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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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leise und ohne einen Anflug von Spott, »ich brauche deine Hilfe.«
    Ich schluckte gegen die rauchige Säure in meinem Hals an. »Ja, klar. Was?«
    Christophe kam noch näher, wenn auch nicht so nahe, wie er mir schon gewesen war. Trotzdem konnte ich seine Wärme fühlen. »Gib mir deine Hand.«
    »Oh nein, verdammt!« Graves verlagerte sein Gewicht, als wollte er mit mir zusammen zurückweichen.
    Aber ich blieb, wo ich war, stemmte sogar meine Fersen tiefer in die Erde. »Was willst du machen?«
    »Ich muss mir etwas von dir leihen. Du bekommst es wieder, versprochen. Es wird uns alle retten.« Seine leuchtend blauen Augen hielten meine fest. Bildete ich es mir ein, oder waren sie nicht ganz so kalt wie sonst? Er roch ebenfalls nach Rauch, doch darunter lag die Apfelkuchen-Note – Würze und Güte. Mein Gott, selbst nach alldem duftete er noch wie eine Bäckerei! »Diesmal gibst du mir die Schlüssel, Dru!«
    Was für niemanden außer Graves und mich einen Sinn ergeben haben dürfte. Ich hatte mich einmal geweigert, ihm zu vertrauen, und das endete damit, dass Sergej mich um ein Haar zum Mittagessen vernascht hätte. Jetzt waren wir mitten im Wald, wo Vampire nach uns suchten, ein Haufen verängstigter Jugendlicher in der Finsternis.
    Jungen, die ihr Bestes getan hatten, um mich zu retten. Die jetzt in der Cafeteria oder zur ersten Stunde unterwegs wären, gäbe es mich nicht.
    Also ehrlich, Dru, du bringst alle bloß in Schwierigkeiten, was?
    Ich benetzte meine trockenen rußverkrusteten Lippen. »Bringt es sie hier raus?«
    »Uns alle«, antwortete Christophe vollkommen sicher. »Ich muss lediglich etwas von dir leihen.«
    Was? Die Holzschwerter? Die hatte ich dagelassen, weil ich sie nicht mitschleppen konnte. »Okay, was?« Mein Hals war voll mit irgendetwas. Graves zog wieder an mir, doch ich blieb, wo ich war.
    »Du musst das nicht«, flüsterte Dibs, der schrecklich ängstlich klang. »Dru …«
    »Gib mir deine Hand!«, wiederholte Christophe. »Egal welche.«
    Ich nahm meinen linken Arm von Dibs’ Schultern. Blind streckte ich meine Hand in Christophes Richtung. »Ich weiß nicht, was du vorhast, aber tu’s!« Dabei lehnte ich mich an Graves, der nun auch zitterte. Ob es der Stress war, der mich auf den Beinen hielt, oder etwas anderes, konnte ich nicht sagen. »Sie kommen näher.« Woher ich das wusste, war mir gleichfalls schleierhaft – oder nein, nicht ganz, denn die Geräusche im Wald näherten sich: fieses keckerndes Gelächter und das Getrampel von Füßen in schweren Stiefeln.
    Warme Finger schlossen sich um mein Handgelenk. Christophe strich mit seinen Fingerspitzen in die Mitte meiner Handfläche, und ein komisches Gefühl schoss mir den Arm hinauf.
    »Christophe?«
    Er regte sich nicht. »Was, Skowroneczko moja? «
    »Wo warst du?« Bin ich ein Köder? Was hast du gemacht? Du hast gesagt, dass du weg bist, aber jetzt bist du hier.
    »Ich habe alles arrangiert, um dich holen zu kommen, mein kleines Vögelchen.« Seine Finger umklammerten mein Handgelenk fester und hoben es an. »Du glaubst doch nicht, dass ich dich im Stich lassen würde, oder doch?« Ich sah seine Zähne aufschimmern, und mit einem Mal begriff ich, was er vorhatte. Der Gedanke kam mir so unvermittelt und klar, dass ich wohl meinen Arm zurückgerissen hätte, wären da nicht meine Angst, meine Erschöpfung, meine Einsamkeit, mein Schmerz gewesen – und die Liste hätte sich noch fortsetzen lassen. Graves gab einen erstickten Laut von sich und hielt mich, als meine Beine einknickten.
    Im nächsten Moment trieb Christophe seine Zähne in mein Handgelenk, an der Stelle, an der man den Puls maß. Es fühlte sich an wie rostige Dornen, die mir in den Arm gestochen wurden. Der Schmerz rauschte über die Nervenbahnen in meinen Kopf.
    Es tat weh. Wer schon einmal so krank war, dass ihm Sterben ganz okay schien, weil es dann endlich aufgehört hätte, weiß, wie ich mich fühlte. Oder wer schon einmal erlebt hat, wie etwas in seinem Innern – etwas, das man vorher nie bemerkte und das tief in der Brust wurzelt – Millimeter für Millimeter auseinandergerissen wurde, ebenfalls. Unablässig wand es sich durch die Rippen und zurrte an den inneren Organen.
    Ich sackte zusammen. Eine eisige Welle erhob sich um das Medaillon meiner Mutter.
    Graves, der mich aufrecht hielt, stieß einen leisen hilflosen Laut aus. »Dru …«, flüsterte er.
    Das Ziehen war wieder da. Diesmal erstreckte es sich bis in mein Gehirn hinauf, arbeiteten

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