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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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achtstelligen Zahlen. Zugleich stieg ein ungeheuerlicher Zorn in Ryan auf, wenn er an Lawren McGraths rücksichtslosen Verrat zurückdachte. Um seinem angestauten Ärger weiter Luft zu machen, sagte er laut und trotzig: „Und dann gibt es noch sein feiges Muttersöhnchen. Er darf von mir aus in einer stinkenden Müllgrube verrotten!“
    „Aidan sollte noch weniger hart bestraft werden“, erwiderte Kimberly prompt.
    Ryan verstand sie einfach nicht. Seit dem Angriff war immer wieder dieselbe Diskussion aufgeflammt und besonders Aidan nahm sie immer wieder in Schutz. Kimberlys Sichtweise unterschied sich überhaupt sehr von Ryans, was stets zu weiterem Zwist in der Diskussion über die McGraths führte.
    „Schon gut, bei diesem Thema scheiden sich die Geister, das wissen wir“, flüsterte seine brünette Freundin diesmal und atmete tief durch. „Ich habe es dir schon mehrmals gesagt und irgendwann wirst du es auch verstehen, hoffe ich.“
    „Auch das wissen wir schon“, antwortete Ryan leicht gereizt, denn diesmal wollte er nicht nachgeben. Er drehte sich zu Kimberly um. „Aidan hat mit seinem Vater die Seite gewechselt und das kann nichts und niemand ändern. Das ist eine Tatsache! Der verfluchte Schnösel dachte doch schon immer, er wäre besser als alle anderen. Und vergiss nicht, er hätte an diesem Tag beinahe jemanden getötet ... außerdem konnte er meinen Urgroßvater noch nie wirklich leiden.“
    „Ryan, jetzt übertreib nicht“, schnaubte Kimberly, sie war verärgert und fühlte sich absolut missverstanden. „Du kennst die Wahrheit ganz genau und ich hoffe, dass du sie eines Tages verstehst und auch akzeptieren kannst. Ich verstehe, dass du wütend bist und einen Schuldigen suchst, doch das sollten weder Aidan noch Lawren sein. Du hast deinen Urgroßvater verloren und ich weiß auch nicht, was ich in deiner Situation machen würde, aber umgebracht hat ihn letztendlich MacDermot. Ich gebe ja zu, Aidan hat nicht immer alles richtig gemacht, aber du hast ihm trotzdem letzten Winter das Leben gerettet, als er bei eurem Streit in den See fiel, weil selbst er das nicht verdient hatte. Ja … er hat mich … also, er hat zu mir … ach, du weißt schon …“
    „Er hat dich eine nervige Besserwisserin genannt … immer und immer wieder“, half Ryan aus und konnte Kimberlys Argumentation einfach nicht begreifen.
    „Ja, genau“, sprach sie weiter, als wäre es das Normalste auf der Welt. „Aber denke daran, du hast dir bereits die Antwort selbst gegeben. Aidan ist feige, das ist er, seit wir ihn kennen. Er hat stets den bequemsten Weg gesucht, aber warum er das gemacht hat, wissen wir nicht. Ich glaube, es war wegen seines Vaters. Ich denke auch, Ramon MacDermot hat die Familie McGrath unter Druck gesetzt, sonst wäre es nie soweit gekommen. Vielleicht … aber nur vielleicht … hätte ich in seiner Position genauso gehandelt, wer weiß.“
    „Kimberly!“, platzte es empört aus Ryan heraus. Mit großen Augen musterte er seine Freundin.
    „Ich meine es ernst“, bedeutete sie ruhig.
    „Ich auch … denn du spinnst! Aber es liegt wohl daran …“, erklärte Ryan aufgebracht und ballte die Hände zu Fäusten, „… du glaubst, weil ich keine Eltern habe, kann ich es nicht nachempfinden. Hab ich recht?“
    Die Antwort blieb Kimberly ihm schuldig, denn in jenem Moment schrillte ein hohes Klingeln durch den Gang und kündigte den Beginn der Verhandlung an. Abrupt wandten sich beide um und liefen zu Kendra und Rossalyn hinüber.
    Ryan seufzte verzweifelt und kämpfte vorerst seine Wut nieder. Streit konnte er am heutigen Vormittag – und beim Gedanken an seine Zeugenaussage – überhaupt nicht gebrauchen. Er wusste genau, dass er sachlich bleiben musste, und durfte sich keinesfalls von seinen Gefühlen leiten lassen. Dennoch war die Sache für ihn noch lange nicht beendet und er würde spätestens am Abend ein ernstes Wort mit Kimberly wechseln. Ganz egal, woher sie ihre plötzlichen Sympathien für die Familie McGrath nahm, er war nicht der gleichen Meinung.
    Mit schnellen Schritten folgte er Kimberly und den beiden Frauen in den Verhandlungssaal. Zusammen setzten sie sich in die zweite Stuhlreihe. Kendra nahm neben Rossalyn Platz und hielt ihre Hand fest, während sie beruhigend auf ihre jüngere Schwester einredete und Ryan flüchtig ein begrüßendes Lächeln schenkte. Kendra O’Neill war ein älteres Ordensmitglied und früher oft bei seinem Urgroßvater zu Gast gewesen. Sie wohnte, genau wie

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