Strafzeit
Vermutlich hat er ihn auch deshalb für diesen Mord ausgesucht.«
Hubertus schüttelte den Kopf. »Ein Kriegsdienstverweigerer im Schützenverein, tsss. Also, zu meiner Zeit …«
Martinas scharfer Blick brachte ihn zum Verstummen.
Klaus ließ sich nicht beirren. »Dafür kann der Schützenverein aber nichts. Immerhin haben die ihn vor wenigen Monaten rausgeschmissen, weil er als Kassenwart offenbar Geld veruntreut hat. Er brauchte wohl wirklich dringend Knete.«
»Und welche Rolle spielte Claudia Mielke in diesem ganzen Theater?«, fragte Edelbert und zerknautschte seinen Becher, nachdem er den Grog in zwei Zügen hinuntergekippt hatte.
»Die war völlig ahnungslos. Dabei wollte sie ja gar nichts mehr von ihrem Mann. Indem sie Ziegler mit dem Vorwand abwies, ihre Ehe retten zu wollen, lieferte sie den Gatten paradoxerweise ans Messer – ohne es zu wollen und zu wissen«, erklärte Klaus.
Dann setzte er sein fiesestes Grinsen auf: »Die war schon wieder mit einem neuen Lover zugange, als ihr Mann gerade im Eisstadion erschossen wurde. Mit Gerber.«
»Und derweil glaubte Ziegler, nun freie Bahn zu haben. Doch als er Claudia Mielke wieder den Hof machte, wies sie ihn erneut ab. Ziegler jedoch hörte nicht auf, ihr aufzulauern, und machte die Entdeckung, dass sie eine neue Affäre am Laufen hatte«, ergänzte Hubertus.
Klaus nickte. »Ziegler war völlig außer sich und nahm sich in seiner Eifersucht diesen Sportstudiofuzzi Gerber vor … Doch Klingler, Mielkes Killer, hatte erst eine Anzahlung gesehen. Obwohl Ziegler ja kaum Geld gebraucht hat, war er nicht flüssig. Ein guter Teil seines Vermögens ist nämlich für Geschenke an Claudia Mielke draufgegangen.«
Hubertus schüttelte den Kopf. »Der war total verrückt nach der Mielke. Na ja, verschroben, zurückhaltend, wahrscheinlich noch nie ’ne Frau gehabt …«
»Und dann musste er sich sogar von seiner Mutter Geld ausleihen, um den Killer zu bezahlen«, fügte Klaus hinzu.
»Auf jeden Fall war er dann beim zweiten Mal gezwungen, selbst Hand anzulegen«, meinte Hubertus. »Und zwar von hinten mit einer Eisenstange. Aber als Mörder war er zum Glück ein Stümper. Gerber geht es nämlich wieder besser.«
Dann winkte er lässig einem klein gewachsenen Mann zu.
»Wer war das denn?«, fragte Martina.
»Das ist der Bordellbesitzer Häringer«, erläuterte Klaus.
Martina schüttelte nur noch den Kopf. Wahrscheinlich musste sie künftig auf ihren Vater aufpassen – und nicht umgekehrt.
»Und ihr zwei Helden habt die beiden zur Strecke gebracht?«, mischte sich Edelbert wieder ein und lachte dröhnend los.
Hubertus winkte ab. »Na ja. Ein bisschen Glück braucht man bei detektivischen Ermittlungen schon. Hätte Martina nichts gesagt, wären wir wahrscheinlich nicht so schnell auf Peter und damit auch auf Ziegler gekommen.«
Klaus leerte seinen Becher und ergänzte: »Zumal ja manches für Claudia Mielke als Auftraggeberin des Mordes sprach. Schon wegen dieser Lebensversicherung, die ihr Mann verhökern wollte.«
»Sagt mal? Woher wisst ihr diese ganzen Details eigentlich?«, fragte Martina.
Hubertus grinste vielsagend. »Immerhin haben wir den Fall gelöst. Da haben uns die Kommissare Müller und Winterhalter doch glatt heute Morgen zum Beamtenfrühstück aufs Revier eingeladen. Herr Winterhalter hat uns seine selbst gemachte, wirklich delikate Wurst angeboten. Der ist Nebenerwerbslandwirt. Ein interessanter Typ. Hat geschmunzelt, weil er mit seiner Vermutung, die Rocker könnten was damit zu tun haben, auf der richtigen Spur war. Wenn auch nur indirekt … Zum Mörder wurde ja dann ein Zivildienstleistender – und nicht die Rocker. Sie hatten Peter Klingler Geld geliehen und wollten es zu Wucherzinsen zurückhaben. Klingler wusste, zu was sie fähig sind – und daher musste er das Geld unbedingt auftreiben.«
Klaus setzte seinen durchdringenden journalistischen Blick auf. »Huby wollte mich ja wieder zurückhalten. Aber ich war so frei und hab die Kommissare gefragt, ob wir die Vernehmungsprotokolle des Falles lesen dürfen. Die waren so dankbar, dass sie das Ganze abschließen konnten, dass sie uns diese Bitte nicht abschlagen wollten.«
Hummel schaute derweil bangen Blickes aufs Eis, wo der Schiedsrichter eben das Bully zur Verlängerung freigegeben hatte.
Beide Mannschaften suchten angesichts dessen, was auf dem Spiel stand, nicht mit allen Mitteln die Entscheidung. Die Spannung war kaum auszuhalten. Der Schwenninger Trainer schrie sich mit
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