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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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glaubte allmählich Kimberlys neue Sichtweise zu verstehen, doch innerlich war er noch nicht bereit, diese vollständig zu akzeptieren. Möglicherweise kam auch daher die Furcht und …
    „Wir reden später drüber“, murmelte Kimberly und diesmal nickte er erleichtert. Die Verhandlung hatte Vorrang, erinnerte sich Ryan und versuchte sich auf das Kommende zu konzentrieren.
     
    „Angeklagter“, dröhnte die Stimme des neuen Großmeisters Hinthrone durch den großen Saal. Sie wurde von den Wänden zurückgeworfen und brachte die tuschelnden Zuschauer endgültig zum Verstummen. Zufrieden fuhr Hinthrone fort. „Fürs Protokoll … Ihr vollständiger Name lautet Aidan Kendrik McGrath, geboren am 30. Juni 1992 und seit zwei Monaten inhaftiert in Llŷr?“
    Es folgte eine ungewöhnliche Stille, die Zuschauer schienen gespannt auf die Antwort zu warten.
    Aidan zuckte bei diesen Worten jedoch zusammen und schluckte mehrmals, um seine trockene Kehle zu befeuchten. Das letzte Wasser hatte er gestern Abend in seiner Zelle getrunken, die gerade einmal Dreiquadratmeter groß war und kein Fenster besaß. Dazu hatte man ihm wie jeden Tag eine alte Scheibe Brot gegeben, die er nur herunterbekam, weil er sie im Wasser aufweichte und dies wiederum auch nur, weil er seiner Mutter vor seiner Verhaftung ein Versprechen gab. Er sollte auf sich aufpassen, immer tun, was von ihm verlangt wurde, seine Würde und Ehre bewahren und vor allem immer brav essen. Doch jene gut gemeinten Ratschläge hatten schon seit Beginn seiner Inhaftierung keinen Sinn mehr für ihn gehabt. Zumindest die Nahrungsaufnahme hatte er in seiner stickigen und dunklen Zelle befolgt.
    Dass er bislang nicht wie viele seiner Mitgefangenen der Inselfestung durchgedreht war, lag vermutlich nur an seinem Gelöbnis. Aidan hatte für seine Mutter nicht aufgegeben und stets den schrecklichen Schreien gelauscht, dessen Widerhall selbst du die dicken Mauern tönte, und sich dabei Mut zugesprochen, dass er niemals schreien würde. Er wollte den Wärtern niemals Schwäche zeigen. Auch dann nicht, wenn sie einmal am Tag mit dem vollen Wasserbecher und dem ekelhaften Brot zu ihm kamen und ihrem Frust durch Faustschläge und Fußtritte freien Lauf ließen. Meist verschwanden sie schnell wieder, während er in der Dunkelheit alleine zurückblieb, verängstigt, von Schmerzen geplagt und fast am Ende seiner Kräfte.
    Bei der bloßen Erinnerung daran und an den grauenhaften Transport zu den hier eingebauten Kerkerzellen bebte Aidan am ganzen Körper, während ein kalter Schauer nach dem anderen über seinen Rücken schoss. Zusammen mit den anderen dreizehn Männern war er eingepfercht auf einem Motorboot von der Gefängnisinsel an die Küste verschifft worden. Vor Angst zitternd hatte er am Boden des Bootes gekauert. Anschließend war er auf einer neunzigminütigen Fahrt in einem alten Lieferwagen an der steinigen Küste entlang, nach Galway gebracht worden.
    Aidans Hoffnung, am heutigen Tag auch endlich seinen Vater wieder sehen zu können, den er seit seiner Gefangennahme nicht mehr gesehen hatte, war dabei von Anfang an wie eine Seifenblase zerplatzt. Lawren war unter strengster Bewachung und getrennt von seinem Sohn in die Provinzhauptstadt gebracht worden und fristete die unendlichen Stunden bis zu eigenen Verhandlung in einem extra abgeschotteten Raum unter permanenter Aufsicht. Aidan hatte lediglich einen kurzen Blick auf die verschlossene Tür werfen können, als man ihn grob die Stufen nach oben schubste.
    „Werden Sie nun antworten?“, holte die nachdrückliche und ungeduldige Stimme des Großmeisters Bartholemeus Hinthrones Aidan zurück in die schmerzliche Gegenwart. Diese Ungeduld wurde durch eine Ohrfeige eines Bewachers unterstrichen und Aidan biss sich mit einem Anflug von Wut auf die Zunge. Seine Wange brannte heftig.
    „Los, mach schon, du dreckiger Abschaum!“, befahl die zweite Wache auf der anderen Seite von Aidan.
    Weil er befürchtete, er würde sie mit seinem Schweigen mehr als nötig reizen, fuhr er sich zuerst nervös mit der Zunge über die rissigen Lippen. In den Augenwinkeln nahm er seine geliebte Mutter wahr, die ihn beobachtete und schließlich krächzte er leise: „Ja … mein Name lautet … Aidan Kendrik McGrath.“
    Diese sieben Worte waren die Ersten, seit unendlichen acht langen Wochen, und er erschrak über seine eigene Stimme. Er hörte sich fremd an, doch irgendwie auch vertraut. Stockend bestätigte er dann die restlichen Fragen fürs

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