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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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längst ohne ihn weitergezogen.
     
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3
     
    Der
Heimkehrer
     
    D eprimiert
stapfte Stanislaw den Berg hinunter, um an der Straße als Anhalter weiter zu
kommen. Nach einigen Stunden Wartezeit hatte er Glück: Ein alter Lastwagen, auf
dessen Ladefläche zwischen Säcken und allem möglichen Hausrat zahlreiche in
Lumpen gehüllte Frauen und Männer saßen, nahm ihn auf. Es war ein ehemaliger
Truppentransporter, dessen Seitenflächen mit weißer Farbe und dem Schriftzug Wir
fahren heim nach Polen - ade Hitler-Deutschland versehen worden waren. Mit
einigen aus der Ruine stammenden Goldstücken konnte er den Fahrer bezahlen.
Aber mangels Treibstoff blieb der LKW schon nach zweistündiger Fahrt liegen und
Stanislaw stand erneut auf der Straße. Doch abermals hatte er Glück, denn es
dauerte nicht lange, bis er von anderen Heimkehrern dank der Goldmünzen
mitgenommen wurde. So traf er nach etwa einer Woche in seinem kleinen
Heimatdorf Olszanka im Nordosten Polens ein. Viele Häuser waren dort
während des Krieges zerstört worden, aber sein Elternhaus war unversehrt
geblieben, und die Eltern schlossen ihren schon tot geglaubten Sohn dankbar in
die Arme.
     
    Rasch gingen die Jahre dahin. Stanislaw war inzwischen 25
Jahre alt und heiratete 1951 seine alte Jugendliebe Olga Piechutta. Obwohl er
vor seiner Verschleppung eine gute Arbeitsstelle hatte, fand er nun keine
Arbeit und musste sich mit Gelegenheitsjobs begnügen. Nach fünfjähriger Ehe
schenkte ihm Olga einen Sohn; sie nannten ihn Miroslav.
    Unter der Misswirtschaft der Kommunisten brach über Polen
eine schwere Zeit herein. Stanislaw konnte seine kleine Familie nicht mehr
ausreichend ernähren, es mangelte an allem, was zum Leben notwendig war. Eines
Tages machte er die Bekanntschaft von zwei Männern, denen es trotz der
miserablen Wirtschaftslage recht gut zu gehen schien.
    »Komm doch mit uns, wir können dich gut brauchen«, sprach
ihn einer dieser Männer an.
    »Und was kann ich für euch tun?«, fragte Stanislaw nach.
    »Wir holen uns alles, was wir zum Leben benötigen. Du
erfährst schon früh genug, wenn es wieder los geht«, antwortete der Mann.
    Stanislaw sagte seine Beteiligung zu, ohne genau zu wissen,
was beide Männer vorhatten. Er benötigte nun einmal Geld, viel Geld, um mit
seiner Familie bei den ständig steigenden Preisen überleben zu können. Arglos
wie er war, geriet er so in den Sog einer kriminellen Bande, die anfangs nur
Einbrüche in Geschäftshäuser und Villen wohlhabender Leute verübte, später auch
nicht vor Raubüberfällen auf Banken und Bahnreisende zurückschreckte. Als
Stanislaw klar wurde, auf was er sich da eingelassen hatte, wollte er wieder
aussteigen, doch seine neuen ›Freunde‹ warnten ihn davor, eigene Wege zu gehen,
und drohten ihm sogar mit der Liquidierung. So wurde aus dem einstigen
Maurergesellen und Naziopfer Stanislaw Strogulski ein rücksichtsloser
Verbrecher, und da er von halben Sachen nichts hielt, arbeite er sich
allmählich sogar zum Bandenchef empor. Aber genau wie seinen Kumpanen wurde
auch ihm das zum Verhängnis.
     
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ZWEITES BUCH
    Viele Jahrzehnte später
     
    Die silberne Schatulle des Doktor Curtius
     
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Teil 1

4
     
    Ein verhängnisvoller Tag
     
    R echtsanwalt Frank Seiffert
brach zusammen mit seiner Frau Almut und dem 12-jährigen Christian schon lange
vor Sonnenaufgang zur jährlichen Urlaubsfahrt in den Süden auf. Sie alle
fühlten sich noch unausgeschlafen und verließen mit verdrießlichen Gesichtern
bereits gegen zwei Uhr morgens ihr Haus im schwäbischen Burgstadt, konnten
deshalb München noch vor Einsetzen des morgendlichen Berufsverkehrs umfahren.
Um diese Zeit herrschte nur wenig Verkehr auf der A8 in Richtung Salzburg,
sodass sie mit ihrem Wohnmobil zügig vorankamen. Kurz hinter München dämmerte
bereits der neue Tag, und die rötliche Färbung des Himmels im Osten kündigte
den baldigen Sonnenaufgang an.
     
    Als der Wecker ertönte, hatte sich Christian mit
ärgerlichem Schwung nochmals auf die andere Seite gedreht. Sonst war er in den
Ferien morgens immer der Erste im Bad und hatte sich auf jeden Tag gefreut.
Aber heute? Warum mussten seine Eltern regelmäßig in den Schulferien in den
Urlaub fahren? Schon das Wort Urlaub konnte er nicht ausstehen. Die 7.
Gymnasialklasse hatte er geschafft, und als Belohnung für

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