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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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das Geld, Ziegler?«, fragte Peter.
    Ziegler!
    Kollege Ziegler!
    Fast wäre Hubertus ein Schrei entfahren.
    Der immer so zurückhaltend wirkende Lehrer überreichte dem Zivildienstleistenden einen Umschlag.
    Die Bewegungen, das etwas Behäbige – ja, das war zweifelsohne Ziegler.
    Was machte der hier?
    Umständlich zählte Peter Klingler die Scheine im Umschlag, wirkte aber unzufrieden. »Ziegler, das sind nur fünfzehntausend Euro. Wir hatten fünfzigtausend für das Kaltmachen deines Kollegen vereinbart.«
    Kaltmachen?
    Hubertus glaubte kurz, sich verhört zu haben.
    Doch, er hatte tatsächlich »Kaltmachen« gesagt.
    Er warf Riesle einen Blick zu, doch dieser erwiderte ihn nicht, sondern hörte gebannt dem Dialog zu.
    »Zwanzigtausend hast du mir schon gegeben. Jetzt fünfzehntausend. Da fehlt doch noch was, oder kannst du nicht rechnen, Lehrer?«, verschärfte Klingler den Tonfall.
    Hubertus glühten die Ohren trotz der Kälte.
    Was nun? Auch Klaus zuckte hilflos mit den Schultern.
    Hummel überlegte: Jetzt war es wohl wirklich an der Zeit, Hilfe einzuschalten.
    Vorsichtig kramte er aus seiner Jackentasche den Geldbeutel hervor und tastete nach der Visitenkarte des Kommissars, die er im Casino erhalten hatte.
    Aus der anderen Tasche zog er das Handy und wählte die Nummer von Müller. Hoffentlich hatte er sich im Halbdunkel nicht verguckt.
    Währenddessen stritten sich die beiden Männer.
    »Peter, gedulde dich noch ein wenig. Gib mir noch eine Woche.«
    Klingler schien unwillig. »Auch ich habe meine Außenstände, Lehrer. Und mir gewährt man keinen Aufschub mehr.«
    Ziegler nickte. »Ich weiß, Peter. Spielschulden sind Ehrenschulden.«
    Hubertus geriet in Panik. Wieso meldete sich dieser Kommissar nicht?
    Immerhin beruhigte ihn, dass er gestern im Casino offenbar doch nicht halluziniert hatte.
    Dieses Bürschchen war gerade mal seit einem Jahr berechtigt, im Casino zu zocken, und hatte schon Spielschulden angehäuft.
    Kein Wunder. Wie schnell man davon süchtig werden konnte, hatte auch Hummel am Vorabend gesehen.
    Müller meldete sich nicht. Typisch. Wenn man die Polizei mal brauchte …
    Hubertus drückte den Knopf, um die Verbindung zu unterbrechen, und steckte das Handy wieder in seine Tasche.
    Das Wortgefecht zwischen Peter und Ziegler ging weiter und nahm an Dramatik zu.
    »Ich könnte dich jetzt über den Haufen schießen, Lehrer«, drohte Klingler und zog seine Pistole.
    Ziegler beschwichtigte eindringlich: »Davon hättest du keinen Nutzen, Peter. Hör mal, ich will fair mit dir umgehen. Du bekommst das Geld. Wenn ich mehr besitzen würde, hätte ich dir auch den Auftrag für diesen Fitnesstypen erteilt, der Claudia belästigt hat. Es war nämlich nicht einfach, das selbst zu tun. Aber ich musste es tun. Ich musste. Das verstehst du doch?«
    Hubertus und Klaus in ihrem Versteck waren fassungslos. Ziegler hatte also einen Mord angestiftet und einen weiteren selbst begangen – oder zumindest einen versuchten Mord, denn wie es Gerber ging, war ja unklar.
    Und wie war das mit Claudia?
    Ein Geräusch durchschnitt die Stille.
    Kein normales Geräusch. Eine Tonfolge.
    Di-dadi-dadi-dadi-dadaa – Mozarts »Kleine Nachtmusik«.
    Hubertus griff panisch nach seinem Handy.
    Verdammt! Warum hatte er das Gerät nicht auf lautlos gestellt?
    Kommissar Müller hatte Hubertus’ Nummer auf der Anzeige seines Telefons gesehen und rief zurück.
    Für sein Mobiltelefon hatte Hummel die Ruftonlautstärke Stufe vier eingegeben. Das reichte.
    Peter fuhr herum. »Mein Handy ist es nicht«, sagte er.
    Ziegler schüttelte den Kopf. »Ich brauche kein Handy.«
    Die beiden sahen sich um. Hubertus und Klaus wussten, dass sie keine Chance haben würden, und beschlossen, sich zu ergeben.
    »Nicht schießen!«, riefen sie, krochen hinter den Bäumen hervor und klopften sich den Schnee ab.
    »Hände hoch!«, brüllte Peter.
    Dann staunte er: »Bist du nicht der Typ, der mich aus Martinas Zimmer geschmissen hat?«
    Ziegler war nicht minder verblüfft. »Kollege Hummel. Sieh an.«
    »Habt ihr alles gehört?«, meinte Klingler. »Dann sollte ich euch jetzt wohl gleich kaltmachen.«
    Die beiden Freunde blieben die Antwort schuldig.
    Von fern ertönten Geräusche, die an eine Büffelherde erinnerten.
    Sie schienen näher zu kommen, und zwar rasch.
    Peter drückte seinen Zeigefinger gegen den Mund. Er bedeutete den Hobbydetektiven, still zu sein.
    Die Herde kam noch näher.
    Hubertus überlegte, doch dann konnte er einfach nicht anders.

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