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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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berechtigt, ein Casino zu besuchen, aber in dieser Zeit schon zum Spieler geworden.«
    Ein, zwei Runden musste die Eismaschine noch drehen, dann konnte es mit der Verlängerung weitergehen. Die beiden Fanlager stimmten sich schon wieder mit Sprechchören ein – weshalb Klaus nun erneut brüllen musste.
    »Und dass er sich dann bei diesen Rockern anbiederte, weil er dazugehören wollte, war der Anfang vom Ende. Sie haben ihn zu irgendwelchen Kurierdiensten benutzt, ihn aber nie ernst genommen. Schon zum Hangaround hätte er es nie geschafft, von einem vollwertigen Mitglied ganz zu schweigen. Einen solchen Sticker, wie er ihn an seiner Jacke hatte, kann aber eben jeder Loser tragen.«
    Martina begann, leise vor sich hin zu schluchzen. Hubertus legte wieder den Arm um sie – so hilflos, wie das Väter eben tun. Doch auch in einem solchen Moment konnte er nicht ganz verbergen, dass er eigentlich mit den Gedanken schon wieder beim Spiel war.
    »Willy wird das entscheidende Tor machen«, verkündete er dann.
    Seine Tochter schob empört den väterlichen Arm von sich weg.
    »Danke für euer Einfühlungsvermögen«, sagte sie, während Klaus weitererzählte.
    »Peter wurde recht schnell spielsüchtig! Er lieh sich Geld, viel Geld bei diesen Rockern, die für ihre Wucherzinsgeschäfte bekannt sind. Das war gewissermaßen sein ganz persönlicher ›Highway to hell‹ … Und als sich bei ihm im Casino einfach keine Glückssträhne einstellte und die ›Heroes‹ mit immer mehr Nachdruck ihr Geld forderten, musste er irgendetwas tun …«
    »In meiner Klasse war der Klingler nie«, betonte Hubertus. »Der hätte jedenfalls für Geld fast alles gemacht. Das merkte Ziegler, und er heuerte Klingler schließlich als Killer für Mielke an. Er wusste von dessen Kontakten zur Rockerszene und glaubte so, das Hindernis für seine Liebe zu Claudia Mielke beseitigen zu können.«
    »Ich fass es einfach nicht«, schluchzte Martina.
    »Nicht mehr weinen, Kleines«, beruhigte sie Hubertus. »Dein Peter war in einer verdammt verzweifelten Lage. Er schuldete diesen Rockertypen schließlich mehr als fünfzigtausend Euro.«
    »Mich wundert, dass er Ziegler nicht erpresst hat, nachdem er von ihm den Auftrag bekommen hatte. So hätte er doch vielleicht auch an Geld kommen können«, überlegte Klaus. »Einfach sagen: Danke für den Auftrag. Und jetzt rück die Kohle raus, sonst gehe ich mit meinem Wissen zur Polizei …«
    »Wahrscheinlich hat er gewusst, wie fanatisch Ziegler ist«, mischte sich Burgbacher ein. »Spätestens mit diesem Schlag auf den Kopf von Gerber an der Brigach hat der doch bewiesen, dass er alles aus dem Weg räumt, was seine Liebe zu dieser Mielke behindert. Tja«, dröhnte Edelbert, »die Liebe mal wieder – die stärkste Kraft überhaupt!«
    »Vielleicht hatte Peter tatsächlich Angst, dass ihm Ziegler etwas antut, wenn er den Auftrag nicht ausführt«, meinte Hubertus, den jetzt das schlechte Gewissen gegenüber seiner Tochter ereilte.
    Irgendwie musste er seine pauschale Peter-Kritik relativieren … »Und dann diese Rocker – mit denen war auch nicht zu spaßen«, suchte er nach Verständnis für Martinas Freund. Oder vielmehr Exfreund, wie Hummel sich überlegte.
    Plötzlich beschäftigte ihn ein etwas absurder Gedanke: Musste Martina eigentlich noch mit Peter Schluss machen? Oder war die Verhaftung gleichbedeutend mit dem Ende der Beziehung?
    Seine Gedanken wurden von Klaus unterbrochen, der ihn beschimpfte: »Du wieder mit deinem moralischen Gelaber! Wo bleibt der Opferschutz? Eiskalt hat er den Mielke unter den Augen von Tausenden Leuten erschossen und hätte dabei gut und gerne noch andere töten können!« Der Journalist schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Ich meine ja nur«, verteidigte sich Hubertus schwach.
    »Moment mal«, unterbrach Edelberts Bass den kleinen Disput. »Wieso hat dieser Klingler den Mielke eigentlich im Eisstadion kaltgemacht? Vor so vielen Zeugen? Ich meine, da hätte man ihn doch leicht erwischen können.«
    »Stimmt«, antwortete Klaus. »Aber Ziegler wollte es so. Er wollte unbedingt neben dem Opfer sitzen, weil er glaubte, damit unverdächtig zu sein. Und außerdem hat er fast so einen Sinn für Dramaturgie wie du, Edelbert. Klingler konnte sich mit seiner Sanitäteruniform im Eisstadion frei bewegen. Von schräg hinten hat er dann auf Mielke geschossen. Dabei vertraute er auf seine Zielgenauigkeit. Klingler war immerhin früher mal Sportschütze – und Ziegler wusste das.

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