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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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Fahrrad der Kleinen. Eine Woche später wurde sie auf einer Kreuzung von einem Lastwagen erfasst. Sie wollte zu einer Freundin zum Spielen fahren. Die Bremsen hätten versagt, meinte die lokale Zeitung. Ein tragischer Unfall, mehr nicht. Ich möchte nicht wissen, in wie viele Einzelteile es das Mädchen zerfetzt hat. Wenn man einen überfahrenen Fuchs auf der Straße liegen sieht, weiß man, was Pkws für Schaden an lebendem Gewebe anrichten können. Was macht erst ein Lkw aus einem zierlichen Mädchen? Besser, man denkt nicht weiter darüber nach. Ich muss die Vorstellung auch immer wieder verdrängen. An jenem Abend, als ich den Artikel las, schlief ich ganz normal ein. Ich hatte einen Job durchgeführt und würde einen fetten Scheck dafür kassieren. Ganz alltäglich war der Abend dennoch nicht. Zugegeben, ich brauchte etwas mehr Schnaps und Nikotin, bevor ich ins Bett gehen konnte.
    In der Nacht , ich weiß es noch wie heute, grübelte ich einige Zeit über die Verhältnismäßigkeit der beiden angesprochenen Todesfälle nach. Ein fetter, alter, unbeliebter Bonze stirbt scheinbar an Altersschwäche, und die ganze Nation heult auf. Ein kleines, unschuldiges Mädchen, welches sein ganzes Leben noch vor sich hatte, stirbt einen brutalen Tod, und kein Schwein interessiert es. In diesem Fall konnte ich nicht lachen.
    Der findige Beobachter dürfte spätestens jetzt begriffen haben , dass ich bei meinen Jobs keine Hemmungen verspüre. Ich schrecke vor nichts zurück und töte auf viele verschiedene Arten. Bestimmt haben die metaphorischen Dolchstöße in den Rücken ihren besonderen Reiz, dennoch bevorzuge ich bei meinen Todeskandidaten die klassische Hinrichtung. Ich sehe ihnen in die Augen und lasse ihnen ein paar Sekunden, um sich mit Gott zu versöhnen. Danach spricht nur noch meine schwarze Desert Eagle, ein Grauimport aus den USA. Es war gar nicht so leicht, an dieses perfekt konstruierte Todeswerkzeug heranzukommen. Dafür braucht man Kontakte zu Typen, die selten die Sonne zu Gesicht bekommen. Sobald man aber diesen menschlichen Schmutz hinter sich gelassen hat und die Waffe zur Verlängerung deines Armes wird, weiß du, dass es den ganzen Ärger wert war.
    Die Pistole und ich gingen auf Anhieb eine Symbiose ein. Eine Verschmelzung aus Metall und Fleisch. Betätige den Abzug, und du bist der Tod für jeden, der unvermittelt in die Schussbahn gerät. Deine Knochen vibrieren unter dem Rückstoß der Waffe; du bist der Meister der Schöpfung.
    Im Laufe der Jahre wurden meine Exekutionen zu einem Ritual. Wenn man ein paar Menschen auf dem Gewissen hat, kennt man die Mechanismen des Todes. Es gibt Dinge, die man in Film und Fernsehen nicht lernt. Zum Beispiel ist ein Kopfschuss nicht immer tödlich. Deine Opfer gehen davon wie in einem Actionfilm zu Boden, sind allerdings nicht zwingend tot. Manche fallen ins Koma, andere leben einfach weiter mit einem beschissenen Loch im Kopf, als ob nichts passiert wäre. Und wieder andere mutieren zu einer grauenhaften Lebensform, einer Art Zombie. Die Kugel durchtrennt einige ihrer wichtigsten Nervenbahnen. Sie können nicht mehr klar denken oder sich an irgendetwas erinnern, aber sie atmen noch und stöhnen und sabbern. Manche können sogar noch laufen. Als mir so etwas das erste Mal passiert ist, ging mir der Arsch gehörig auf Grundeis. Das können Sie mir glauben.
    Ich hatte einen Auftrag in Rom und musste so einen kleinen Italo-Gangster erledigen, der in einem Prozess gegen die ‚Familie‘ ausgesagt hatte, um sich selbst freizukaufen. Nachdem ich den Kerl scheinbar umgepustet hatte und mein Geld abholen wollte, hörte ich in meinem Rücken ein Röcheln.
    D er Spagetti stand wieder aufrecht hinter mir und sabberte sein geschmackloses Seidenhemd voll. Das rote Loch in seinem Schädel funkelte mich höhnisch an. Ätsch, das war wohl nichts! Der Gangster breitete seine Arme aus und wollte nach mir greifen.
    Ich taumelte hilflos nach hinten, wusste nicht, was ich tun sollte.
    An seinem geifernden Maul bildeten sich Luftblasen. Er wollte etwas sagen, fand aber seine Stimme nicht.
    Ich dachte damals, Gott w olle mich strafen. Er hatte einen Toten zurückgeholt, um nun mich zu holen. Ich sah keinen Ausweg, zielte erneut mit zittrigen Händen auf den Kopf des Zombies. Der erste Schuss streifte nur sein linkes Ohr. Blut stob auf und legte sich in feinen Tropfen an die weiße Wand hinter ihm. Den Untoten interessierte das herzlich wenig. Er wankte einfach weiter auf mich

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