Stoppt die Hochzeit!
eines Hauses wegbrach. Weil sie es ihrem Vater versprochen hatte, verzichtete sie auf ein Semester an der juristischen Fakultät der University of Michigan, um sich um seinen Nachlass zu kümmern. Sie erinnerte sich noch daran, gedacht zu haben, wie gut es war, dass das Haus ihrer Eltern so sehr an Wert gewonnen hatte – Bauunternehmer errichteten rund um das Grundstück hochwertige Neubauten, in einer Gegend, die einmal als ländlich gegolten hatte.
Sie hatte allerdings nicht geahnt, dass das beeindruckende Anwesen, das hinter dem Haus ihrer Mutter erbaut wurde, den lüsternen Martin Castleberry beherbergen würde.
Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle runter. Wie wenig sie doch die Bitte ihres Vaters geachtet hatte. Ihre seltenen Besuche und Anrufe hatten ihre Mutter in die Arme eines notorischen Playboys getrieben. Ihre Augen wurden schmal, als sie daran dachte, wie der silberhaarige, ewig sonnengebräunte Castleberry den Arm um die Schultern eines vollbusigen Pin-Up-Girls legte. Der Mann war nicht mal gut genug, auch nur im Schatten ihrer Mutter zu stehen. Ihr Blutdruck schoss in die Höhe.
Es klopfte kurz, ehe Michaela die Tür öffnete. »Annabelle, das Taxi wartet, und deine Immobilienmaklerin ist am Telefon. Alles in Ordnung?«
Sie atmete tief ein, sodass der lose Metallbügel ihres BHs sich schmerzhaft in ihre Rippen drückte. Was verriet die Tatsache, dass sie nicht mal Zeit hatte, sich neue Unterwäsche zu kaufen, über ihr Leben? »Mir geht’s gut«, sagte sie mit überraschend fester Stimme, während sie den Bilderrahmen zurückstellte. »Tust du mir einen Gefallen, Mike?«
»Klar.«
»Sag alle meine Termine für nächste Woche ab.«
Die Augenbrauen ihrer Assistentin hoben sich. »Für die ganze Woche? Ein familiärer Notfall?«
Martin Castleberry würde den Namen ihrer Mutter – und ihren eigenen – nicht in den Dreck ziehen. Sie würde nach Atlanta fliegen und ihn als den leichtfertigen Abenteurer bloßstellen, der er war. Dann würde sie ihre Mutter zu sich nach Detroit holen. Sie reckte das Kinn. »Ja. Ich muss eine Hochzeit verhindern.«
Clay Castleberry zeigte mit dem Laserpointer auf die letzte und eindrucksvollste Kurve des Diagramms. »Wie Sie sehen können, hat der Risikokapitalfond von Munich-Tyre in den letzten acht Jahren den Dow-Jones-Index um sechs bis neun Prozent übertroffen.« Er hielt einen Moment inne, damit der französische Dolmetscher Zeit zum Übersetzen hatte, und überprüfte genau, ob auch jede Betonung angemessen wiedergegeben wurde. »Meine Partner und ich sagen voraus …« Es klopfte zaghaft an der Tür. Er drehte sich um und schluckte ein paar heftige Worte herunter, als die Empfangsdame den Kopf in den schwach beleuchteten Tagungsraum steckte.
»Mr Castleberry, Mr Jacobson möchte Sie sprechen.«
»Sagen Sie ihm, dass ich in einer Besprechung bin. Er soll eine Nachricht hinterlassen.«
»Das habe ich, Sir, aber er meinte, es sei dringend.«
Alle Alarmglocken gingen los, als sein Verstand sich einen schrecklichen Grund nach dem anderen ausmalte, warum ein Freund seines Vaters ihn so dringend in Paris erreichen musste. »Entschuldigen Sie mich bitte«, murmelte er und verließ den Raum mit langen Schritten. Er musste blinzeln, um sich an das helle Licht im Empfangsraum zu gewöhnen. Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren, als er nach dem Telefon auf dem Tisch griff und den blinkenden Knopf drückte. »Was ist los, Jake?«
»Tut mir leid, dich zu stören, Clay, aber ich muss gleich in meinen Flieger nach Neuseeland. Ich bin eine Weile nicht erreichbar und wollte mit dir reden, ehe ich weg bin.«
»Geht es Dad gut?«
»Was? Oh, ja, Martin wird uns noch alle überleben, der alte Gauner.«
Clay ließ erleichtert die Schultern sinken, doch die Anspannung kehrte schlagartig zurück, als Jacobson den typischen lauten Pfiff hören ließ, der immer kam, ehe er ihm erzählte, welchen Unfug sein Vater nun wieder angestellt hatte. Er warf einen Blick zu dem Raum voller reicher, internationaler Investoren, die er mitten in der Präsentation hatte sitzenlassen, und massierte sich den Nasenrücken. »Was hat er diesmal angestellt?«
»Er will heiraten.«
Clay fluchte. »Nicht schon wieder . «
»Ich fürchte schon. Dein Vater scheint der Ehe eigenartig zugetan zu sein.«
In diesem Fall war der Apfel ziemlich weit vom Stamm gefallen. »Wer zum Teufel ist es diesmal? Und sag mir bitte, dass sie volljährig ist.«
»Sie heißt Belle Coakley. Er hat mir
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