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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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glauben lassen. Andernfalls müsste er sie nicht mit so tödlichen Waffen ausrüsten.
    Doch noch war Khaton nicht fertig. Zu guter Letzt griff er in seine eigene Tasche und zog eine mehr als armlange Schlange aus kunstvollem Metallgeflecht hervor, die sich in jede Richtung biegen ließ. Auffällig daran waren jedoch der kräftige Kopf mit klappbaren Kiefern und zwei nadelspitze Zähne, die halb so lang waren wie Laisas Daumen.
    »Strecke den Arm aus, Laisa«, befahl Khaton.
    Laisa folgte unwillkürlich und sah, wie der Evari die Schlange in die Luft warf. Das Artefakt drehte sich mehrmals um seine Achse, bog sich dann plötzlich und schoss blitzschnell auf Laisa zu. Diese spürte einen leichten Schlag gegen ihren Unterarm und sah voller Staunen, dass sich die Schlange mehrfach um ihn wickelte.
    »Das ist deine stärkste Waffe. Sie sieht wie ein einfaches Schmuckstück aus, und doch ist sie tödlicher als alles, was du sonst bei dir trägst!« Dabei flüsterte Khaton, als hätte er Angst, ein Unbefugter könnte mithören.
    Laisa musterte zunächst die Schlange, die sich sanft an ihren Arm schmiegte, und sah dann den Evari fragend an. »Und wie soll ich sie einsetzen, etwa meinen Gegner mit einer Hand packen und mit der anderen das Schlangenmaul aufklappen und ihn damit beißen?«
    »Ungläubiges Wesen!«, murmelte Khaton kopfschüttelnd, bequemte sich aber zu einer genaueren Anweisung. »Du erteilst der Springschlange einfach geistig den Befehl, nach vorne zu schnellen und deinen Gegner zu beißen. Dabei kannst du wählen, ob du ihn lähmen oder töten willst. Die Schlange springt etwa dreißig Schritte weit und durchschlägt auf neun Schritte den Schutzschirm der meisten Magier. Du könntest damit sogar Tharon gefährlich werden. Aber ihn lässt du gefälligst am Leben! Giringar müsste sonst einen neuen Evari berufen, und wir wissen nicht, wen er dann wählen würde. So, nun macht euch auf den Weg!«
    Ohne Vorwarnung veränderte sich die Umgebung, und Laisa fand sich über dem strömenden Wasser eines Flusses wieder. Über sich hörte sie Rongi quieken, der nicht besonders gerne nass wurde, während Borlon fluchte. Doch bevor sie in den Fluss fallen konnten, erschien unter ihnen ein etwa fünf Schritte langes Boot, und sie landeten auf dessen Boden.
    »Wenn ich etwas noch mehr hasse als gelbe Wichte, so sind es Magierscherze«, fauchte Ysobel, die mit einem Bein über der Bordwand hing und das zweite eben unter Borlon hervorzog.
    »Eigentlich dürfte ich es als Weißer nicht sagen, aber Khatons Handlungsweise erscheint mir arg gewöhnungsbedürftig«, keuchte der Bärenmensch und forderte Rongi auf, die Krallen einzufahren, mit denen dieser sich an ihn festgeklammert hielt.
    »Wo sind wir eigentlich?«, fragte Laisa und schaute sich um.
    »Ich würde sagen, auf dem Bärenfluss. Wenn mich nicht alles täuscht, werden wir noch heute in Urdil anlegen.« Borlon stieß ein missratenes Lachen aus und ergriff die Ruderpinne. Obwohl das Boot weder Segel noch Ruder besaß, schwamm es hurtig dahin und überholte in rascher Folge einige größere Schiffe, die flussabwärts unterwegs waren.
    ☀ ☀ ☀
    Der Evari schien es eilig zu haben, denn das Boot widerstand jedem Versuch, es ans Ufer zu lenken, und schwamm auch zur Mittagsstunde an einer Taverne vorbei, von der aus der Duft guten Essens herüberwehte.
    »So haben wir nicht gewettet«, rief Laisa empört und warf die Reste eines rohen Fisches über Bord. »Wenn der Herr Evari glaubt, er kann alles mit uns machen, hat er sich getäuscht. Eher springe ich in den Fluss und warte ab, was passiert.«
    Im selben Augenblick glaubte sie, ein spöttisches Gelächter zu hören. Sie sah sich irritiert um und begriff dann erst, dass es in ihrem Kopf entstand. Von den drei anderen schien es keiner zu hören.
    »Keine Sorge, ich lasse euch schon nicht verhungern«, klang Khatons Stimme in ihren Gedanken auf.
    »Das ist auch besser so. Aber was ist eigentlich mit unseren Pferden? Oder sollen wir zu Fuß nach T’wool gehen?«
    Erneut erhielt Laisa ein Lachen zur Antwort.
    »Greife in deine Tasche!«, forderte Khaton sie auf.
    Laisa griff in ihren Beutel, der an einem langen Riemen über ihrer Schulter hing, und hielt zwei hühnereigroße Kristallkugeln in der Hand, die völlig glatt waren.
    »Das sind Glasfallen, mit denen man große Dinge verkleinern und somit leicht transportieren kann. In der einen ist euer Essen, in der anderen sind eure Gäule. Gib aber acht, dass du die richtige

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