder endgültig außer Gefecht gesetzt.
Der Kerl heulte vor Wut und überschüttete Laisa mit wüsten Beschimpfungen. Als er schließlich beim Geschöpf aus den Trögen Giringars angekommen
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