Stolz der Kriegerin
schwarze T’wool reisen. Dabei besitzt du doch die gleiche weiße Götterfarbe wie ich.«
»Von Wollen ist keine Rede!« Laisa fühlte sich für die Nixe verantwortlich und hätte diese gerne in deren Heimat gebracht, doch der Hohe Herr Khaton schien sie als sein Laufmädchen zu betrachten. Es gelang ihr aber, ihren Freunden in ruhigen Worten zu erklären, welchen Auftrag Khaton ihr erteilt hatte, und auch die Gründe für dieses seltsame Kommando.
Die sensible Naika weinte, als sie hörte, dass eine Prinzessin aus einem grünen Dämmerlandreich in das gefürchtete, schwarze T’wool geschafft werden sollte. Von Borlon waren einige zornige Flüche zu hören, während Ysobel ein ums andere Mal den Kopf schüttelte.
»Das ist doch Wahnsinn! Wie kann der mächtige Arendhar nur daran denken, ein schwaches und verweichlichtes Geschöpf aus dem Westen zur Frau zu nehmen? Er besudelt damit doch seinen gesamten Stammbaum, der bis jetzt nur aus tapferen Kriegern und Königen und stolzen, edlen Frauen besteht. Man wird keinem Sohn dieser Elanah das Recht auf die Nachfolge seines Vaters einräumen. Stattdessen wird Rakkarr von T’walun die Krone ergreifen, und das ist kein Mann, den ich mir auf den Thron des mächtigsten Reiches der Welt wünschen würde.«
»Warum?«, fragte Laisa, da sie hoffte, vielleicht hier eine Möglichkeit finden, diesen Brautzug zu verhindern.
»Rakkarr ist – wie vor ihm schon sein Vater – von der Überlegenheit des tawalischen Volkes so überzeugt, dass er in seinem Land keine Menschen anderer Farbe dulden wird. Er lässt uns Tivenga an den Grenzen abweisen und hat auch die Kessan, die Hirten des Südens, nicht in T’walun geduldet. Wenn Rakkarr auf den Thron von T’wool gelangt, müssen Hunderte meines Volkes aus dem Land fliehen. Zudem gibt es in T’wool eine Minderheit von einigen zehntausend blauen Wardan. Wenn die aus ihren angestammten Gebieten vertrieben werden, gibt es Krieg mit den blauen Reichen, und dann wird der gesamte rote Süden brennen.«
Ysobel hatte sich in Rage geredet, doch Laisa begriff, dass keiner dieser Gründe Khaton davon abhalten würde, Elanah hinüberzuschicken. Er würde es wahrscheinlich sogar begrüßen, wenn wegen dieser Sache im Osten Krieg geführt würde, denn das nähme den westlichen Reichen die Angst vor T’wool.
»Dann müssen wir hoffen, dass es König Arendhar gelingt, diesen Rakkarr daran zu hindern, nach seiner Krone zu greifen. Wir bringen das Mädchen auf jeden Fall auf die andere Seite!« Laisa wollte noch mehr sagen, doch da erschien Khaton wie aus dem Nichts und nickte ihr zu.
»Sehr gut! So will ich es haben. Ihr werdet euch noch heute auf den Weg nach Urdil machen. Vorher aber erhaltet ihr eure Ausrüstung.«
»Kann ich auch mit?«, fragte Naika.
»Natürlich nicht!«, antwortete Khaton abweisend.
Die Nixe schnaubte und funkelte den Evari aufsässig an. »Mir ist hier langweilig. Es gibt ja nicht einmal Fische in dem Teich!«
»Ich kann dich auch versteinern, wenn dir das lieber ist!«
Bevor Khaton dies jedoch in die Tat umsetzen konnte, griff Laisa ein. »Wenn du das tust, kannst du Elanah selbst über den Großen Strom bringen!«
Für Augenblicke wurden Khatons silberne Eirun-Augen vor Zorn dunkel, doch hatte er sich sofort wieder in der Gewalt. »Es war doch nur ein Scherz«, sagte er mürrisch und schnippte kurz mit den Fingern. Mit einem Mal war Naika von einem Schwarm Fische umgeben, die sie neugierig betrachteten.
»Reicht das? Oder soll ich dir auch noch ein paar Crohans in den See zaubern, damit du in Bewegung bleibst?« Khaton versuchte spöttisch zu wirken, verriet damit aber seine Anspannung.
»Wie schmecken Crohans?«, wollte Laisa von ihm wissen.
»Keine Ahnung! Ich esse nur selten Fisch. Die Viecher, die ich jetzt hier eingesetzt habe, sind harmlos. Es wird die Nixe beschäftigen, Futter für sie herbeizuzaubern, so dass ihr gewiss nicht mehr langweilig sein wird. Aber jetzt zu euch! Jeder von euch bekommt einen Tarnmantel der Eirun, der eure eigene Farbe vor Fremden verbirgt. Damit werden Leute, die eurer Feindfarbe angehören, nicht durch die eure gereizt.«
Auf ein Handzeichen des Evari erschien eines seiner kristallenen Dienerwesen und legte vier graue Kapuzenmäntel auf das felsige Ufer. Der kleinste von ihnen war für Rongi geeignet, die zwei mittleren für Laisa und Ysobel, und der größte für Borlon.
Rongi zwinkerte Laisa feixend zu. »Wenn es regnet, können wir Borlons Mantel als Zelt
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